Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

WiesbadenMaximalversorger mit Spezialkompetenzen – die neuen Helios HSK

300 Millionen Euro kostete der Neubau der Helios HSK Wiesbaden. Acht Jahre lang wurde gebaut. Mit einem Festakt feierte die „Klinik der kurzen Wege“ nun ihre Fertigstellung. Architektonisch wurde der Fokus auf die Kompetenzfelder gelegt.

Aussenanschicht neue Helios HSK
Helios
Das neue Schmuckstück von außen: die Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

Viel Geld und Ressourcen sind in den letzten acht Jahren in den Neubau der Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken (HSK) in der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden geflossen. An einem nebelig-verregneten Montag im November eröffnet das größte Krankenhaus der Stadt und eines der modernsten in ganz Deutschland offiziell seine Pforten. Gefeiert wird das im großen Stil: mit einem aufwendig gestalteten Festakt im farblich ausgeleuchteten Pavillon nebst Buffet, Ansprachen, Musik- und Lichtshow und einer Inhouse-Filmproduktion, in der die Klinikmitarbeiter der Öffentlichkeit die Innovationen ihres neuen Arbeitsplatzes vorstellen.

Man erfährt: Der Neubau soll Wege verkürzen und Behandlungszeiten beschleunigen. Dafür gibt es u.a. eine neue Rettungswagenhalle, drei Schleusensysteme für Notfallpatienten mit direkter Verbindung zu Schockräumen und CT. Auch vom neuen Hubschrauberlandeplatz – nicht länger außerhalb, sondern nunmehr auf dem kreisrunden Dach – führt ein Aufzug direkt in die Notaufnahme. Ein „nicht zu unterschätzender, zeitlicher Vorteil“ beim Umladen von Patienten in den Bettenwagen, findet man an der Helios HSK. Stolz ist man auch auf das neu gestaltete Perinatalzentrum und die Tiefenintegration von KI-gestützter Diagnostik.

Gerührt erinnert man sich an die Grundsteinlegung 2016 bis zum komplexen Umzug inmitten des operativen Tagesgeschäfts der Klinik vor gut einem Monat: „Eine Mannschaftsleistung“, lobt Sven Axt, Geschäftsführer der Helios Kliniken Wiesbaden-Taunus, auf dem Festakt, zu dem u.a. der hessische Ministerpräsident Boris Rhein und Fresenius-Chef Michael Sen gekommen sind. Ein besonders emotionaler Moment: der Umzug der Frühgeborenen-Station. Inzwischen ist man am neuen Standort im Vollbetrieb. 148 Geburten, 36 Da-Vinci-OPs und 4500 radiologische Untersuchungen später blickt man auf einen produktiven ersten Monat im neuen Klinikgebäude zurück. Das Bettenbelegungssystem habe anfangs gestockt, sei inzwischen aber eingespielt. „Ein Mammutprojekt, das wir großartig bewältigt haben“, findet auch Pflegedirektorin Diana Kirscht.

Festakt neue Helios HSK
Helios
v.l.n.r.: Prof. Michael Stumpf (Ärztlicher Direktor der Helios HSK), Wolfgang Kirsch (Vorsitzender des Aufsichtsrats von Fresenius), Diana Stolz (hessische Ministerin für Familie, Senioren, Sport, Gesundheit und Pflege), Boris Rhein (Ministerpräsident von Hessen), Michael Sen (Vorstandsvorsitzender von Fresenius), Robert Möller (Vorstandsmitglied von Fresenius und Helios CEO), Diana Kirscht (Pflegedirektorin der Helios HSK), Sven Axt (Geschäftsführer der Helios Kliniken Wiesbaden-Taunus).

Durch die Umsetzung der Krankenhausreform wird bundesweit in Zukunft auf einigen Häusern mehr Verantwortung liegen – so auch auf den Helios HSK, die als koordinierendes Krankenhaus im Versorgungsgebiet 5 eine wichtige Funktion für das Land Hessen einnimmt. Aktuell werden 133 000 Patientinnen und Patienten pro Jahr versorgt. Klar ist auch: Entlang der Zuordnung von Kompetenzzentren verschiebt sich zukünftig ein Teil der klinischen Versorgung in die Telemedizin. Umso spezialisierter stellt sich der hessische Maximalversorger jetzt bewusst mit seinen drei Säulen auf, die sich in der neuen Architektur unmittelbar widerspiegeln.

Drei Kompetenzfelder – in Architektur ausgedrückt

Während die Notfallmedizin und alle für sie relevanten Felder im ersten Gebäudeteil untergebracht sind, finden sich im zweiten und dritten Bauteil das Onkologische Zentrum und das Eltern-Kind-Zentrum als weitere Kompetenzbereiche wieder. „Unser Gedanke war dabei, dass wir den Patienten in den Mittelpunkt einer Klinik der kurzen Wege stellen. Das wollten wir mit den Zentren in den verschiedenen Gebäudeteilen abbilden“, erklärt Sven Axt auf der Veranstaltung in Wiesbaden. Die neuen Helios HSK seien mit jährlich 300 Medizinstudenten und Auszubildenden zudem das größte akademische Lehrkrankenhaus der Universitätsmedizin Mainz und überdies Anbieter einer Pflegeschule.

