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„Sprint-Doku“Kann Spracherkennungs-Software das Pflegepersonal entlasten?

Unter Leitung der Hamburger Fern-Hochschule (HFH) wurde untersucht, wie die Dokumentationsarbeit in der Pflege durch Spracherkennungs-Software beschleunigt werden kann. Die Ergebnisse liegen nun vor.

Eine Ärztin sitzt mit Headset vor einem Laptop und führt eine Tele-Sprechstunde durch.
agenturfotografin/stock.adobe.com
Symbolfoto

Das Forschungsprojekt Sprint-Doku untersucht, wie Beschäftigte in der Pflegedokumentation durch Spracherkennung und -steuerung Zeit einsparen können. Unter bestimmten Voraussetzungen kann so das Personal entlastet werden.

Im Rahmen des Projekts wurden unter der Leitung von HFH-Forschungskoordinator Heinrich Recken und HFH-Professor Dr. Wolfgang Becker zwei Technologien erprobt: die digitale Dokumentation und die auf Deep Learning und neuronalen Netzen basierende sprecherunabhängige Spracherkennung. Wie sich damit der Zeitaufwand für die Pflegedokumentation reduzieren lässt und was für die Umsetzung im Pflegealltag notwendig ist, wurde in sogenannten Experimentierräumen der Diakonie Ruhr in den Anwendungsfeldern Kurzzeitpflege, ambulante Pflege und Verwaltung untersucht.

Voraussetzungen für den erfolgreichen Einsatz

Damit die Pflegebeschäftigten die Technologien als Gewinn empfinden und in ihrem Arbeitsalltag anwenden, müssen laut Forschenden verschiedene Voraussetzungen erfüllt sein. Dazu zählen etwa arbeitsorganisatorische Anpassungen, das Schaffen von Freiräumen im Arbeitsalltag, die Unterstützung durch Vorgesetzte sowie regelmäßige Schulungen. Auch müsse erreicht werden, dass die Beschäftigten den Nutzen der Technologie erkennen und die damit verbundenen Vorteile auch als solche wahrnehmen, so Becker.

Auch sollten die Mitarbeitenden Freiräume nutzen können – zum einen, um die Dokumentation in einer diskreten Umgebung durchzuführen, zum anderen, um den Umgang mit der neuen Technik einzuüben. Insbesondere dabei sei die Unterstützung durch Fachexpert*innen wichtig, um die Pflegekräfte zu schulen und sie in der Anwendungsphase zu begleiten.

Fazit und Aussichten

Spracherkennung und Sprachsteuerung könnten die Beschäftigten bei der Dokumentationsarbeit deutlich entlasten. „Das kann letztlich dazu beitragen, die Arbeitsfähigkeit der Pflegebeschäftigten zu erhalten und die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit der Pflegewirtschaft insgesamt zu stärken“, so Becker. „Vor allem aber profitieren auch die Patientinnen und Patienten davon, wenn die Pflegenden weniger Zeit mit Verwaltungsaufgaben verbringen müssen.“

Durch Spracherkennung und -steuerung lässt sich in der Pflegedokumentation bis zu einem Drittel der Zeit einsparen, die bislang durch die langwierigere Eingabe per Tastatur aufgewendet werden muss. Das kann die Arbeit für Beschäftigte in der Pflege spürbar erleichtern. So lautet ein zentrales Ergebnis des Forschungsprojekts Sprint-Doku, das nun erfolgreich abgeschlossen worden ist.

Im Rahmen der Initiative Neue Qualität der Arbeit (INQA) wurde das Projekt durch das Bundesministerium für Arbeit und Soziales gefördert und von der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAUA) fachlich begleitet.

Das Forschungskonsortium bestand aus der Hamburger Fern-Hochschule (HFH; Konsortialführer), der Diakonie Ruhr GmbH (Anwendungspartner), Connext Communication (Pflegesoftware Vivendi), Nuance Communications (Spracherkennungssoftware Dragon Medical one), Management for Health INT (Forschungspartner). Sozialpartner des Forschungsprojektes waren die Diakonie und die Gewerkschaft Verdi. Die IDC - Wilhelm Löhe Hochschule für angewandte Wissenschaften Fürth übernahm die externe Evaluation.

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