
Das Amtsgericht Gera hat dem Antrag bereits zugestimmt: Die Sternbach-Klinik Schleiz will sich in einem Eigenverwaltungsverfahren bis Ende des Jahres finanziell neu aufstellen. Auf den Klinikbetrieb habe die Eigenverwaltung keine Auswirkungen, betont Dr. Arne Ballies, geschäftsführender Gesellschafter der Sternbach-Kliniken mit Sitz in Wiesbaden.
Das Unternehmen hatte den Grund- und Regelversorger mit 104 Betten und rund 200 Beschäftigten Mitte 2021 aus der kommunalen Trägerschaft übernommen. Damals stand das Haus vor der Schließung. Jetzt sei der Schritt in die Eigenverwaltung nötig, weil die Klinik Schleiz trotz einer positiven Entwicklung in den vergangenen drei Jahre noch nicht kostendeckend arbeiten könne, heißt es in einer Mitteilung.
Seit der Übernahme hätten sich die Patientenzahlen jedes Jahr um 30 Prozent erhöht, es seien rund 60 neue Mitarbeiter eingestellt worden, und auch die Ertragssituation habe sich verbessert. „Unter den noch geltenden Finanzierungsbedingungen ist es für Krankenhäuser unserer Größenordnung allerdings extrem schwer, aus eigener Kraft kostendeckend zu wirtschaften“, erklärt Geschäftsführerin Katrin Porsch.
Wir brauchen starke Partner, die uns helfen, den eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen.
Um den Zeitraum zu überbrücken, bis sich die Finanzierung durch die geplante Krankenhausreform verändere (Stichwort: Vorhaltepauschale), strebe die Klinik den Ausbau bestehender und die Entwicklung neuer Kooperationen an. Denkbar sei zum Beispiel ein Zusammenschluss mit einem größeren Partner oder auch die Zusammenarbeit mit mehreren Häusern. „Wir brauchen starke Partner, die uns helfen, den eingeschlagenen Weg zu Ende zu gehen“, so Ballies: „Im Verbund würden sich die Finanzierungsbedingungen schon kurzfristig deutlich verbessern.“
Man habe die vergangenen Wochen genutzt, um bereits auf mögliche Partner zuzugehen „und Modelle der Zusammenarbeit zu sondieren“, sagt Ballies: „Diese Vorarbeiten helfen uns jetzt, diesen Weg unter den günstigen Voraussetzungen der Eigenverwaltung weiterzugehen.“ Auch das Landesgesundheitsministerium unterstütze den Kurs und sehe das Haus als bedarfsnotwendig für die gesundheitliche Versorgung in der Region an.
Für die Phase der Eigenverwaltung wird die Geschäftsführung durch den Restrukturierungsexperten Thomas Mulansky von der Dresdner Kanzlei Mulansky + Kollegen unterstützt. Als vorläufigen Sachwalter hat das Gericht Marcello Di Stefano, Fachanwalt für Insolvenz- und Sanierungsrecht von der Kanzlei diligens Rechtsanwälte, bestellt. „Die Sternbach-Klinik Schleiz hat sich in den letzten Jahren stark weiterentwickelt und ist im Grunde jetzt schon fit für die Gesundheitsreform“, so Di Stefano: „Das ist eine gute Ausgangsposition für die angestrebte Lösung.“
Unterstützung von der Ministerin
Die Thüringer Gesundheitsministerin Heike Werner (Linke) sicherte der Klinik „unsere vollumfängliche Unterstützung zu, um gemeinsam eine tragfähige Lösung zu finden“. Die Nachricht über die Insolvenz in Eigenverwaltung mache sie „persönlich sehr betroffen“, erklärte Werner. Sie stehe zu ihrer Aussage, dass auch zukünftig alle Thüringer Krankenhausstandorte für die Basis- und Grundversorgung in der Fläche gebraucht werden.
„Dazu zählt auch die Sternbach-Klinik Schleiz“, so Werner. Mit dem Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung trete man in ein geordnetes Verfahren ein, um für den Standort gemeinsam eine Perspektive mit Zukunft zu entwickeln: „Wir werden alles daran setzen, den Standort zu erhalten.“ Dafür, so die Ministerin, werde es die Kooperation mit einem starken Partner brauchen: „Das ist unser Ziel.“
Land wollte der Sternbach-Klinik mit Kreditbürgschaft helfen
Die Insolvenz der Klinik in Schleiz zeigt einmal mehr, wie dünn die Luft vor allem für kleine Krankenhäuser vor der geplanten Krankenhausreform ist. Vor der Insolvenz der Klinik hat das Land nach Angaben des Gesundheitsministeriums einen Unterstützungsversuch für das angeschlagene Haus unternommen. Im April habe das Land eine vorläufige Ausfallbürgschaft für eine Überbrückungsfinanzierung in Höhe von zwei Millionen Euro geleistet, teilte eine Ministeriumssprecherin am 26. Juni auf Anfrage mit. Es habe dem Krankenhaus damit Luft verschaffen wollen, um dessen finanzielle Situation zu verbessern.
Die vorläufige Ausfallbürgschaft des Landes sei über die landeseigene Thüringer Aufbaubank gelaufen, sagte die Ministeriumssprecherin. Das Leistungsgeschehen des 100-Betten-Hauses habe sich allerdings nicht so entwickelt, wie prognostiziert. „Alle beteiligten Akteure sind sich daher einig, dass ein weiterer Kredit nicht das Mittel der Wahl ist, um die wirtschaftliche Tragfähigkeit der Klinik bis zur Umsetzung der geplanten Reform des Bundes zu sichern“, hieß es aus dem Ministerium.
Bürgschaftsprogramm für Kliniken in Not in Arbeit
Die Landesregierung hatte vor zwei Monaten ein Bürgschaftsprogramm für Kliniken in wirtschaftlicher Not angekündigt. Mit einem geplanten Volumen von 100 Millionen Euro soll es Kredite absichern, die Krankenhäuser zur Finanzierung von Kostensteigerungen aufnehmen müssen. Die entsprechende Richtlinie ist bisher nicht in Kraft getreten. Es liefen noch letzte Ressortabstimmungen, hieß es am 26. Juni aus dem Gesundheitsministerium.
Die Klinik
Die Sternbach-Klinik Schleiz ist ein Krankenhaus der Grund- und Regelversorgung mit 104 Betten und rund 200 Beschäftigten. Das Haus verfügt über Abteilungen für Innere Medizin, Chirurgie, Anästhesie/Intensivstation (sechs Betten), Schmerztherapie, Röntgen sowie eine Notaufnahme. Das Haus versorgt aktuell zwischen 300 und 350 stationäre Patienten im Monat und erwirtschaftete zuletzt einen Jahresumsatz von rund 17,5 Millionen Euro.








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