
Die Pandemie hat zu einer verstärkten Nutzung von Lernmanagement-Plattformen geführt. Ausgangspunkt waren vor allem die Pflegeschulen der Krankenhäuser, die einen höheren Professionalisierungsgrad erreichen mussten. „Seit der Pandemie bemerken wir bei Krankenhäusern auch im Bereich der Personalwirtschaft eine Spezialisierung und Professionalisierung“, stellt Sven Becker, Vorstand des E-Learning-Spezialisten imc aus Saarbrücken, fest.
Klinikkonzerne zum Beispiel, so Becker, würden für die ärztliche Fort- und Weiterbildung eigene Ärzteakademien aufbauen und diese mit den Pflegeschulen zusammenschließen. Diese Entwicklung wirkt sich auf den E-Learning-Markt im Krankenhaussektor aus: Zu den klassischen Inhalteanbietern und den Spezialanbietern, die Inhalte samt E-Learning-Plattform anbieten, kommen verstärkt Anbieter von Lernmanagementsystemen (LMS) hinzu.
Mit einem LMS können Krankenhäuser sowohl eigene Inhalte entwickeln als auch die Inhalte anderer Anbieter integrieren
Ein LMS ist eine neutrale Plattform, mit der ein Krankenhaus oder ein Klinikkonzern sämtliche E-Learning-Angebote zentral verwalten kann. Kliniken haben in der Regel bereits E-Learning-Inhalte und -Plattformen, und die Nutzer mussten in der Vergangenheit zwischen den Systemen hin- und herspringen, sich mehrere Log-ins merken und sich an unterschiedliche Benutzeroberflächen gewöhnen. „Mit einem LMS können Krankenhäuser sowohl eigene Inhalte entwickeln als auch die Inhalte anderer Anbieter integrieren“, erklärt Becker.
Large Language Models erleichtern die Arbeit
Ein aktueller Trend im Bereich LMS ist der Einsatz von Large Language Models (LLMs) wie ChatGPT. In der branchenübergreifen den Trendstudie mmb Learning Delphi 2023/2024 waren sich 90 Prozent der befragten E-Learning-Experten einig, dass der Einsatz von LLMs künftig selbstverständlich sein wird. Als besonderen Mehrwert sahen die Befragten die „Vergabe von Metadaten zur Beschreibung von Lerninhalten” und die „Formulierung von Lerninhalten durch Lehrende”. Während beispielsweise die Untertitelung eines Videos früher mehrere Wochen gedauert hat, erledigt KI dies in wenigen Sekunden, und übernimmt gleich noch die Übersetzung in eine Vielzahl von Sprachen. „Uns ist das gesamte Geschäft in diesem Bereich weggebrochen, und das ist gut so“, sagt Becker.
Er sieht seine Hauptaufgabe in der Weiterentwicklung der Plattform und nicht in der Übersetzung, Vertonung oder Untertitelung für seine Kunden. „Die können das jetzt selbst einfacher und schneller erledigen.“ KI kann aber auch bereits verwendet werden, um den Lernenden zu analysieren und ihm persönliche Empfehlungen für die weitere Trainingsplanung zu geben. Das ist möglich, weil das LMS persönliche Daten wie die berufliche Rolle mit dem aktuellen Kontext kombinieren kann.
Alle Berufsgruppen müssen sich mit der Digitalisierung auseinandersetzen
Die Trendstudie zählt sogenannte Future Skills wie Medienkompetenz, Kollaborationskompetenz, kreatives Problemlösen und kritisches Denken zu den wichtigsten E-Learning-Themen der nächsten Jahre. „Alle Berufsgruppen müssen sich mit der Digitalisierung auseinandersetzen“, sagt Dr. Lutz Goertz, Leiter Bildungsforschung am mmb Institut. „Und die Kommunikation zwischen Anbietern und Kunden macht oft den Qualitätsunterschied bei Servicedienstleistungen aus.“ In der beruflichen Weiterbildung werden auch Chatbots eine Rolle spielen. „Große Unternehmen werden sich Chatbots und Sprachmodelle an die Gegebenheiten des eigenen Unternehmens anpassen lassen“, sagt Goertz. „Die Chatbots unterstützen damit auch das ,Learning on demand', wenn Mitarbeiter beim Auftauchen eines Problems kurzzeitig den Chatbot befragen und dann mit dem entsprechenden Lösungsvorschlag weiterarbeiten.“ Welchen Einfluss KI auf das E-Learning noch hat, werden die kommenden Jahre zeigen.






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