Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

Zwölf Millionen FälleRekordjahr 2023 – Nie meldeten Notaufnahmen mehr Patienten

Die deutschen Krankenhäuser ächzten 2023 unter der Anzahl ambulanter Notfälle. Die Notaufnahmen kämpften mit einem neuen Höchststand an zu behandelnden Patienten. Doch wie geht es nach dem Ampel-Aus mit der Reform der Notfallversorgung weiter?

Hinweistafel Notaufnahme
schulzfoto/stock.adobe.com
Symbolfoto

Es ist ein neuer Höchststand seit die Daten im Jahr 2018 erstmals erfasst wurden: 12,4 Millionen ambulante Notfälle wurden im vergangenen Jahr in deutschen Krankenhäusern behandelt. Wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilt, haben die Notaufnahmen damit im Durchschnitt täglich 34 000 Menschen versorgt. Die Zahl der stationären Behandlungen in den Kliniken insgesamt betrug im Jahr 2023 rund 17,2 Millionen.

Reform der Notfallversorgung – wann startet die Umsetzung?

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisiert, dass viele kassenärztliche Bereitschaftsdienste und ambulante Notfallpraxen zusammengestrichen würden. „Gerade Patientinnen und Patienten in strukturarmen Regionen trifft das hart“, sagt Vorstand Eugen Brysch. „Das ist der Grund, warum Rettungsdienste und Krankenhäuser mit ihren Notaufnahmen überlastet sind.“

Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK) fordern, dass die von der geplatzten Ampel-Koalition ursprünglich geplante Reform der Notfallversorgung schnell umgesetzt wird. Eine neue Regierung müsse die guten Vorarbeiten in der nächsten Wahlperiode sofort aufgreifen und schleunigst ins Ziel führen, sagte die Chefin des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann: „Weitere Jahre des Reformstillstandes können wir uns auf diesem Gebiet nicht leisten.“ Die Gesetzespläne zielen darauf, dass Patienten mit dringenden Anliegen gezielter in passende Behandlungsangebote gelenkt werden, statt gleich ins Krankenhaus zu gehen

Die Corona-Pandemie hatte nach Angaben des Statistischen Bundesamtes zu einem Rückgang der Fallzahlen in den Notaufnahmen geführt. „Patientinnen und Patienten vermieden offenbar, wenn möglich, den Besuch einer Notfallambulanz“, heißt es. Im Jahr 2020 lag die Zahl der ambulanten Notfallbehandlungen mit 9,4 Millionen auf dem niedrigsten Niveau seit dem Jahr 2018. Seitdem sind die behandelten Notfälle allerdings jährlich angestiegen.

Rettungsdienst personell extrem gewachsen

Die Statistiker haben auch die Zahlen der Beschäftigten beim Rettungsdienst ausgewertet: Demnach arbeiteten in Deutschland im Jahr 2022 rund 86 000 Menschen im Rettungsdienst, hinzu kamen zahlreiche Ehrenamtliche. Die Zahl der hauptamtlich im Rettungsdienst Beschäftigten nahm demnach innerhalb von zehn Jahren um 71 Prozent zu. Im Jahr 2012 hatten noch rund 50 000 Menschen im Rettungsdienst gearbeitet. Damit fiel der Zuwachs im Rettungsdienst deutlich stärker aus als im Gesundheitswesen insgesamt. Dort stieg die Zahl der Beschäftigten im selben Zeitraum um 19 Prozent.

Zwei Drittel (66 Prozent) der Beschäftigten im Rettungsdienst waren den Angaben zufolge Männer. Der Frauenanteil sei in den vergangenen Jahren jedoch gestiegen – von 27 Prozent im Jahr 2012 auf 34 Prozent im Jahr 2022. Im Gesundheitswesen insgesamt zeigt sich laut Bundesamt ein anderes Bild: Hier machten Männer im Jahr 2022 nur ein Viertel (25 Prozent) der Beschäftigten aus.

Zu oft zu spät – Brandenburgs Rettungsdienste

Die zunehmenden Probleme im Rettungsdienst werden vielerorts diskutiert. In Brandenburg etwa haben die Rettungsdienste 2022 nur in der Stadt Brandenburg an der Havel und in Frankfurt (Oder) die gesetzlichen Vorgaben zur Frist für Noteinsätze einhalten können. In den anderen kreisfreien Städten Potsdam und Cottbus sowie in allen Landkreisen überschritten die Einsatzkräfte die vorgegebene Frist von 15 Minuten zu oft, wie das Gesundheitsministerium in Potsdam mitteilt. Dabei entscheiden in Notfällen bisweilen einige Minuten über Leben und Tod. Angaben für das vergangene Jahr sind laut Ministerium nicht vor dem kommenden Frühjahr zu erwarten.

Nach den Bestimmungen des Brandenburgischen Rettungsdienstgesetzes müssen die Rettungswachen jeden Einsatzort an einer öffentlichen Straße in 95 Prozent aller Fälle in einem Jahr innerhalb von 15 Minuten erreichen. Diese sogenannte Hilfsfrist umfasst den Zeitraum vom Eingang einer Notfallmeldung in der Leitstelle bis zum Eintreffen der ersten Rettungskräfte am Einsatzort.

Im Jahr 2021 konnten die Rettungsdienste auch in Cottbus die gesetzliche Hilfsfrist noch einhalten. Am häufigsten verfehlt wurde die Vorgabe 2022 im Landkreis Spree-Neiße wie schon im Jahr 2021 mit nur 81 Prozent. Im Landkreis Ostprignitz-Ruppin konnten nur 82 Prozent (2021: 84 Prozent) der Einsätze innerhalb der gesetzlichen Frist bewältigt werden.

Früheren Regierungsangaben zufolge konnten die Rettungseinsätze im Jahr 2012 noch in allen vier kreisfreien Städten und in zwei Landkreisen die gesetzliche Quote einhalten. Zwei Jahre später waren es nur noch zwei Städte und zwei Landkreise.

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen

Doctolib GmbH

Doctolib Hospital – Mit Digitalisierung zu mehr Effizienz und Erfolg! 

Die Technologie von Doctolib schafft einen…

Philips GmbH Market DACH

Philips vernetzt Daten, Technologien und Menschen

Die Medizin macht täglich Fortschritte. Damit steigen auch die…