Krankenhausreform in der Praxis

Konzentrierte Versorgung an den neuen Helios HSK in Wiesbaden. Die neue Architektur repräsentiert die drei Kompetenzzentren:

  • Notfallmedizin inkl. überregionales Traumazentrum, Stroke & Chest Pain Unit
  • Onkologisches Zentrum inkl. zwölft zertifizierte Organzentren
  • Eltern-Kind-Zentrum mit Perinatalzentrum Level 1

Wie auf der Pressekonferenz im Vorfeld der Eröffnungsfeier berichtet wird, hat das Unternehmen Fresenius die Investitionssumme von mehr als 300 Millionen Euro zum weitaus größten Teil aus Eigenmitteln finanziert. Das Land Hessen steuerte rund 68 Millionen Euro bei. Dies sei, so resümieren die beteiligten Stakeholder „eine Investition in die Zukunft der Gesundheitsversorgung“ und überhaupt, eines der anspruchsvollsten, deutschen Klinikneubau-Projekte der letzten Jahre.

Doch was macht die neue Helios HSK so besonders und modern? Neben ihrer Größendimension – der Neubau umfasst auf einer Gesamtfläche von 96 000 Quadratmetern rund 3500 Räume und etwa 1000 Betten – sind dies in erster Linie neue Erweiterungen, so z.B. auf 22 OP-Säle, sechs Kreißsäle, drei neue Herzkatheter-Labore und eine skalierbare High Care auf den zwei Intensivstationen: So gibt es jetzt 60 Intensivbetten mit Beatmung, die dauerhaft frei sind. Weitere Besonderheiten sind die innerhäusliche Rohrpost, die den Arbeitskomfort der rund 3000 Mitarbeitenden erhöht, z.B. beim Versenden von Laborproben, sowie die Palliativstation abseits des Krankenhausbetriebs: Hier können Angehörige in der letzten Lebensphase sogar vor Ort übernachten.

Neue Medizintechnik am neuen Standort

Als innovative Pflegeansätze wurden im Intensivbereich zudem Deckenversorgungseinheiten mit Patientenliftern installiert, welche die pflegerische Arbeit erleichtern. In sogenannten Delir-Zimmern ahmt der Neubau zudem einen natürlichen Tageskreislauf nach und trägt so zur schnelleren Genesung von Patienten bei. Insbesondere nach größeren Eingriffen können so z.B. Verwirrtheitszustände vermieden werden. Eine weitere Errungenschaft ist die biplanare Angiographie-Anlage, mit deren Hilfe hochauflösende 3D-Bilder erzeugt werden können – etwa für hochspezialisierte, minimal-invasive Eingriffe am Gehirn und an der Wirbelsäule. Alle Prozesse sind dabei über ein Touchpad steuerbar.

Spectral-CT in der neuen Helios HSK
Helios
Der Spectral-CT liefert Scans von Thorax und Kopf in weniger als einer Sekunde.

Auch auf das neue Spectral-CT ist man stolz: es reduziert nicht nur die Strahlenbelastung, sondern generiert für Patienten auch zusätzliche Daten aus dem Strahlenabfall. Diagnostisch sei man damit ganz weit vorn, ist man an der Helios HSK überzeugt. Die Radiologie ist und bleibe dabei die „Herzkammer“, die den Patienten auf dem gesamten Behandlungspfad begleite.

Ein guter Tag für Wiesbaden, das Rhein-Main-Gebiet, Helios und Fresenius.

„Ein guter Tag für Wiesbaden, das Rhein-Main-Gebiet, Helios und Fresenius“, zieht Robert Möller, Helios-CEO und Vorstandsmitglied bei Fresenius, Bilanz. Man sei mit über 80 Krankenhäusern, mehr als 230 weiteren, medizinischen Einrichtungen und 5,5 Millionen behandelten Patientinnen und Patienten pro Jahr der nun führende Krankenhausbetreiber in Deutschland. Die Patientenzufriedenheit sei mit 96 Prozent durchweg hoch.

Nach spanischem Vorbild: Teleberatungen

In Spanien unterhält das Unternehmensnetzwerk mit Quirónsalud eine weitere private Klinikkette mit rund 50 Kliniken. Weitere sieben Krankenhäuser sind in Kolumbien angesiedelt. Weltweit kommt Fresenius so auf einem Gesamtumsatz von zwölf Milliarden Euro. Ein wesentlicher Teil der medizinischen Strategie sei exzellente Qualität und deren Sicherstellung durch digitale Tools vor und während klinischer Behandlungen, betont Möller und kündigt an: „Wir wollen jetzt prüfen, ob das in Spanien bewährte Konzept der Teleberatung auch hier in Deutschland nutzbar ist: Patienten erhalten dort bei der zentralen Notaufnahme die Wahlmöglichkeit, ob sie vor Ort oder telemedizinisch betreut werden wollen.“ Der erhoffte Nutzen dabei: „Ein Stück mehr Convenience für die Patienten.“

Wir wollen jetzt prüfen, ob das in Spanien bewährte Konzept der Teleberatung auch hier in Deutschland nutzbar ist.

