Das Landeskrankenhaus in Andernach im Norden von Rheinland-Pfalz rechnet nach Angaben des Südwestrundfunks (SWR) für dieses Jahr mit einem Verlust von rund 14 Millionen Euro. Laut Klinikleitung wäre dies der bislang höchste Verlust, teilte der SWR mit. In einer Sondersitzung diese Woche würden weitere Schritte besprochen. Kündigungen seien nicht geplant.
Die Klinikleitung führt das historische Minus auf die finanziell schwierige Lage aller Krankenhäuser zurück. Auf SWR-Anfrage heißt es: „Wie fast alle Krankenhäuser bundesweit muss sich auch das Landeskrankenhaus den Rahmenbedingungen der nicht auskömmlichen Finanzierung stellen.“
Schwere Vorwürfe gegenüber dem Geschäftsführer
Wie der SWR jedoch mitteilt, könnte dies nicht der einzige Grund für die defizitäre Lage des Krankenhauses sein. