
Bereits im Jahr 2012 wurde im Rahmen einer Masterplanung am Universitätsklinikum RWTH Aachen über den Bau eines neuen Zentral-OPs gesprochen. Vier Jahre später wurde das Vorhaben Bestandstandteil eines Medizinischen Modernierungsprogammes und damit verbundenden Vereinbarungen zwischen dem Land Nordrhein-Westfalen (NRW) und dem Uniklinikum. Damals wurden Gesamtkosten für das Projekt von rund 151 Millionen Euro kalkuliert, die sich in den darauffolgenden Jahren mehr als verdoppelten. Jüngsten Berichten zufolge reicht auch diese Summe zur Fertigstellung nicht aus. Nun wurde der Bau vorerst gestoppt.
Kein Einzelfall
Es gibt zahlreiche Schwachstellen großer Bauprojekte – kein Wunder, dass die Kosten oft aus dem Ruder laufen. Wenn Planungen scheitern oder unzureichend erfolgen, trägt am Ende meistens der Steuerzahler die Kosten – so auch im Fall der Aachener Uniklinik. Besonders problematisch wird es, wenn nicht nur falsche Kalkulationen, sondern auch mangelnde Kontrolle die Kosten in die Höhe treiben. Solche Entwicklungen sind keine Seltenheit. Auch die Beethovenhalle in Bonn zeigt, wie öffentliche Gelder durch unzureichende Aufsicht verschwendet werden. Dort versäumte es der Auftraggeber, sowohl die erbrachten Planungsleistungen als auch deren Qualität angemessen zu überprüfen – mit erheblichen finanziellen Folgen.
Diese Probleme sind nicht auf Einzelfälle beschränkt, sondern ein systemisches Phänomen. Handwerker sind verpflichtet, auf Planungsmängel hinzuweisen. Und sie tun dies immer häufiger, denn sie wissen, dass sie andernfalls selbst für Fehlplanungen haften könnten. Wer trotz offensichtlich mangelhafter Vorgaben weiterarbeitet, trägt am Ende oft einen erheblichen Teil der Kosten – nicht der Auftraggeber und nicht der Staat.
Fehlkalkulation erhöht Kosten
Großprojekte wie der Zentral-OP der Aachener Uniklinik scheitern oder verteuern sich massiv, wenn die Planung nicht mit der notwendigen Sorgfalt erfolgt. Häufig bekommen die Planer vom Auftraggeber nicht ausreichend Zeit, um fundierte Konzepte auszuarbeiten. Das liegt unter anderem daran, dass öffentliche Bauherren unter Druck stehen. Fördermittel sind an Fristen gebunden, Verzögerungen könnten den Verlust dieser Gelder bedeuten. Um dem entgegenzuwirken, setzen sie Planer unter enormen Zeitdruck.
Statt auf realistische Zeitpläne zu bestehen oder Bedenken klar zu äußern, beugen sich viele Planer den Anforderungen der Auftraggeber. Sie arbeiten oberflächlich, liefern unfertige Konzepte und lösen damit eine Kettenreaktion aus: Sobald Handwerker mit der Umsetzung beginnen, werden Planungsmängel offensichtlich. Das führt zu Baustopps und erheblichen Nachbesserungen. Als Folge explodieren die Kosten.
Die Haftungsfrage: Wer trägt die Verantwortung bei Verzögerungen?
Ist eine Baustelle erst einmal ins Stocken geraten, bleibt dem Auftraggeber kaum eine kurzfristige Lösung. Wenn Handwerker aufgrund von Planungsmängeln nicht weiterarbeiten können, entstehen für sie erhebliche finanzielle Ansprüche. In Deutschland lernen Handwerker inzwischen immer besser, ihre Ansprüche durchzusetzen. Doch es muss sich noch mehr bewegen, damit sie gar nicht erst in diese Situation geraten.
Hinzu kommt, dass die Stadt Aachen in der Vergangenheit nicht immer kooperativ mit Handwerksbetrieben umgegangen ist. In vielen Fällen mussten Betriebe vor Gericht für ihr Recht kämpfen – ein deutliches Zeichen für Defizite in der Zusammenarbeit zwischen öffentlicher Hand und Wirtschaft. Es scheint, als würden interne Probleme im Bauamt nicht transparent kommuniziert werden, was zu weiteren Verzögerungen und Konflikten führt.
Je größer das Projekt, desto höher der Zeitbedarf
Begriffe wie „die modernste Klinik Deutschlands” klingen vielversprechend. Entscheidend ist allerdings eine realistische Planung. Großprojekte in Rekordzeit umzusetzen, ohne die notwendigen Vorarbeiten sorgfältig zu leisten, ist zum Scheitern verurteilt. Die Aachener Uniklinik zeigt eindrücklich, was passiert, wenn ambitionierte Pläne nicht mit der erforderlichen inhaltlichen Substanz untermauert werden.
Letztlich sind 50 Intensivbetten und 35 OP-Säle keine unlösbare Aufgabe, wenn die Planung von Anfang an präzise erfolgt. Doch daran scheitern immer mehr Projekte. Um solche Entwicklungen in Zukunft zu vermeiden, braucht es eine bessere Balance zwischen Planungssorgfalt und wirtschaftlicher Effizienz. Nur wenn Auftraggeber, Planer und ausführende Unternehmen frühzeitig realistische Ziele definieren und diese konsequent umsetzen, lassen sich Baukatastrophen wie die an der Aachener Uniklinik verhindern.








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