
Der Deutsche Verein für Krankenhauscontrolling (DVKC) e.V., der Lehrstuhl für Controlling der Bergischen Universität Wuppertal sowie die Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft Curacon haben am Dienstag auf dem 1. Virtuellen Deutschen Krankenhauscontroller-Tag die aktuellen Ergebnisse ihrer gemeinsamen Studie zum „Controlling im deutschen Krankenhaussektor“ vorgestellt.
Digitalisierung im Controlling zeigt noch Luft nach oben
Die neunte Befragungsrunde der Studie zum Controlling im deutschen Krankenhaussektor – noch vor der Covid-19-Krise durchgeführt – hat als eines von zwei Fokusthemen die Digitalisierung im Controlling untersucht. Die Covid-19-Pandemie hat das Erfordernis der Digitalisierung im Krankenhaussektor und damit den Bedarf nach Transparenz für alle Fragen der Liquidität und Finanzierung noch weiter verschärft.
Die Ergebnisse der Studie belegen, dass das Controlling in großen Krankenhäusern erwartungsgemäß im Schnitt einen höheren Digitalisierungsstand aufweist als in mittleren und insbesondere kleinen Häusern. So verfügen fast 70% der Häuser mit über 600 Betten über ein systemübergreifendes Data Warehouse, aber nur knapp die Hälfte (49%) der Häuser mit weniger als 300 Betten. 36% der kleineren Häuser haben die Anschaffung eines solchen Systems darüber hinaus aktuell auch nicht in Planung. Zudem zeigt sich, dass der Umfang der automatisierten Bearbeitungsschritte bei Häusern mit einem Data Warehouse deutlich höher ist. Dies gilt sowohl für die Datenzusammenführung, die Datenaufbereitung und -analyse als auch für den Versand und die Bereitstellung der Berichte.
Gleichwohl ist festzustellen, dass in vielen Krankenhäusern auch mit Data Warehouse noch in erheblichem Umfang manuelle Aufbereitungen und Nacharbeit notwendig sind. Über 50% dieser Häuser haben die Berichtsprozesse noch nicht durchgehend digitalisiert. Bei manchen Bearbeitungsschritten sind es sogar bis zu zwei Drittel dieser Häuser. Obwohl die notwendige technische Basis vorhanden ist, besteht bei deren effizienter Nutzung und Umsetzung also noch Luft nach oben.
Controlling in der Pflege
Das zweite Fokusthema liegt auf dem Pflegecontrolling. Die Steuerung der Personalressourcen mit Blick auf die Vorgaben der Pflegepersonaluntergrenzen-Verordnung (PpUG-V) sowie die Ausgliederung der Pflegekosten aus dem DRG-System haben die Anforderungen für das „Pflegecontrolling“ in den letzten Jahren deutlich erhöht und damit auch die Bereitschaft der befragten Häuser forciert, spezielle Berichtsformate und Steuerungsprozesse umzusetzen. Während in der Studie 2014 erst 13% der befragten Häuser Instrumente zum Pflegecontrolling implementiert hatten, waren es 2018/2019 bereits 51% und 2019/2020 nunmehr 72%.
Gleichwohl steuert noch mehr als jedes vierte Haus den Personaleinsatz ohne solche Instrumente und Prozesse. Beim Reporting aus dem Pflegecontrolling stehen zumeist die Geschäftsführung und Pflegedirektion im Fokus. Auffallend ist, dass die operative Leitungsebene der Pflegebereichsleitungen und Stationsleitungen deutlich weniger ins Berichtswesen eingebunden ist. So erhalten in den befragten Häusern weniger als die Hälfte der Bereichsleitungen und weniger als ein Drittel der Stationsleitungen die relevanten Berichte und damit ein monatliches kennzahlenbasiertes Feedback. Im Gesamtbild zeigt sich, dass die Krankenhäuser auf die geänderten Regulierungen reagiert haben und gerade mit Blick auf die Pflegepersonaluntergrenzen zunehmend in der Lage sind, steuerungsrelevante Informationen bereitzustellen. Bei der Ausgliederung der Pflegekosten aus dem DRG-System ist die Entwicklung demgegenüber noch weniger weit fortgeschritten.
Zur Studie
Die Studie zum aktuellen Stand und zu den Entwicklungstendenzen des Controllings im deutschen Krankenhaussektor wird seit dem Jahr 2011 durch den DVKC, die Universität Wuppertal und Curacon* erhoben. Die von den verantwortlichen Forschern Prof. Dr. Nils Crasselt, Dr. Christian Heitmann und Prof. Dr. Björn Maier verfolgten Untersuchungsziele sind sowohl für Praktiker in den Krankenhäusern und Psychiatrien als auch für Wissenschaftler in der Gesundheitswirtschaft von hohem Interesse.





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