
Die Beschäftigten erfuhren es Anfang der Woche in Mitarbeiterversammlungen und Einzelgesprächen: Das SRH Klinikum Sigmaringen wird deutlich Personal abbauen – in einer Größenordnung von knapp zehn Prozent der Gesamtbelegschaft von rund 1300 Beschäftigten. Es gehe um 90 bis 100 Vollzeitstellen, heißt es auf Nachfrage von kma. Zwischen 120 und 130 Mitarbeitende in Voll- und Teilzeit seien betroffen.
Der Abbau beziehe sich auf nahezu alle Berufsgruppen der Klinik, heißt es weiter. Die Pflege allerdings sei nicht betroffen. Vielmehr sollen Beschäftigten mit pflegerischer Qualifikation sogar Arbeitsplätze in der Pflege angeboten werden, betont die Klinikleitung. Sie hat bereits Sozialplangespräche mit dem Betriebsrat aufgenommen.
Die Umsetzung des Abbaus solle mit wesentlichen Effekten auf das Defizit des 523-Betten-Hauses noch in diesem Jahr erfolgen. Darüber hinaus sollen bei den Sachkosten und Dienstleistungen ebenfalls Einsparungen vorgenommen werden.
SRH und Landkreis schießen 8,5 Millionen Euro zu
Mit den aktuellen Maßnahmen kommt die Geschäftsführung einer Forderung der beiden Gesellschafter nach. Der Gesundheits- und Bildungsanbieter SRH hält 58,45 Prozent der Anteile, der Landkreis Sigmaringen die übrigen 41,55 Prozent. Beide hatten auf einem Sanierungsplan bestanden, der das Unternehmen finanziell entlasten soll. Daraufhin seien die bestehenden Strukturen, Prozesse sowie die Leistungsentwicklung im medizinischen Portfolio erneut überprüft worden, heißt es in Sigmaringen. Das medizinische Profil der Klinik werde demnach beibehalten, allerdings habe man sich zu den beschriebenen Sparmaßnahmen entschieden.
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Die finanzielle Situation hatte sich zuletzt zunehmend verschärft. Den Angaben zufolge liegt das betriebliche Defizit – ohne Einmaleffekte wie zum Beispiel Energiehilfen – aktuell bei rund 14,2 Millionen Euro. Deshalb schießen die beiden Gesellschafter ordentlich Geld zu. In diesem Jahr haben die SRH Gesundheit GmbH und der Landkreis Sigmaringen die Kapitalrücklage bereits um 5,3 Millionen Euro erhöht, teilt der Kreis auf Anfrage von kma mit. Den jeweiligen Anteilen entsprechend trage die SRH davon knapp 3,1 Millionen Euro und der Landkreis rund 2,2 Millionen Euro. Für 2024 sei eine weitere Erhöhung der Kapitalrücklage um insgesamt 3,2 Millionen Euro vorgesehen – knapp 1,9 Millionen Euro von der SRH und gut 1,3 Millionen Euro vom Kreis.
Neues Konzept für stationäre Versorgung
Ihren Kurs der Neustrukturierung hat die SRH Kliniken Landkreis Sigmaringen GmbH in den vergangenen Monaten bereits sukzessive gestartet. Dieser Prozess werde jetzt beschleunigt, heißt es, um zügig eine finanzielle Entlastung herbeizuführen.
Mittlerweile laufe die letzte Phase der Umsetzung des Medizinischen Konzepts für die stationäre Patientenversorgung im Landkreis. Sie ist seit Ende 2022 in Sigmaringen gebündelt, nachdem die Standorte Saulgau und Pfullendorf geschlossen worden waren. In Pfullendorf wurde der stationäre Patientenbetrieb zum 31. Oktober 2022 eingestellt, in Bad Saulgau zum 30. November 2022. Die jeweiligen Fachbereiche wurden in das Klinikum Sigmaringen integriert.
Ende Juli 2023 ist in Sigmaringen auch der Neubau in Betrieb genommen worden. Die Patientenversorgung sei „während und nach dieser Binnenrestrukturierung vollumfänglich gewährleistet“, betont die Klinikleitung. Es gebe keine Auswirkungen auf die Behandlungen.







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