
Der Griff zur Aufkleber-Rolle ist schnell Routine geworden. Bevor der Einsatz in einem der beiden Schockräume im Kölner St. Vinzenz-Hospital beginnt, klebt sich jedes Teammitglied neuerdings gut sichtbar ein Schild auf den Kasack: „ZfN Facharzt“ steht da zum Beispiel, „Teamleitung“ oder „ANÄ Arzt“. So ist für alle unmissverständlich klar, wer welche Position bekleidet und welche Aufgabe hat.
Die Rollen mit den farbigen Aufklebern hängen im Flur direkt zwischen den Schockräumen. „Eigentlich kommt niemand daran vorbei“, sagt Benjamin Orth, der Ärztliche Leiter des Zentrums für Notfallmedizin (ZfN), in dem jährlich rund 40 000 Patienten behandelt werden. Die Schilder sollen Unsicherheiten und Fehlerquellen weiter minimieren, erklärt der Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie: „Im Schockraum ist ein schnelles, effizientes und reibungsloses Arbeiten Hand in Hand enorm wichtig – oft sogar lebensrettend.“
Rettungskräfte wünschten sich bessere Erkennbarkeit

Entstanden ist die Idee, weil sich die Einsatzkräfte der Rettungsdienste, die das St. Vinzenz-Hospital anfahren, eine bessere Erkennbarkeit der ZfN-Teammitglieder wünschten. Das 370-Betten-Haus bittet die Besatzungen der Rettungswagen regelmäßig per QR-Code um ein Feedback zur Schockraumqualität. „Wir selbst hatten das vorher gar nicht als so problematisch erfahren“, sagt Benjamin Orth: „Aber durch die Aufkleber sind jetzt alle zufrieden.“ Als zusätzliche Information hängt außerdem ein Poster in der ZfN, das erklärt, welche Berufsgruppe für welche Aufgaben zuständig ist – farblich abgestimmt auf die Aufkleber.
Berufsgruppen lassen sich jetzt eindeutig zuordnen
Zwar finde normalerweise vor jeder Behandlung eine Vorstellungsrunde statt, doch häufig seien Namen und Funktionen trotzdem nicht für alle im Raum klar, zumal wenn Masken getragen werden, erklärt Orth die Initiative. Dann stelle sich schon einmal die Frage: „Wer ist der richtige Ansprechpartner im Team?“ Durch die Aufkleber sei die Hemmschwelle, jemanden direkt anzusprechen, deutlich gesunken. Weil sich die Berufsgruppen jetzt eindeutig zuordnen lassen, verringere sich zudem die Gefahr, dass Informationen verloren gehen: „Ein Milligramm Supra, bitte“ – was bislang schon mal einfach in den Raum gerufen wurde, wird jetzt gezielt der zuständigen Person gesagt.
Positive Effekte sieht Orth deshalb nicht nur mit Blick auf die Rettungsdienste. Die Aufkleber wirken auch intern, zum Beispiel wenn neue Mitarbeitende des Hospitals in der ZfN im Einsatz sind. „Wenn etwa ein neuer Assistenzarzt in der Anästhesie begonnen hat, ist der Kollege bei uns nicht sofort bekannt“, erklärt Orth.
Erprobt und relativ einfach nutzbar
Für die Neuerung hat das katholische Haus, das rund 990 Mitarbeitende beschäftigt und zum Klinikverbund der Stiftung der Cellitinnen gehört, zunächst rund 1000 Euro investiert. Orth kennt mehrere Kliniken, in denen die Aufkleber bereits eingesetzt werden. Er habe sich bewusst für ein etabliertes, gut erprobtes und relativ einfach nutzbares Verfahren entschieden, sagt er. Dass dadurch auch etwas Müll entsteht, hat er in der Abwägung berücksichtigt. „Alternativ mehrere Sätze Westen für unsere Teams oder spezielle Kasaks mit Klettflächen für Funktionsschilder aus Stoff zu beschaffen, wäre deutlich teurer gewesen“, erklärt er, „vom zusätzlichen Reinigungsaufwand ganz abgesehen.“





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