
Microsoft hat jetzt nach einer mehrmonatigen Pilotphase Dragon Copilot für Krankenhäuser und Praxen freigegeben. Der KI-Assistent für das Gesundheitswesen war seit Mai in fünf großen deutschen Krankenhäusern ausgiebig erprobt und weiterentwickelt worden. Die Software soll dabei helfen, den Dokumentationsaufwand für Ärzte erheblich zu senken, damit diese mehr Zeit für den Patienten haben.
Fünf große Kliniken bei Testversuch dabei
Zu den fünf Häusern gehörten die Berliner Charité, die Uniklinik Mannheim, das Klinikum Region Hannover (KRH), das Klinikum Stuttgart und das BG Klinikum Bergmannstrost Halle (Sachsen-Anhalt). Das Programm gehört zur neuen Generation von „Ambient Listening“-Anwendungen, die gerade einen Boom auch im Gesundheitswesen erleben. Mit der KI-Anwendung wird ein Arzt-Gespräch mit dem Patienten nicht nur aufgezeichnet und schriftlich transkribiert, sondern die KI strukturiert das Gespräch und erstellt so automatisiert formal korrekte medizinische Notizen, die für die Dokumentation, einen Arztbrief oder perspektivisch auch direkt als Daten in ein KIS einfließen können. Jedoch soll die KI nicht komplett autonom agieren. Das Gesprächsergebnis der KI muss vom Arzt überprüft und freigegeben werden.
Das Feedback ist durchweg positiv gewesen.
Insgesamt nahmen in den fünf beteiligten Kliniken laut Microsoft „Hunderte“ Ärzte an dem Pilotversuch teil, davon 50-70 in der Berliner Charité. Das Feedback sei durchweg positiv gewesen, berichtete Dr. Alexander Meyer, Professor für Künstliche Intelligenz in der Medizin an der Charité bei einem Pressetermin zum Abschluss der Pilotversuches. „Unsere Auswertungen zeigen, dass sich der Dokumentationsaufwand für das ärztliche Personal mit der neuen Technologie tatsächlich deutlich reduziert hat“, so der Mediziner bei einem Pressetermin zum Abschluss der Pilotphase. Genaue Zahlen aus dem Pilotversuch nannten aber weder Meyer noch Microsoft.
Steile Lernkurve für alle Beteiligten
Allerdings räumte Meyer auch ein, dass es sowohl für das Klinikum wie auch für Microsoft eine „steile Lernkurve“ gegeben habe. Im ersten Aufschlag löste das Produkt offenbar zunächst keine Begeisterung aus, die Nutzerquote sank zunächst in der Charité dramatisch. Grund war, dass die KI-Lösung mit einem bekannten Problem kämpfte, dem sogenenannten Halluzinieren. Gemeint ist damit, dass die KI einfach "wahrscheinliche" Ergebnisse erfindert, wenn sie bei der Erfassung Probleme hat. Erst als Microsoft massiv nachbesserte und auch die Charité gezielter mit direkten Schulungen auf die Kritik des Personals reagierte, habe sich das Blatt deutlich gewendet, erläuterte Meyer. Zum Ende der Pilotphase sei die Zustimmung sehr groß gewesen, so der Arzt.
Weil Microsoft einen Massenmarkt anpeilt, wird der Dragon Copilot nicht als medizinisches Produkt auf den Markt gebracht und benötigt daher keine Zulassung. Einen genauen Preis für das Produkt nannte Microsoft auf Nachfrage nicht, dieser sei von vielen Faktoren, etwa der Größe der Einrichtung abhängig.
Microsoft ist nicht das einzige Unternehmen, das KI-Assistenten zur medizinischen Unterstützung anbietet beziehungsweise entwickelt. So ist beispielösweise auch auch der dänische Anbieter Corti gerade dabei, seine Lösung „Co-Pilot“ in den deutschen Markt zu bringen.






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