
Die insolvente Sternbach-Klinik Schleiz in Thüringen (Saale-Orla-Kreis) legt Ende August ihren Betrieb still. Trotz intensiver Suche konnte niemand gefunden werden, der das Haus finanziell unterstützen würde, heißt es in einer Mitteilung. Die Klinik selbst kann ihre Verluste nicht mehr tragen. Erschwerend kommt hinzu, dass es nur wenig Personal gibt.
Seit Juni befindet sich das Krankenhaus in einem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Im Augenblick sind die Verluste gedeckt, da Löhne und Gehälter seit dem Insolvenzantrag von der Agentur für Arbeit bezahlt werden. Doch ab September müsste die Klinik wieder selbst dafür aufkommen, wodurch die Verluste voll durchschlagen. Weitere hohe Kosten in Form von teuren Honorarkräften belasten das Haus, denn die Personalnot erschwert es immer mehr, den Dienstplan mit eigenen Beschäftigten zu besetzen.
Obwohl es viele Gespräche mit möglichen Partnern gab, hat sich kein Interessent für eine Zusammenarbeit gefunden – trotz der positiven Entwicklung der vergangenen Jahre wie es heißt. 2021 hatte der neue Gesellschafter Sternbach das Haus aus der kommunalen Trägerschaft übernommen und vor der drohenden Schließung gerettet. Seitdem haben sich die Patientenzahlen jedes Jahr um 30 Prozent erhöht, rund 60 neue Mitarbeitende wurden eingestellt und auch die Ertragssituation hat sich verbessert. „Von unserer Struktur und unserem Versorgungsspektrum entsprechen wir schon jetzt der Zielvorstellung der Gesundheitsreform, die für solche Häuser eine Vorhaltepauschale vorsieht“, betonte Geschäftsführerin Katrin Porsch. „Unter den noch geltenden Finanzierungsbedingungen hilft uns dies aber leider nicht weiter.“ Zuletzt erwirtschaftete das Haus einen Jahresumsatz von 17,5 Millionen Euro.
Nun hat die Klinikleitung die rund 190 Mitarbeitenden in einer Versammlung über die Schließung informiert. Klinik-Geschäftsführer Dr. Arne Ballies weiß, dass dieser Schritt für alle, die in den vergangenen Monaten nach einer Lösung gesucht haben, ein schwerer Schlag ist. Bis Ende August wird das Krankenhaus den Mitarbeitenden kündigen; die Geschäftsführung Kontakt zur Agentur für Arbeit aufnehmen, um die Beschäftigten bei den nötigen Formalitäten und der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung zu unterstützen.
Leider bleibt der Betrieb solcher Krankenhäuser unter den geltenden Finanzierungsbedingungen bis auf Weiteres ein Zuschussgeschäft in Millionenhöhe.
Ab sofort nimmt das Krankenhaus keine neuen Patientinnen und Patienten mehr auf. Die rund 50 stationären Patientinnen und Patienten werden weiter behandelt und in den nächsten Tagen regulär entlassen. Sollte es in Einzelfällen erforderlich sein, organisiert das Krankenhaus eine Verlegung. Auch wenn der „Betrieb geordnet heruntergefahren wird“, wie Porsch sagt, habe die medizinische Versorgung allerhöchste Priorität.
Dankbar zeigt sich Ballies vor allem für die Unterstützung von Landrat Christian Herrgott. Die Politik habe sich gerade auf kommunaler Ebene für den Klinikerhalt eingesetzt. „Leider bleibt der Betrieb solcher Krankenhäuser unter den noch geltenden Finanzierungsbedingungen bis auf Weiteres ein Zuschussgeschäft in Millionenhöhe“, erklärt Ballies.
Der Bund erledigt schlicht seine gesetzlich vorgeschriebenen Hausaufgaben zur auskömmlichen Refinanzierung der Betriebskosten nicht.
Auch die Landesregierung hat sich um den Erhalt des Krankenhauses bemüht. Im Frühjahr wurden zwei Millionen Euro kurzfristig zur Verfügung gestellt. Auch hat das Land Investitionsmittel in Höhe von rund 9,4 Millionen Euro bewilligt. Gesundheitsministerin Heike Werner betont: „Ich stehe zu meiner Aussage, dass auch zukünftig alle Thüringer Krankenhausstandorte als Gesundheitsstandorte in Thüringen gebraucht werden. Es scheitert in diesem Fall nicht am Bekenntnis der Landesregierung, sondern am fehlgesteuerten Finanzierungssystem des Bundes und internen Schwierigkeiten des Trägers.“
Um die medizinische Versorgung in der Region des Saale-Orla-Kreises sicherzustellen, werde die Landesregierung die umliegenden Krankenhäuser kontaktieren und notwendige Ansprechpartner vermitteln. Mit der Sternbach-Klinik Schleiz schließt ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit 104 Betten.
Werner erklärt weiter: „Die Vergütungsreform des Bundes kommt viel zu spät und wurde durch das Agieren des Bundesgesundheitsministers zusätzlich verschleppt. Der Bund erledigt schlicht seine gesetzlich vorgeschriebenen Hausaufgaben zur auskömmlichen Refinanzierung der Betriebskosten nicht.“ Die Schließung sei ein Beleg dafür, dass sich dringend etwas an den Rahmenbedingungen ändern müsse.








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