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Klinikum FriedrichshafenCompliance-Untersuchung am Bodensee verzögert sich

Wegen hoher Beteiligung zieht sich die Compliance-Untersuchung am Klinikum Friedrichshafen noch bis Mitte Juli. Bis zu diesem Zeitpunkt soll der Abschlussbericht vorliegen und Licht in die schweren Vorwürfe einer ehemaligen Oberärztin bringen.

Klinikum Friedrichshafen
Felix Kaestle/Medizin Campus Bodensee
Klinikum Friedrichshafen

Die Compliance-Untersuchung am Klinikum Friedrichshafen kommt voran. Bei der Vorstellung des Zwischenberichts zu den Untersuchungsmaßnahmen ergab sich für den Aufsichtsrat nach ausgiebiger Diskussion „keine Notwendigkeit zur sofortigen Entscheidung“ wie das Klinikum mitteilte. Zum Hintergrund: Ins Leben gerufen wurde das Compliance-Verfahren aufgrund schwerer Vorwürfe einer Oberärztin gegen den Medizin Campus Bodensee (MCB), die sich Ende 2023 mutmaßlich das Leben genommen hatte.

Hohe Auskunftsbereitschaft

Untersuchungsführer Rechtsanwalt Dr. Andreas Minkoff beschreibt die Resonanz der Mitarbeitenden bisher als positiv. „Die Bereitschaft, sich im Rahmen von Aufklärungsgesprächen umfassend zu beteiligen, ist erfreulich hoch. Dies erlaubt uns, die im Raum stehenden Vorwürfe aus vielen Blickrichtungen zu betrachten.“ Vereinzelt würden einige Zeugen auch auf die Option zurückgreifen, einen Rechtsbeistand oder eine Vertrauensperson zu den Befragungen mitzunehmen. Die Kosten dafür trage das Klinikum. Auch proaktiv würden sich immer mehr Zeugen beim Untersuchungsteam melden. Ebenso werde das angebotene Mediationsverfahren gut angenommen. „Das vermittelt uns ein großes Interesse an der Aufklärung der Vorwürfe“, so Minkoff.

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Zeitverzögerungen absehbar

Da die Suche nach einem geeigneten unabhängigen medizinischen Gutachter, dessen Bewertung zwingender Teil der Untersuchung ist, länger gebraucht hat als geplant, kommt es zu einer Verschiebung des angedachten Zeitplans, teilt das Klinikum mit. Dem Gutachter müsse ausreichend Zeit für eine gründliche Überprüfung eingeräumt werden.

„Wir werden die einzelnen Fälle auch unter Berücksichtigung der Informationen unserer zahlreichen Befragungen medizinisch begutachten und überprüfen lassen.“ Die gründliche Begutachtung und Einbeziehung aller Perspektiven verzögere den Zeitplan zusätzlich, so Minkoff. Ziel sei es, sämtliche Zeugen zu hören. Aufgrund der hohen Beteilung an der Sachverhaltsaufklärung und der damit verbundenen zu evaluierenden unterschiedlichen Perspektiven, sei bereits jetzt abzusehen, dass „mehr Zeit als ursprünglich erhofft“ benötigt werde. Nur so könne ein sorgfältig ermittelter, umfassender und objektiver Bericht zu den erhobenen Vorwürfen erstellt werden.

Untersuchungsabschluss für Juli 2024 anvisiert

Der Aufsichtsrat des Klinikums Friedrichshafen zeigt sich erfreut über die rege Untersuchungsbeteiligung und reagiert verständnisvoll auf den sich anbahnenden zeitlichen Mehrbedarf. „Einerseits möchten wir die Vorwürfe, die das Klinikum und deren Mitarbeitenden belasten, so schnell wie möglich aufklären. Andererseits ist es von zentraler Bedeutung, dass diese Untersuchung umfänglich und gründlich vonstatten gehen kann und damit vor allem auch der medizinische Gutachter ausreichend Zeit für seine wichtige Aufgabe bekommt. Nur dann zeigt sie ein Ergebnis, in das wir auch vertrauen dürfen“, kommentiert Andreas Brand, MCB-Aufsichtsratsvorsitzender.

Das Gremium bat bei der Diskussion des Berichtsstatus die Untersuchenden, ihren Abschlussbericht so vorzulegen, so dass dieser „bis zum Abschluss der aktuellen Legislaturperiode im Juli dieses Jahres beraten“ werden könne – damit die Untersuchung abgeschlossen werden kann. Bis dahin wird sich der Aufsichtsrat jedoch weiter regelmäßig über den Fortgang berichten lassen.

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