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PilotprojektZwei Helios-Häuser recyceln Narkosegase

Narkosegase gelten als gewaltiges Klimaproblem. Deshalb rückt das Thema Recycling zunehmend in den Fokus. In den Helios Kliniken in Bad Saarow und Schwelm startet jetzt ein Pilotprojekt.

Narkose
Helios
Chefarzt Dr. Stefan Wirtz bei einer Narkose am Helios Klinikum Bad Saarow.

Bei den direkten CO2-Emissionen eines Krankenhauses machen sie bis zu 35 Prozent aus – die Narkosegase, die über das OP-Abluftsystem nach außen geleitet werden. Der Klinikkonzern Helios erprobt in seinen Häusern im brandenburgischen Bad Saarow und im nordrhein-westfälischen Schwelm nun ein Filtersystem, mit dem eine Wiederaufbereitung der Gase möglich wird. Bis Februar 2023 werden Prozedere und Effektivität getestet.

Dafür werden am Narkosegerät Aktivkohlefilter angebracht, die die Gase abfangen. Die so gesammelten Gase werden im Anschluss von einem Dienstleister aufbereitet und kommen dann wieder zum Einsatz. Bis zu 90 Prozent könnten so recycelt und wiederverwendet werden, teilt Helios mit.

Konzernweit kein Lachgas mehr

Darüber hinaus will Helios den Einsatz besonders klimaschädlicher Narkosegase insgesamt so weit wie möglich senken. „Zum einen können wir die Gaszufuhr in das Narkosegerät auf das unbedingt notwendige Maß reduzieren, ohne dass es den Patienten oder die Anästhesiequalität in irgendeiner Weise beeinflusst“, erklärt Dr. Stefan Wirtz, Fachgruppenleiter Anästhesie bei den Helios Kliniken. Zudem werde seit März 2022 konzernweit kein Lachgas mehr genutzt, das als das bei weitem klimaschädlichste Narkosegas gilt.

17 Millionen Narkosen pro Jahr

Den Einsatz des ebenfalls sehr schädlichen Narkosegases Desfluran habe Helios bereits um 40 Prozent reduziert. Ziel sei es, bis Ende des Jahres 50 Prozent einzusparen. Nach Schätzung der Deutschen Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin werden in den deutschen Krankenhäusern pro Jahr 17 Millionen Narkosen vorgenommen. Hinzu kommen viele Tausend weitere Narkosen im ambulanten Bereich. Die klimaschädlichen Emissionen einer siebenstündigen Operation mit dem Narkosegas Desfluran entsprechen demnach beispielsweise einer Autofahrt von 8000 Kilometern.

Das Recycling von Narkosegas ist ein großer Hebel bei unserem Ziel, bis 2040 die Klimaneutralität zu erreichen.

Helios hat sich vorgenommen, bis 2040 klimaneutral zu sein. Das Recycling von Narkosegas sei dabei ein großer Hebel, betont Robert Möller, Vorsitzender der Helios-Geschäftsführung. Bislang gebe es nur in Baden-Württemberg klare politische Vorgaben zum Narkosegasrecycling für die landeseigenen Uni-Kliniken.

Das Thema beschäftigt auch andere Kliniken. Das Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) etwa fängt treibhausrelevante Narkosegase während einer OP auf und führt sie der Aufbereitung zu. Im OP-Bereich des Evangelischen Krankenhauses Hubertus in Berlin (EKH) läuft ebenfalls bereits ein Pilotprojekt, um ausgeatmete Narkosegase aufzufangen, aufzubereiten und erneut einzusetzen. Das Uniklinikum Augsburg hat Desfluran durch Sevofluran ausgetauscht, das weniger klimaschädlich ist. Und die Niels-Stensen-Kliniken bereiten den Atemkalk auf, mit dem in den Narkosegeräten das ausgeatmete Kohlendioxid chemisch gebunden wird. Der Kalk gilt als gefährlicher Abfall und muss als Sondermüll entsorgt werden. Bis Mitte 2023 soll der Atemkalk an allen neun Standorten des Verbundes recycelt werden.

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