Möller vermutet, dass die von Fresenius erprobte Cluster-Strategie auch den deutschen Gesundheitsminister Prof. Dr. Lauterbach bei seiner Reform inspiriert haben könnte. Dabei gehe es im Kern um die Idee, dass nicht mehr jeder alles macht: „Vielmehr bündeln wir Kompetenzen in sinnvoll geschnittenen Clustern.“

Schwerpunkt Krebsmedizin

Mit dem Onkologischen Zentrum wurde ein weiteres Kompetenzzentrum für das Rhein-Main-Gebiet vorgestellt: Der Neubau unterstütze hierbei die extrem schnellen Prozesse – nicht zuletzt durch die gute interdisziplinäre Zusammenarbeit, sagte Prof. Dr. Stumpf, Chefarzt für Allgemein- und Viszeralchirurgie sowie Ärztlicher Direktor der Helios HSK auf der Pressekonferenz.

Er hob hierbei den Hybrid-OP und die hohe Expertise bei DaVinci Operationen hervor: „Der Arzt sitzt dabei an einer Konsole und bedient und steuert die Technik über einen Joystick“, erläuterte Stumpf. Diese Fortführung der minimalinvasiven Chirurgie, die man an der HSK bereits seit 20 Jahren durchführe, sei jetzt noch präziser geworden. Gerade in Risikofällen wie bei der Entfernung von Bauchspeicheldrüsenkrebs erzielten spezialisierte Kliniken mit hoher Expertise nachweislich sehr gute Behandlungsergebnisse, betonte er – nicht zuletzt, da sie Komplikationen in der Regel besser beherrschen könnten.

Eltern-Kind-Zentrum mit höchster Versorgungsqualität

Mit dem Schwerpunkt „Perinatalzentrum Level 1“ leistet die neue Helios HSK nun auch weiterhin Geburtsvorsorge, Geburtsbetreuung und Nachsorge auf der höchstmöglichen Versorgungsstufe. Neugeborenen- und Kinderintensivstation sind nur durch eine Glastür vom Kreißsaal getrennt. Gerade bei Früh- und Mehrlingsgeburten sowie bei Komplikationen arbeite man eng verzahnt, berichtet Pflegedirektorin Kirscht. Verbesserungen seien vor allem durch bauliche, strukturelle und atmosphärische Gegebenheiten wie z.B. ein Feng-Shui-Konzept, mehr Komfort und Übernachtungsmöglichkeiten in der Klinik erzielt worden.

Neue Helios HSK Wiesbaden
Helios
Im Kreisssaal der Helios HSK kommen jährlich rund 2000 Kinder zur Welt.

Zügiger behandelt, schneller nach Hause

Robert Möller erklärte auf der Pressekonferenz weiter, das Ziel des Neubaus und seiner Infrastruktur sei es, Patienten nach einer zügigen Behandlung so schnell wie möglich zurück in die häusliche Versorgung zu bringen. Während man bei minimal-invasiv behandeltem Dickdarmkrebs früher beispielsweise bis zu 14 Tage im Krankenhaus verbracht habe, könnten Patienten heute mit dem physiologisch ausgerichteten ERAS-Konzept aus Skandinavien schon nach vier oder fünf Tagen die Klinik verlassen. Die Helios HSK praktiziere das seit vielen Jahren.

Hessen jetzt in der bundesweiten Vorreiterrolle

„Für das Land Hessen war dies die größte Einzelfinanzierung seit Inkrafttreten des Krankenhauszukunftsgesetzes“, erklärte anlässlich der Feierlichkeiten der hessische Ministerpräsident Boris Rhein und bezeichnete das neue Klinikum als ein Krankenhaus der Superlative, das den Gesundheitsstandort Hessen auf ein neues Niveau bringe. Er lobte die „Macherqualitäten“ durch die Bewerkstelligung des komplexen Umzugs im laufenden Betrieb: „Das war ein enormer Kraftakt und ein Signal in Zeiten der Krise für die Innovationskraft hessischer Unternehmen.“

„Es ist schön, dass wir in Hessen unser größtes Investitionsvorhaben im Klinikbereich verwirklichen konnten“, freute sich auch Michael Sen, Vorstandsvorsitzender von Fresenius. Mit Blick auf die Klinikketten in Deutschland, Spanien und weitere Fresenius-Geschäftszweige betonte er weiter: „Allein in Deutschland und Europa versorgen wir 25 Millionen Patienten.“ Mit diesem Datenschatz könne man das Wohl der Patienten in Zukunft noch besser unterstützen, insbesondere durch die Quantensprünge beim medizinischen Fortschritt wie KI-gestützte Therapien – etwa bei Krebs und Autoimmunerkrankungen. Von der Politik forderte er für die Zukunft jedoch Pragmatismus und einen rechtlichen Rahmen, „um Patientendaten mit klinischem Outcome nutzen können.“ So ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis die am Neubau der Helios HSK nun vorhandenen Potenziale voll genutzt werden können – die technologischen Weichen scheinen gestellt worden zu sein.

2024. Thieme. All rights reserved.
Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen