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Strategische EntscheidungKlinikum Landau schließt Standort Annweiler

Der kleinste Standort schließt, die zwei anderen dürfen bleiben – das haben die Gesellschafter des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße nun entschieden. Laut Betriebsrat sehen die meisten Mitarbeitenden diese Veränderung positiv.

Klinikstandort Landau
Stadt Landau
Soll gestärkt werden: der Klinikstandort Landau.

Bad Bergzabern, Landau und Annweiler – hier betreibt das Klinikum Landau-Südliche Weinstraße derzeit noch Standorte. Wie der Kreistag am 26. Juni 2023 beschloss, soll sich das nun ändern. Zugunsten der Standorte Bad Bergzabern und Landau wollen der Kreistag und die Stadt Landau – die beide gleichwertige Gesellschafter des Verbundklinikums sind – den kleinsten Standort Annweiler schließen.

Die Entscheidung fällt uns nicht leicht.

Für eine Umsetzung des Beschlusses müssen in den kommenden Tagen noch der Landauer Stadtrat sowie Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße zustimmen. „Die Entscheidung fällt uns nicht leicht“, kommentierte Klinik-Geschäftsführer Dr. Guido Gehendges. Betriebsbedingte Kündigungen infolge der Standortschließung schloss die Klinik von Beginn an aus.

Was passiert mit Annweiler?

Die Liegenschaft Annweiler werde, so die Stadt, nach Betriebsende an einen externen Investor verkauft. Entscheidend hierbei sei allerdings ein überzeugendes Nachnutzungskonzept mit einer Gesundheitsausrichtung. Man wolle nicht zwangsläufig an den Höchstbietenden verkaufen, betonte die Stadt. Bisherige Gesundheitspartner, die Räumlichkeiten in der Annweilerer Klinik angemietet haben, sollen auch weiterhin dort bleiben können. Dazu zählen eine chirurgische Praxis, eine hausärztlich-internistische Gemeinschaftspraxis, eine Physiotherapie-Praxis und ein Dialysezentrum.

Das Klinikum und seine Gesellschafter handeln mit dieser Entscheidung verantwortlich, bevor sie im schwierigen Fahrwasser des Gesundheitswesens unter dringenden Zugzwang geraten.

Welcher der Investoren den Zuschlag erhält, soll eine Jury bestimmen, deren Mitglieder mehrheitlich aus Annweiler kommen. Das Nachnutzungskonzept und der städtebauliche Ansatz sollen bei der Entscheidung mit 70 Prozent, der Preis mit 30 Prozent gewichtet werden. Das bisherige stationäre Leistungsspektrum des Standorts Annweiler werde – bis zum Ende des dritten Quartals 2023 – vollständig auf die Kliniken in Bad Bergzabern und Landau verlagert.

Alle ziehen an einem Strang

Der Landrat des Landkreises Südliche Weinstraße, Dietmar Seefeldt, erklärte: „Das Klinikum und seine Gesellschafter handeln mit dieser Entscheidung verantwortlich, bevor sie im schwierigen Fahrwasser des Gesundheitswesens unter dringenden Zugzwang geraten.“

Dr. Maximilian Ingenthron, Landauer Bürgermeister und Aufsichtsratsvorsitzender des Klinikums, pflichtete dem bei und ergänzte, dass man diesen Prozess aus eigener Kraft, partnerschaftlich und kollegial steuern könne. Das gemeinschaftliche Ziel sei, Fachpersonal in der Region zu halten und ein starkes Gesundheitsangebot vor Ort sicherzustellen. Nur so könne man handlungs- und wettbewerbsfähig bleiben.

Was bedeutet das für die verbleibenden Standorte?

Die beiden verbleibenden Krankenhäuser gelte es zusätzlich durch den Ausbau der Kapazitäten und akutstationären Leistungen aufzuwerten, so die Stadt. Die Umstrukturierungsmaßnahme des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße erfolge in enger Abstimmung mit dem Land Rheinland-Pfalz, wie die Stadt Landau erklärte. Mit dem Land sei vereinbart, dass die Anzahl der Planbetten des Klinikums nach der Schließung des Standorts Annweiler von 438 auf 399 angepasst werde. Die Klinik Bad Bergzabern hätte dann 179 Planbetten (aktuell 165) und die Klinik Landau 220 (aktuell 200).

Um den Bestand an Planbetten in Landau aufstocken zu können, sei eine bauliche Erweiterung der Klinik notwendig. Konkret werde das kleinere Bettenhaus um zwei zusätzliche Ebenen aufgestockt. Die entsprechenden Fördermittel habe das Klinikum bereits beim Land beantragt. In der Klinik Bad Bergzabern könne die gewünschte Planbettenanzahl durch die Inbetriebnahme der bisher leerstehenden, vollständig sanierten Bettenhausebene im dritten Obergeschoss zeitnah realisiert werden.

Fachkräfte bleiben

Die Mitarbeitenden des Standorts Annweiler sollen zukünftig in den Kliniken in Landau und Bad Bergzabern eingesetzt werden. Pflegedirektor Ralf Levy führte dazu in den vergangenen Wochen zahlreiche Gespräche: „Ziel war es, sich offen auszutauschen, etwaige Unsicherheiten seitens der Mitarbeitenden abzubauen und für die Standorte in Landau und Bad Bergzabern Planungssicherheit zu erlangen.“ Der Aufbau der neuen Geriatrie- und Palliativ-Fachabteilungen in Bad Bergzabern und Landau sei eine spannende Aufgabe, für welche die Expertise aus Annweiler benötigt werde.

Die Schließung der Klinik Annweiler ist schmerzhaft, wird von vielen Mitarbeitenden aber auch positiv gesehen, da sich neue berufliche Perspektiven an den Standorten in Bad Bergzabern und Landau ergeben.

Der Betriebsratsvorsitzende des Klinikums Landau-Südliche Weinstraße, Frank Ohler, ergänzte: „Die Schließung der Klinik Annweiler ist schmerzhaft, wird von vielen Mitarbeitenden aber auch positiv gesehen, da sich neue berufliche Perspektiven an den Standorten in Bad Bergzabern und Landau ergeben.“ Das Ergebnis könne sich sehen lassen, so Ohler: „Alle Beteiligten ziehen an einem Strang.“ Dadurch sei es bislang gelungen, fast alle Fachkräfte zu halten.

Zum 1. Januar 2004 sind die damaligen Kreiskrankenhäuser Annweiler und Bad Bergzabern mit dem Städtischen Krankenhaus Landau zur Klinikum Landau-Südliche Weinstraße GmbH fusioniert. Insgesamt arbeiten hier rund 760 Mitarbeitende, die 438 Planbetten versorgen. Jährlich werden im Klinikum Landau-Südliche Weinstraße bis zu 15 000 stationäre und 32 000 ambulante Patientinnen und Patienten behandelt.

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