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Nordbayern und SüdthüringenRettungsplan für Regiomed – Kommunen übernehmen die Verantwortung

Vom Regen in die Traufe – Der Klinikkonzern Regiomed kämpft seit Jahren ums Überleben. Nachdem 2022 erstmals wieder eine ausgeglichene Bilanz vorgewiesen werden konnte, gilt es jetzt die Insolvenz zu vermeiden. Dazu will der Verbund alle Kliniken abstoßen.

Regiomed Klinikum Lichtenfels
Regiomed Klinikum Lichtenfels
Neben anderen ab 2024 wieder in kommunaler Hand: Das Regiomed Klinikum Lichtenfels.

Der thüringisch-bayerische Klinikverbund Regiomed will angesichts eines erwarteten Millionendefizits für das laufende Jahr die von ihm betriebenen Krankenhäuser ausgliedern. Sie sollen ab 1. Januar 2024 in die Trägerschaft der beteiligten Kommunen zurückgehen und in der medizinischen Versorgung als wirtschaftlich eigenständige Einheiten agieren, wie der Verbund am 4. Oktober mitteilte.

Auf diese Weise solle einer Insolvenz entgegengewirkt und der Fortbestand der Einrichtungen gesichert werden. Einen entsprechenden Beschluss habe die Gesellschaftversammlung der kommunalen Klinikkette am 29. September 2023 gefasst. Die Kreistage - in Thüringen die in Sonneberg und Hildburghausen – müssen den Beschluss noch bestätigen.

Begründet wurde er mit der schwierigen finanziellen Lage des Konzerns, der für 2023 von einem Defizit von 20 Millionen Euro ausgeht. Auch 2024 würden Verluste entstehen, da Ausgleichszahlungen des Bundes wegfielen und parallel erhebliche Kostensteigerungen zu erwarten seien. Bereits in der Vergangenheit hatte Regiomed mit einem Millionendefizit zu kämpfen.

Schwere Zeiten bereits vor der Pandemie

2018 fuhr man ein Rekordminus von über 25 Millionen Euro ein. Im Verlauf der Jahre verbesserte sich die Bilanz zwar stetig (2019: -9,5 Millionen Euro und 2020: -6,7 Millionen Euro) bis zu einem nahezu ausgeglichenen Wert 2022 – inzwischen habe aber die geopolitische Lage Energiekosten, Inflation und Personalkosten explodieren lassen. Das erklärte der Lichtenfelser Landrat Christian Meißner (CSU), der Vorsitzender der Gesellschafterversammlung ist.

Die zuständigen Kommunalparlamente – vier Kreistage und ein Stadtrat – sowie eine Verbandsversammlung müssen dem Beschluss der Gesellschafterversammlung noch zustimmen. Zuletzt hatte Regiomed die Geburtshilfeabteilung am Krankenhaus Sonneberg wegen Fachkräftemangels bis zum Jahresende geschlossen.

Welche Häuser betroffen sind

Zu Regiomed mit 5000 Beschäftigten in beiden Bundesländern gehören Akut- und Reha-Kliniken, medizinische Versorgungszentren (MVZ), Rettungsdienste und Seniorenzentren an mehr als einem Dutzend Standorten im Raum Coburg und im Kreis Lichtenfels sowie in den thüringischen Kreisen Sonneberg und Hildburghausen.

Von der Ausgliederung betroffen sind die Henneberg-Kliniken Hildburghausen einschließlich Reha-Klinik, die Medinos-Kliniken Sonneberg, das Helmut-G.-Walther-Klinikum Lichtenfels, das Klinikum Coburg und die Klinik Neustadt - alle jeweils mit den dazu gehörigen MVZ.

Alarmsignal für die Politik

Für Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner ist die geplante Aufspaltung des in Finanznöten steckenden Klinikverbunds ein Alarmsignal. Die Linke-Politikerin bekräftigte am 5. Oktober ihre Forderung nach einer Übergangsfinanzierung für Krankenhäuser im Zuge der vom Bund geplanten Klinikreform. „Die schwierige finanzielle Lage zeigt, dass die Forderung an den Bund richtig ist, dass schnell etwas passieren muss“, wurde Werner auf Anfrage von einer Sprecherin zitiert. „Ohne Übergangsfinanzierung werden einige Krankenhäuser die Vergütungsreform nicht mehr erleben.“

Die schwierige finanzielle Lage zeigt, dass die Forderung an den Bund richtig ist, dass schnell etwas passieren muss.

Das Ministerium habe Kontakt mit den betroffenen Thüringer Standorten aufgenommen, teilte die Sprecherin mit. Die Versorgungssicherheit vor Ort sei gewährleistet. Für die Patientinnen und Patienten ändere sich nichts, es komme zu keinen Einschränkungen. Das Land habe den Versorgungsauftrag nicht dem Klinikverbund, sondern den jeweiligen Trägergesellschaften erteilt. Diese Bescheide blieben unverändert bestehen.

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