3. Information und Kontrolle
Was vordergründig wie ein normaler Transportvorgang aussieht, ist im Hintergrund ein ständiger Datenaustausch zwischen den Systemen. So erhalten sämtliche involvierte Bereiche automatische Statusrückmeldungen in Echtzeit. Das Wichtigste hierbei: Die Chirurgie hat die Gewissheit, dass das Instrumentensieb rechtzeitig eintreffen wird und der bevorstehende Eingriff erfolgen kann – oder eben nicht. Denn auch im negativen Fall weiß der Funktionsbereich rechtzeitig Bescheid und kann entsprechend reagieren.
Zwischenfälle kann es immer einmal geben, nicht zuletzt da nach wie vor der Mensch ein Faktor ist. Schnell ist der Container aus Versehen an der falschen Ankunftsstelle abgegeben und ohne automatischen Datenabgleich würde nun die Fehlerkette ihren Lauf nehmen. Doch im smarten Krankenhaus prüft das System die korrekte Ausführung des Auftrags. So erfolgt in solch einem Fall nach dem Scan nicht der Auftrags-Abschluss, sondern ein Warnhinweis an den Transporteur.
Zukunft oder Gegenwart? Die Übergänge sind fließend
Und jetzt mal ehrlich: Klingt das Beispiel besonders futuristisch? Nein, denn das ist es auch nicht. Die beschriebenen Prozesse sind bereits heute technisch umsetzbar und – teilweise oder in Gänze – gelebte Praxis. Dennoch handelt es sich hierbei ohne Zweifel um eine Vernetzung der Systeme mit automatisch generierten Prozessketten. Diese haben den Vorteil, dass kein Auftrag vergessen werden kann, keine Übermittlungsfehler entstehen und Pflege sowie Funktionsstellen Zeit fürs Wesentliche haben – die Patienten.
Somit steht dieses Fallbeispiel zwar noch nicht für das Krankenhaus 4.0 in Reinkultur, aber ein Entwicklungsschritt in diese Richtung ist es allemal (und zwar gar kein so kleiner). Es fing an mit der Verbannung von Telefon und Notizzettel, nahm seinen Weg mit der Einführung von Tracking – was Materialerfassung, Inventarbezug, Sendungsverfolgung, Patientenarmband und Co. ermöglichte – und nun kommen zunehmend Sensorik sowie die Ortung von Inventaren in Echtzeit zur Anwendung.
Scannen? Ist dank Sensorik nicht mehr nötig, der Auftrag wird automatisch durch die Änderung des Inventarstandorts erzeugt. Das heißt bei Patient Meier konkret: Wird der Container mit den Handling-Units im Abholbereich der AEMP abgestellt, so erzeugt das Logistiksystem automatisch einen Transportauftrag. Alle involvierten Bereiche können die Statuswechsel jederzeit einsehen und wissen somit, wann der Container bereitsteht, wann der Transport begonnen hat, wann voraussichtlich die Ankunftszeit ist usw. Im Gegenzug wird die AEMP benachrichtigt, sobald das Material für den Rücktransport bereitsteht.
Sollte dieser jedoch nicht erfolgen, so geht erstens ein Warnhinweis bei der AEMP ein, zweitens kann das vermisste Material jederzeit geortet und aufgefunden werden. Selbst diese nochmals gesteigerte Form der Vernetzung ist schon heute möglich, wenn der Wille und das Budget vorhanden sind. Apropos Budget. Der weitere Fortgang dieser Entwicklung ist nur möglich, wenn an den entscheidenden Stellen die Erkenntnis reift, dass Einsparungen bei der IT-Infrastruktur (bzw. nicht freigegebene Budgets) die jeweilige Klinik auf lange Sicht sehr viel Geld kosten.
Man wird leicht in die Irre geführt: Flächendeckendes und leistungsfähiges WLAN sowie Bluetooth, Hardware auf dem aktuellen Stand der Technik, leistungsfähige Server und selbstverständlich auch Softwarelösungen haben bei der Anschaffung ein konkretes Preisschild. Unwirtschaftliche Arbeitsabläufe (Leerfahrten, Materialschwund oder doppelt ausgeführte Tätigkeiten) haben dieses Preisschild nicht – kosten die Krankenhäuser unter dem Strich aber deutlich mehr. Auch das erkennt man, wenn man einfach mal zwei Schritte zurück geht und den „Wald“ in seiner Gesamtheit betrachtet.





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