
Die Corona-Infektionszahlen steigen weiter, jedoch schlägt sich dies nicht unmittelbar auf die Klinikeinweisungen nieder. Fachleute erwarten den Höhepunkt der aktuellen vierten Pandemiewelle in den kommenden Tagen. Und zum ersten mal seit dem Ausbruch von SARS-CoV-2 stellen sich Kliniken bei der aktuellen Personalknappheit nicht die Frage, wie sie die vielen Corona-Patienten bewältigen sollen, sondern generell ihre betrieblichen Abläufe sicherstellen können. Denn: die Personalausfallquote ist hoch, so Jürgen Graf, der Ärztliche Direktor des Frankfurter Universitätsklinikums. Er leitet den Planstab stationäre Versorgung am hessischen Gesundheitsministerium.
Am Frankfurter Uniklinikum mit rund 7500 Mitarbeitern sei täglich „eine zweistellige Zahl” bei den Routinetests positiv. Sie müssen danach in Quarantäne, auch wenn sie symptomfrei sind. Andere müssten zu Hause bleiben, weil ihre Kinder infiziert sind oder die Kita zu ist. „Die Krankheitsquote hat sich im Vergleich zum jahreszeitlichen Mittel sicherlich verdoppelt”, sagte Graf. Etwa die Hälfte davon gehe auf Covid-Fälle beziehungsweise damit im Zusammenhang stehende Abwesenheiten zurück.
Auch an den Krankenhäusern in Rheinland-Pfalz ist man alarmiert. Wie die Lage sich tatsächlich entwickeln wird, sei unkalkulierbar sagte der Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Rheinland-Pfalz (KGRP), Andreas Wermter, der Deutschen Presse-Agentur. Der Personalausfall werde von den Kliniken täglich erfasst.
Die Kliniken in Hessen halten unterdessen Hilfe von außen, etwa durch die Bundeswehr, für wenig hilfreich. Kritisch sei vor allem, wenn Mitarbeiter mit speziellen Qualifikationen ausfielen. Sie seien nicht von außen zu ersetzen. Die Impfpflicht im Gesundheitssektor könnte die Lage ab Mitte März verschlimmern. Am Frankfurter Uniklinikum sind Graf zufolge mehr als 90 Prozent der Mitarbeiter geimpft, die übrigen sind ungeimpft oder geben darüber keine Auskunft. Welche Folgen das ab 16.3. habe, sei noch nicht geklärt. „Für uns als Betroffene wäre eine eindeutige Klarstellung hilfreich”, sagte Graf.
Eskalations- und Stufenkonzepte
Durch die aktuelle Dominanz der Omikron-Variante und als Effekt der hohen Impfquote der Bevölkerung ist der Anteil der Intensivpatienten im Vergleich zu den vorangegangenen Wellen bisher geringer, weshalb die Kliniken in Rheinland-Pfalz ihr Eskalationskonzept auf die Normalstationen ausgeweitet haben. Durch das Verschieben planbarer Operationen, die Einrichtung von Isolierbereichen für Covid-Patienten und die Arbeit mit Stufenkonzepten wolle man sich dem Infektionsgeschehen anpassen.
Das Testen neuer Patienten mit PCR-Tests und das Testen der Mitarbeitenden wurde teils von zwei auf drei pro Woche erhöht. Ungeimpfte werden weiterhin täglich getestet. Auch bleiben an vielen Kliniken das Besuchsverbot genauso wie die FFP2-Pflicht bestehen.
Kooperation von Nöten
Zusätzlich stimme man sich in Rheinland-Pfalz laut Wermter eng mit den umliegenden Krankenhäusern und Rettungsdienst-Leitstellen ab, damit bei Engpässen andere Häuser mit Notfällen angefahren werden können. Es gebe zudem an einigen Kliniken sogenannte Flex-Teams in der Pflege, die standortübergreifend zur Abdeckung kurzfristiger Ausfälle eingesetzt werden könnten. Besprechungen des Personals mit mehr als vier Beteiligten würden nur noch online abgehalten.
Die KGRP fordert angesichts der aktuellen Pandemie-Lage von der Bundespolitik eine spürbare Entlastung der Kliniken von bürokratischen Vorgaben und Prüfungen des Medizinischen Dienstes. Wichtig für die Kliniken sei darüber hinaus eine verbesserte finanzielle Absicherung durch eine Verlängerung der Ausgleichszahlungen. Dabei sollten alle Krankenhäuser von den Ausgleichszahlungen profitieren können.





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