
Mitte April schien alles klar und geregelt: Die insolvente Rotkreuzklinik Wertheim sollte in eine Fachklinik für Amputationsnachsorge und Schmerztherapie umgewandelt werden. Dafür sollte Dr. Josef Sebastian Oswald, der Geschäftsführer der Fachklinik Osterhofen, das Haus übernehmen. Ein entsprechendes bindendes Angebot liege vor, war damals erklärt worden. Nun – völlig überraschend – wurde die Beendigung des Eigenverwaltungsverfahrens durch Liquidation eingeleitet.
Die Transformationspläne zu einer Fachklinik durch den neuen Investor kommen zu spät, heißt es zur Begründung in einer Mitteilung. Die Verhandlungen zur geplanten Übernahme der Trägerschaft durch Oswald seien „in zeitlicher Hinsicht gescheitert“. Die nun verkündete Auflösung und Abwicklung der Einrichtung, die bislang zur Schwesternschaft München vom BRK gehört, seien „die Konsequenz fehlenden Personals und mangelnder Reststruktur eines Klinikbetriebs“.
Die Zeit für Gespräche und Verhandlungen ist abgelaufen.
„Unsere höchste Priorität war es, die Klinik wirtschaftlich fit zu machen, sie nachhaltig zu sanieren und damit auch zur medizinischen Versorgung in der Region beizutragen“, erklärt der Generalhandlungsbevollmächtigte Dr. Mark Boddenberg von der Kanzlei Eckert Rechtsanwälte: „Klar ist aber, die Zeit für Gespräche und Verhandlungen ist abgelaufen.“ Es gebe keine personellen und finanziellen Ressourcen mehr, um das Haus weiterhin zu betreiben.
Dieser Schritt sei für alle Beteiligten „bedauerlich, weil die vorgebrachten Vorschläge und Angebote nicht rechtzeitig umzusetzen waren“, so Boddenberg. Jedoch habe auch die Rotkreuzklinik Wertheim mit den strukturellen Herausforderungen, die derzeit die gesamte deutsche Krankenhauslandschaft beträfen, „erheblich zu kämpfen“. Das habe die Lösungsfindung darüber hinaus erschwert.
Seit Beginn des Sanierungsverfahrens im September 2023 seien zahlreiche Gespräche mit Akteuren aus Ärzteschaft, Politik und Privatwirtschaft geführt worden, wird betont. Doch letztlich seien nun alle Verhandlungsbemühungen sowie die Prüfung aller möglichen Optionen zur Abwendung einer Schließung erfolglos geblieben.
Wertheims Oberbürgermeister Markus Herrera Torrez fand nach der Verkündung klare Worte: „Das Insolvenzverfahren über die Rotkreuzklinik endet in einem Desaster“, sagt Herrera Torrez. Zehn Monate nach seiner Eröffnung werde es keine Grund- und Regelversorgung und keine Option auf Nachnutzung des Gebäudes als Fachklinik mehr geben. „Der Schaden, den die Schwesternschaft vom Bayerischen Roten Kreuz in Wertheim hinterlässt, könnte nicht größer sein“, erklärt der Oberbürgermeister. Er empfinde „Zorn und Wut“.
Stadt Wertheim wollte die Rekommunalisierung
Die Stadt hatte eine Rekommunalisierung der Rotkreuzklinik angestrebt. Am 11. April hatte Mark Boddenberg jedoch erklärt, er habe „vor dem Hintergrund der zeitkritischen Entwicklung festgestellt, dass die Stadt Wertheim und die Schwesternschaft München in der verbleibenden Zeit nicht zu einer Einigung kommen können“. Damit sei eine Übernahme des Hauses in kommunale Trägerschaft durch die Stadt nicht möglich. Zum Schutz der Gesamtgläubigerschaft sei deshalb die Entscheidung für den privaten Träger getroffen worden.
Der Grund- und Regelversorger hatte sein Leistungsspektrum bereits seit einiger Zeit kontinuierlich heruntergefahren – aufgrund von personellen Veränderungen und sinkender Belegung, wie es hieß. Seit dem 3. Juni waren dann keine neuen Patienten mehr aufgenommen worden. Einweiser und Patienten werden stattdessen auf das Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim, das Krankenhaus Tauberbischofsheim und das Universitätsklinikum Würzburg verwiesen.







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