
Nach einem wochenlangen Verhandlungsmarathon und einem für sie emotionalen Auf und Ab wissen die Beschäftigten der insolventen Rotkreuzklinik Wertheim nun Bescheid: Dr. Josef Sebastian Oswald, Geschäftsführer der Fachklinik Osterhofen, wird das Haus übernehmen. Das teilte der Generalhandlungsbevollmächtigte Dr. Mark Boddenberg den Mitarbeitenden in einer Betriebsversammlung am 11. April mit.
Damit, so ein Sprecher, sei die Entscheidung für den privaten Träger getroffen, und die Übernahmegespräche mit der öffentlichen Hand seien abgeschlossen. Berichten zufolge soll aus dem Grund- und Regelversorger eine Fachklinik für Amputationsnachsorge werden.
Der Schritt des Generalhandlungsbevollmächtigten sei zum Schutz der Gesamtgläubigerschaft erfolgt, wird betont. Im Sinne des Insolvenzrechts sei Boddenberg gesetzlich verpflichtet, die wirtschaftlich beste Lösung für die Gläubiger der Rotkreuzklinik Wertheim gGmbH umzusetzen.
Zuletzt sei „mit zahlreichen Akteuren“ über die Zukunft der Klinik gesprochen worden. Doch habe Boddenberg „vor dem Hintergrund der zeitkritischen Entwicklung festgestellt, dass die Stadt Wertheim und die Schwesternschaft München in der verbleibenden Zeit nicht zu einer Einigung kommen können“. Damit sei eine Übernahme des Hauses in kommunale Trägerschaft durch die Stadt nicht möglich.
Dies gelte insbesondere vor dem Hintergrund, „dass zwischenzeitlich Dr. Josef Oswald ein bindendes Angebot für die Übernahme unterbreitet hat“, heißt es weiter. Die Modalitäten für die künftige Ausgestaltung der Rotkreuzklinik Wertheim als Fachklinik mit einer integrierten Notanlaufstelle würden nun in der kommenden Zeit erörtert und vorbereitet.
Schwesternschaft benötigte mehr Zeit
Die Schwesternschaft München vom BRK, zu der das Haus bislang gehört, und die Stadt Wertheim hatten sich zuletzt gegenseitig die Schuld zugeschoben, warum die Verhandlungen stockten. Die Schwesternschaft ließ erklären, sie sei seit Beginn des Verfahrens und bis heute zu Verhandlungen bereit. Für weitere Verhandlungen mit der Stadt seien jedoch „nicht alle Voraussetzungen für eine Entscheidungsgrundlage geschaffen worden“.
Um das Krankenhaus durch einen neuen Träger betreiben zu lassen, sei eine Vielzahl an Details zu berücksichtigen, so ein Sprecher der Schwesternschaft. Ein vorliegender „Letter of Intent“ weise zwar zahlreiche Eckpunkte auf, mit denen die Schwesternschaft dem Grunde nach einverstanden sei. Allerdings fehle es „an entscheidenden Stellen an Detailtiefe, die für eine ausgereifte Entscheidung erforderlich ist“.
Wertheims OB ist „enttäuscht und frustriert“
Aus diesem Grund benötige die Schwesternschaft noch mehr Zeit, „um Bedingungen zu verhandeln, die eine Gesundheitsversorgung in der Region nachhaltig sicherstellen und umfassend geeignet sind, den Betrieb eines Krankenhauses zu führen“. Nur konnte der Generalhandlungsbevollmächtigte diese Zeit nicht mehr gewähren.
Seit vielen Wochen ist die Zukunft der Klinik in der Region eines der wichtigsten Gesprächsthemen. Es gab mehrere Demonstrationen mit Hunderten Teilnehmenden, auch Baden-Württembergs Gesundheitsminister Manne Lucha schaltete sich ein. Über die nun eingetretene Entwicklung sei man „enttäuscht und frustriert“, zitiert das „Main-Echo“ Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez. Für die Stadt sei es nun wichtig, dass bei der Umwandlung der Rotkreuzklinik in eine Fachklinik eine gut funktionierende Notfallversorgung gewährleistet werde.






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