
Damit Rettungswagen vermehrt für lebensbedrohliche Fälle eingesetzt werden, will der Landkreis Leipzig drei alternative Einsatzfahrzeuge testen. Ein Modellprojekt wurde ab Anfang Februar genehmigt, wie die Landesdirektion Sachsen mitteilte. Die sogenannten Sonderkrankentransportwagen, die in Wurzen, Grimma und Borna stationiert werden, sind ähnlich ausgestattet wie Rettungswagen. Allerdings werden sie ausschließlich von zwei erfahrenen Rettungssanitätern besetzt – ohne Notfallsanitäter.
Sie sollen für Einsätze zur Verfügung stehen, bei denen keine lebensrettenden Maßnahmen erforderlich sind und für die nicht zwingend ein Notfallsanitäter benötigt werden. Die Entscheidung, ob ein Einsatz der Notfallrettung vorliegt oder die Betroffenen stattdessen auch von einem Sonderkrankenkraftwagen versorgt werden können, trifft die integrierte Regionalleitstelle im Einzelfall. Das Modellprojekt soll die Notfallrettung entlasten und die medizinische Versorgung flexibler gestalten.
Vorhandene Rettungswagen werden genutzt
„Immer häufiger werden medizinische Versorgungsfälle fälschlicherweise als Notfälle eingestuft“, sagte der Präsident der Landesdirektion Sachsen, Béla Bélafi. Dies führe dazu, dass Rettungsmittel für lebensbedrohliche Einsätze fehlen könnten. Nun könnte Patienten unterhalb der Notfallschwelle mit den Sonderkrankenkraftwagen effizient geholfen werden, während gleichzeitig mehr Rettungswagen für die Menschen mit lebensbedrohlichen Diagnosen zur Verfügung stünden. „Häufig ist das für die Lebensrettung ganz entscheidend“, so Bélafi weiter.
Das Projekt des Landkreises Leipzig sei ein erster wichtiger Schritt, um dieser Entwicklung mit gezielten und innovativen Maßnahmen zu begegnen. Demnach erfüllen im Landkreis Leipzig pro Jahr weniger als 40 Prozent aller Notfallrettungseinsätze die gesetzlichen Anforderungen an eine Notfallrettung.
Für das Projekt werden den Angaben zufolge vorhandene Rettungswagen genutzt, zusätzliche Kosten entstehen demnach nicht. Darüber hinaus soll durch die verbesserte Auslastung der Krankentransportwagen die Wirtschaftlichkeit des Rettungswesens im Landkreis Leipzig erhöht werden. Das Vorhaben läuft bis Ende 2026 und wird von einer Arbeitsgruppe begleitet.
Hintergrund
Anfang 2024 trat die überarbeitete Fassung des Sächsischen Gesetzes über Brandschutz, Rettungsdienst und Katastrophenschutz (SächsBRKG) in Kraft. Eine darin neu enthaltene Experimentierklausel ermöglicht Modellprojekte zur Erprobung innovativer Konzepte im Rettungsdienst. Ende Oktober 2024 stellte der Landkreis Leipzig einen Antrag auf Genehmigung eines solchen Projekts bei der Landesdirektion Sachsen. Diese erteilte die erforderliche Genehmigung mit Bescheid vom 18. November 2024.







Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen