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NachnutzungStadt Wertheim sichert sich Areal der Rotkreuzklinik

Der Gemeinderat Wertheim hat den Kauf der Rotkreuzklinik beschlossen. Es sollen zwei Fachkliniken entstehen, die langfristig durch Mieteinnahmen finanziert werden. Derzeit wird mit der Westfalenklinikgruppe und Mediclin über die Nachnutzung verhandelt.

Rettungsring
peterschreiber.media/stock.adobe.com
Symbolfoto

Neue Hoffnung für die insolvente Rotkreuzklinik Wertheim. Nachdem die Übernahme durch Dr. Josef Sebastian Oswald gescheitert war, hat sich nun der Gemeinderat der Stadt Wertheim zum Erwerb des Areals der Rotkreuzklinik durchgerungen. Es sollen zwei Fachkliniken in Kombination mit einer Grund- und Regelversorgung sowie einer Notaufnahme eingerichtet werden.

Wie Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez sagt, erhält die Stadt ein „voll funktionsfähiges Krankenhaus, und jeder Quadratmeter des Klinikgebäudes wird gut genutzt“. Noch gebe es keine hundertprozentige Sicherheit, „aber Grund zu großer Zuversicht“, dass die erforderlichen Verhandlungen und Genehmigungsverfahren erfolgreich abgeschlossen werden können.

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Direkt nach dem gescheiterten Insolvenzverfahren der Rotkreuzklinik am 21. Juni, hatte der Oberbürgermeister öffentlich gemacht, dass die Stadt das Krankenhausareal erwerben wolle. Vorrangiges Ziel war die Weiterentwicklung des Gebäudes zu einem Gesundheitszentrum und die Integration einer stationären Notfallversorgung, um die im Landeskrankenhausplan verankerten Planbetten am Standort Wertheim zu erhalten.

Wir bekommen ein voll funktionsfähiges Krankenhaus, und jeder Quadratmeter des Klinikgebäudes wird gut genutzt.

Das vom Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration daraufhin angeforderte Konzept für eine mögliche Nachfolgenutzung hat die Stadt fristgerecht am 24. Juli vorgelegt. Die Eckpunkte dieses Konzepts, das neben der Notfallversorgung auch die Möglichkeit stationärer medizinischer Versorgung der Bürgerschaft vorsieht, wurden dem neukonstituierten Gemeinderat am 23. Juli in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt. Sowohl vom Ministerium wie auch von Seiten der Kostenträger liegen zu dem Konzept zwischenzeitlich positive Stellungnahmen vor.

Den Erwerb von Grundstück, Gebäude und Inventar der Rotkreuzklinik hat die Stadt mit dem Generalhandlungsbevollmächtigen verhandelt. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Das Gebäude wird lastenfrei übereignet. Gemeinderat sowie die Aufsichtsräte der Stadtentwicklungsgesellschaft Wertheim (STEG) und der Städtischen Holding haben den Kauf am 12. August beschlossen. Künftige Eigentümerin soll die Stadtentwicklungsgesellschaft Wertheim mbH sein. Langfristig sollen die Kosten des Erwerbs und des laufenden Betriebs durch Mieteinnahmen erwirtschaftet werden, so dass die Stadt Wertheim den Kauf finanziell nicht bezuschussen muss. Die notarielle Beurkundung des Kaufvertrages kann voraussichtlich noch im August erfolgen.

Verhandlungen mit potenziellen Mietern der Flächen sind bereits weit fortgeschritten und stehen vor dem Abschluss. Verhandlungspartner sind zum einen die Westfalenklinik Gruppe und zum anderen die Mediclin AG. Mit dem Nutzungskonzept „Bürgerspital Wertheim“ der Westfalenklinik Gruppe und der stationären neurologischen Rehabilitation von Mediclin könnten werthaltige medizinische Dienstleistungen zeitnah und langfristig im Gebäude angesiedelt werden. Gleichzeitig könne die seit Monaten durch Bürgerschaft, Politik und niedergelassene Ärzte als vordringlich geforderte „Basisnotfallversorgung“ am Standort Wertheim sichergestellt werden. Mit diesen beiden Nutzungsbausteinen und dem bislang bereits bestehenden Dialysezentrum von Dr. Seibold und Dr. Breunig könnte innerhalb weniger Monate eine Vollbelegung des Rotkreuzklinikgebäudes erreicht werden.

Planung

Zwischen den beiden geplanten Konzepten können zahlreiche Synergieeffekte geschaffen werden. Beide Partner streben einen Betriebsstart im 4. Quartal an. Das ist geplant:

Konzept „Bürgerspital Wertheim“ der Westfalenklinik Gruppe

Das Konzept sieht eine Kombination aus Fachklinik, Grund- und Regelversorgung sowie Notfallversorgung vor. Mit einem breiten Kooperationsangebot mit der Wertheimer Ärzteschaft soll eine Grund- und Regelversorgung mit rund 65 bis 70 Betten für Innere Medizin und Chirurgie entstehen. Auf das Zentrum für bariatrische Chirurgie sollen weitere 20 bis 25 Betten entfallen. Das spezialisierte Behandlungsangebot profitiert von einer vorhandenen Struktur ambulanter Zentren der Westfalenklinik Gruppe/Weight Doctors, indem die Patientinnen und Patienten mit stationärer Indikation künftig nach Wertheim eingewiesen werden.

Weil die Vorhaltung dieser Strukturen aufwendig und umfassend ist, ergeben sich Synergieeffekte für die Notfallversorgung. Die Bereitstellung einer zentralen Notaufnahme ist daher als zusätzlicher Leistungsbereich unter Nutzung von Synergien (24/7 Facharzt, Radiologie etc.) möglich.

Die Realisierung des „Bürgerspitals Wertheim“ ist abhängig von Voraussetzungen wie der Neu-Zulassung der Klinik, der Aufnahme in den Landeskrankenhausplan und der Finanzierung der Leistungen durch die Sozialleistungsträger.

Stationäre neurologische Rehabilitation der Mediclin AG

Geplant ist eine Fachklinik für stationäre neurologische Rehabilitation auf den noch zur Verfügung stehenden Flächen im Klinikgebäude. Die Nutzungskonzeption beinhaltet aktuell 88 Betten sowie die erforderlichen Therapieflächen. Vorgesehen ist zudem die Übernahme der Küche im Wirtschaftsgebäude. Hier seien auch externe Gäste willkommen.
 

Finanzielle Unterstützung aus Landkreis erhofft

Nach zahlreichen bislang geführten Gesprächen ist die generelle Bereitschaft ehemaliger oder noch unter Vertrag stehender Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Rotkreuzklinik zur Wiederaufnahme ihrer Tätigkeit unter neuer Trägerschaft wohl vielversprechend und wird auch von Seiten der niedergelassenen Ärzte nach Kräften unterstützt.

Der Gemeinderat will die Wiedereinrichtung und den Betrieb einer stationären Notaufnahme jährlich mit 2,75 Millionen Euro absichern. Unterstützung wolle sich die Stadt vor allem aus dem Landkreis holen und deshalb auf die Nachbarkommunen zugehen, denn „der Betrag ist eine realistische Größe, aber auch eine echte Herausforderung für unseren Haushalt“, wie der Oberbürgermeister sagt. Große Erwartungen richten sich insbesondere an den Landkreis Main-Tauber sowie den Kreistag, der bereits in der Vergangenheit dargelegt hat, dass er zu einer finanziellen Unterstützung der Notfallversorgung am Standort Wertheim bereit ist.

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