
Der Medizin- und Klinikkonzern Fresenius hat dank Einsparungen und guter Geschäfte beim Generikahersteller Kabi abermals ein Quartal unerwartet stark abgeschlossen. Das Management hebt ein weiteres Mal die Prognose und erhofft sich nun für das Gesamtjahr noch mehr Umsatz und operativen Gewinn als bisher. So soll 2024 der Erlös organisch um 6 bis 8 Prozent wachsen, statt wie bisher angepeilt um 4 bis 7 Prozent, wie das im Dax notierte Unternehmen am 6. November in Bad Homburg mitteilte. Für das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Steuern (Ebit) zu konstanten Wechselkursen rechnet sich das Management ein Plus von 8 bis 11 Prozent aus. Zuvor war noch die obere Hälfte der Spanne von plus 6 bis 10 Prozent angepeilt worden.
Experten erwarten, dass sich dieser generell positive Trend auch im dritten Jahresviertel fortgesetzt hat. Vereinzelt halten Branchenkenner sogar eine erneute Anhebung der Ziele für möglich.
Konzentration auf Helios und Kabi
Derzeit erntet das Unternehmen die Früchte seines Sparprogramms und diverser Effizienzmaßnahmen. Der Konzernumbau, den Chef Michael Sen kurz nach seinem Amtsantritt vor rund zwei Jahren eingeläutet hatte, ist inzwischen abgeschlossen: Fresenius konzentriert sich nun auf sein Klinikgeschäft rund um Deutschlands größte Krankenhausgesellschaft Helios und den Generikahersteller Kabi. „Beide Geschäfte liefern eine konstant und nachhaltig gute Performance. Das zeigt sich auch bei der exzellenten Cashflow-Entwicklung“, so Sen. Der Dialyseanbieter Fresenius Medical Care (FMC) wurde vom Konzern entflochten – er wird nur noch als Finanzbeteiligung behandelt. Zuletzt trennte sich Fresenius vom größten Teil des österreichischen Klinikdienstleisters Vamed.
Durch die Ausrichtung auf Kabi und Helios sind wir fokussierter und stärker.
Fresenius war in den vergangenen Jahrzehnten durch zahlreiche Übernahmen groß geworden. Konzernchef Sen, der zuvor bei Siemens und Eon arbeitete, backt nun bei den Bad Homburgern vorerst kleinere Brötchen. Sein Fokus liegt aktuell auf der Reduzierung des großen Schuldenbergs, den Fresenius durch die Zukäufe angehäuft hat. Zwar schloss er zuletzt in einem Interview Übernahmen grundsätzlich nicht aus, doch setzt er vorerst lieber auf organisches Wachstum.
Auch muss Fresenius zunächst noch die Belastungen durch den Ausstieg aus dem verlustbringenden Vamed-Geschäft verdauen. Im zweiten Quartal brockten die Sonderbelastungen aus dieser Trennung Fresenius unter dem Strich einen hohen Fehlbetrag ein. Im dritten Quartal dürften solche negativen Effekte aber eher keine nennenswerte Rolle spielen, glauben Branchenkenner.
Im dritten Quartal war der Umsatz im Jahresvergleich um 7 Prozent auf gut 5,3 Milliarden Euro angewachsen, währungsbereinigt war dies ein Plus von 9 Prozent. Der bereinigte Betriebsgewinn kletterte um nominal 8 und währungsbereinigt um 9 Prozent auf 552 Millionen Euro. Damit übertraf Fresenius die Analystenerwartungen. Unter dem Strich kam der auf die Aktionäre entfallende Gewinn bei 326 Millionen Euro heraus, im Wesentlichen durch einen positiven Beitrag durch die Finanzbeteiligung an FMC.
Starker Wachstum bei Helios
Der Umsatz von Helios Deutschland stieg im dritten Quartal um 8 Prozent auf fast 2 Milliarden Euro aufgrund von Preiseffekten und steigenden Fallzahlen. Der Umsatz von Helios Spanien stiegt ebenfalls um 8 Prozent 1,1 Milliarden Euro. Für das Geschäftsjahr 2024 erwartet Fresenius Helios ein organisches Umsatzwachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich.
Seine Jahresziele hatte Fresenius im Mai erhöht: Die Fresenius-Spitze rechnet für 2024 mit einem organischen Umsatzplus von 4 bis 7 Prozent. Der Gewinn vor Zinsen und Steuern (bereinigtes Ebit) soll abseits von Sondereffekten und währungsbereinigt um 6 bis 10 Prozent wachsen – hier hielt der Vorstand zuletzt die obere Hälfte der Spanne für realistisch.
Das erwarten die Analysten
Die meisten Branchenkenner rechnen mit einem „soliden Geschäftsverlauf“ und einer Bestätigung der Jahresziele durch das Fresenius-Management. Hassan Al-Wakeel von der britischen Barclays-Bank schließt indes nicht aus, dass der Konzern nochmals an den Prognosen schraubt. Vor allem die Aufwärtsdynamik beim Generikahersteller Kabi dürfte sich auch im dritten Quartal fortgesetzt haben und könnte als Katalyst für noch höhere Jahresziele dienen, schrieb der Experte kürzlich nach einem Gastauftritt von Fresenius-Lenker Sen bei der Bank.
Auch Falko Friedrichs von der Deutschen Bank traut Fresenius zu, die Jahresziele dank Kabi auf Jahressicht zu übertreffen. Dies dürfte aus seiner Sicht aber vom Schlussquartal abhängen.
Laut einer vom Unternehmen selbst bereitgestellten Umfrage kalkulieren die Fresenius-Experten im Mittel mit einem Umsatzanstieg um nahezu 5 Prozent auf gut 5,2 Milliarden Euro. Das bereinigte Betriebsergebnis dürfte ebenfalls um 5 Prozent auf knapp 534 Millionen Euro gewachsen sein.
Im Klinikgeschäft versprechen sich die meisten Analysten unterdessen vom dritten Jahresviertel nicht allzu viel, da das Jahresviertel generell dort eher schwächer verläuft. Schließlich wird in den Sommermonaten weniger operiert. Das gilt insbesondere für Spanien, wo Fresenius mit der Krankenhauskette Quironsalud vertreten ist.








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