
Das Sanierungskonzept des Erzgebirgsklinikums steht. Im Juni hatten der Aufsichtsrat und der Gesellschafter die Geschäftsführung mit der Erstellung beauftragt. Nun wurde das Konzept im Kreistag vorgestellt. Laut einer Unternehmensmitteilung werde damit das Medizinkonzept fortgeschrieben, das nach der erfolgreichen Fusion vor allem die Neuordnung der Struktur und eine Organisationstraffung in den Mittelpunkt stellte.
Die gesundheitspolitischen Rahmenbedingungen machen es dem Erzgebirgsklinikum schwer – wie vielen anderen Krankenhäusern auch. Die stationären Patientenzahlen sind in den vergangenen Jahren gesunken und werden wohl nicht mehr das Niveau der Vor-Corona-Jahre erreichen. Zudem lässt die Inflation die Kosten steigen und die Kosten-Erlös-Schere immer weiter auseinanderklaffen.
Lücke in der ambulanten Versorgung
Das Erzgebirgsklinikum steht zudem vor der Herausforderung des demografischen Wandels: Die Nachfrage nach ambulanten Gesundheitsdienstleistungen steigt gemeinsam mit dem Anteil der Älteren in der Bevölkerung. Gleichzeitig gehen immer mehr niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand und können keine Nachfolger finden.
Der Geschäftsführer Marcel Koch erklärt, dass das Klinikum diese Lücke schließen will. Über die bereits jetzt etablierten Medizinischen Versorgungszentren (MVZ) hinaus, sei daher künftig der Ausbau des ambulanten Bereich geplant. „Dabei werden alle vier Standorte erhalten bleiben“ stellt Koch klar. Denn durch die eingeschränkte Erreichbarkeit aufgrund des Gebirges und der Grenze zur Tschechischen Republik seien sie zur Sicherstellung der Krankenversorgung zwingend erforderlich. Wichtig sei jedoch auch, Doppelvorhaltungen im Leistungsangebot zwischen den Standorten abzubauen und alle Kosten auf den Prüfstand zu stellen.
Wir dürfen uns nicht auf den ersten Erfolgen ausruhen.
In den vergangenen dreieinhalb Jahren habe das Klinikum dank der Fusion viel erreicht, wie Koch berichtet. „Die Herausforderungen im Gesundheitswesen werden aber leider nicht kleiner. Darum dürfen wir uns auf diesen ersten Erfolgen nicht ausruhen, sondern müssen den eingeschlagenen Weg jetzt konsequent weitergehen“, sagt er.
Um die betriebswirtschaftliche Situation der Erzgebirgsklinikum gGmbH einschließlich der drei Tochtergesellschaften nachhaltig zu verbessern und so die Krankenversorgung in der Region auch in den kommenden Jahren sicherstellen zu können, sieht der Sanierungsplan mehr als 50 Maßnahmen vor. Kosten sollen gesenkt, Erlöse gesteigert und Leistung und Qualität langfristig gesichert werden.
Wir passen unser Versorgungsangebot an die rückläufige Nachfrage an und stehen weiterhin an allen vier Orten im Verbund der Bevölkerung medizinisch zur Seite.
Das Ziel sind zwei Gesundheitszentren mit großem ambulantem Schwerpunkt und zwei gut entwickelte Grund- und Regelversorger. Stationäre Leistungen sind in Annaberg und Zschopauvorgesehen: In Zschopau wird in der Chirurgie eine Konzentration der speziellen viszeralchirurgischen und der speziellen endoprothetischen Eingriffe erfolgen, während in Annaberg die invasive Kardiologie und die Mammachirurgie gebündelt werden.
In Stollberg und Olbernhau wird man sich auf ambulante Leistungen konzentrieren. Im Verbund werden so 155 Betten aufgebaut. „So passen wir unser Versorgungsangebot an die rückläufige Nachfrage an und stehen weiterhin an allen vier Orten im Verbund der Bevölkerung medizinisch zur Seite“, erklärt Koch. Die endgültige medizinische Struktur wird bekanntgegeben, sobald die Konsequenzen aus der Krankenhausreform absehbar sind.
55 Millionen Euro erforderlich
Die Umsetzung des Konzeptes könne zu einer Ergebnisverbesserung von rund 15 Millionen Euro jährlich führen. Auch ist im Sanierungsplan ein einmaliges Einsparpotenzial von etwa zwei Millionen Euro vorgesehen. Erste Maßnahmen, insbesondere zur Liquiditätsverbesserung, wurden bereits vorsorglich eingeleitet und werden nun weiter vorangetrieben.
Doch das alles funktioniert nicht ohne Geld. Um die erforderliche Krankenhausstruktur aufrechtzuerhalten und das Leistungsangebot an die veränderten Anforderungen anzupassen, sind Investitionen in Höhe von rund 55 Millionen Euro erforderlich. Laut Koch könne das Erzgebirgsklinikum diese Investitionen nicht aus eigener Kraft stemmen.
Daher hat es bereits Gespräche mit Kostenträgern und der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) gegeben. Alle Beteiligten hätten Potenzial im Konzept gesehen und Gesprächsbereitschaft signalisiert. Zudem tausche sich das Klinikum mit dem Sächsischen Ministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt über Fördermöglichkeiten aus. Koch hofft auf eine gute Lösung, „um dann gemeinsam mit unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit voller Kraft das Fundament für eine wirtschaftlich stabile Zukunft unseres Klinikums legen zu können.“





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