
Drei lange Monate wurde verhandelt, bis sich Geschäftsführung und Gesamtbetriebsrat der Sana DGS Proservice GmbH einig waren. Die überraschende Ankündigung der Gesellschaft, die Betriebsteile Service und Logistik zu schließen und sich von 1020 Mitarbeitern zu trennen, hatte im April nicht nur die Betroffenen und die Gewerkschaft Verdi kalt erwischt. Das Unternehmen ist eine 100-prozentige Tochtergesellschaft der Sana Immobilien Service GmbH und damit Teil der Sana Kliniken AG. Jetzt ist nach der Einigung auf den Sozialplan auch der Interessensausgleich unterzeichnet, und es ist klar, wie sich Sana die Neuorganisation vorstellt.
Demnach werden die Bereiche Service und Logistik spätestens ab dem 1. Januar 2022 nicht mehr von der DGS weitergeführt. Alle Service-Dienstleistungen im Krankenhaus übernimmt stattdessen die Sana-Catering-Service GmbH, für alle Leistungen im Logistik-Bereich wird die neu gegründete Sana-Logistik-Gesellschaft verantwortlich sein. Mit der Organisationsänderung reagiert Sana nach eigenen Angaben darauf, dass die Anforderungen an den Dienstleistungssektor im Krankenhaus deutlich zugenommen hätten und zunehmend komplexer geworden seien. Das mache „eine fachliche Spezialisierung in eigens auf die Unternehmenszwecke Reinigung, Service und Logistik hin ausgerichteten Dienstleistungsunternehmen“ erforderlich. Bei der DGS, die bislang rund 2800 Beschäftigte zählt, verbleibt ausschließlich der Bereich der Krankenhausreinigung.
„Ausdrücklich keine tarifabsenkende Wirkung“
Den Mitarbeitern der DGS Proservice GmbH würden jetzt Standort für Standort Beschäftigungsangebote für die beiden anderen Gesellschaften gemacht, erklärte ein Sana-Sprecher am Konzernsitz in Ismaning auf Anfrage von kma. Jeder, dem ein entsprechendes Angebot vorgelegt werde, habe dann mindestens 14 Tage Bedenkzeit, dieses anzunehmen.
Ob es in diesem Zusammenhang auch zu einer Personalreduzierung kommen werde, lasse sich „zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschließend sagen“, erklärte der Sprecher. Wie viele Beschäftigte genau die Angebote annehmen, werde man erst in den nächsten Wochen wissen. Ziel des Unternehmens sei es, „so vielen Mitarbeitern wie möglich zeitnah entsprechende Beschäftigungsangebote in diesen Gesellschaften anbieten zu können“, und man hoffe, dass ein Großteil diese Angebote auch annehmen werde. Der Sprecher betonte, „dass die Organisationsmaßnahme ausdrücklich keine tarifabsenkende Wirkung haben soll“.
Betroffen sind mehr als 1000 Beschäftigte, die an den bundesweit mehr als 50 Sana-Standorten für die Bereiche Hol- und Bringedienst, Patientenbegleitdienst, Info/Pforte/Empfang, Stationshilfsdienst, Wäscheservice, Archivdienstleistungen und Modulversorgung tätig sind. Laut Interessensausgleich können Mitarbeitende, die Weiterbeschäftigungsangebote erhalten, weiter am bisherigen Standort arbeiten. Vollbeschäftigte erhalten demnach die Garantie für die „mindestens bisherige arbeitsvertragliche wöchentliche Arbeitszeit“, Teilzeitbeschäftigte für „dieselbe arbeitsvertragliche wöchentliche Arbeitszeit“.
Keine Vergabe an Fremdfirmen
Für Ausscheidende gebe es eine „Einigung auf zufriedenstellende Abfindungsregelungen“, erklärt der Vorsitzende des Gesamtbetriebsrates der Sana DGS Proservice GmbH, Frank Ehrke. Er sei sich sicher, dass damit „für alle Beschäftigtengruppen die bestmögliche Lösung“ gefunden sei. Jetzt müsse es darum gehen, „dass der Arbeitgeber direkt in die Umsetzung der Maßnahmen geht, damit alle Betroffenen schnellstmöglich eine Perspektive aufgezeigt bekommen“, so Ehrke.
DGS-Geschäftsführer Klaus Wiendl betonte, dass keine der bisher von der DGS erbrachten Service- und Logistiktätigkeiten an Fremdfirmen vergeben werde und „für die von der Maßnahme betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sozialverträgliche Regelungen gefunden wurden“. Es sei ein starkes Zeichen, dass es ohne Einbeziehung einer Einigungsstelle gelungen sei, „die beiden so wichtigen Dienstleistungsangebote Service und Logistik im Konzern zu halten“. Die DGS-Geschäftsführung werde umgehend auf die einzelnen Kliniken zugehen, „damit – den jeweiligen lokalen Leistungsbedarfen für die Zeit ab 1. Januar 2022 entsprechend – die Personalplanungen in Bezug auf das neue Organisationskonzept zielgerichtet angegangen und auch umgesetzt werden können“.
Verdi erwartet teilweise deutliche Arbeitsverdichtung
In der Verdi-Bundesverwaltung in Berlin wird das Sozialplan-Ergebnis auf Anfrage von kma als „durchwachsen“ bewertet. Einige soziale Härten seien abgemildert worden. Verdi zufolge habe Sana in den Verhandlungen allerdings erklärt, der Konzern gehe davon aus, maximal 500 DGS-Mitarbeitern ein Weiterbeschäftigungsangebot machen zu können. Damit hätten rund 500 Beschäftigte weiter eine unsichere berufliche Perspektive, betont Verdi. Sie müssten damit rechnen, dass ihre Arbeitsverträge nicht entfristet oder sie gekündigt werden.
Wer die Arbeit dieser Kollegen übernehmen solle, bleibe weiter unklar, kritisiert Verdi. Je nach Standort unterschiedlich sei mindestens zeitweise eine deutliche Arbeitszeitverdichtung, die auch das Sana-Stammpersonal betreffen könne, absehbar, heißt es in Berlin. Diese Zusatzbelastung habe es allerdings auch bei der bisherigen Personalsituation ohnehin schon gegeben. Darüber hinaus stören sich die Arbeitnehmervertreter an der Tarifsituation in den zwei Tochtergesellschaften, in die die DGS-Mitarbeiter wechseln sollen. In der Sana-Catering-Service GmbH etwa gelten mit dem Dehoga verhandelte Tarifverträge für das Gastgewerbe, die neue Logistik-Gesellschaft geht Verdi zufolge zunächst ganz ohne Tarifbindung an den Start.





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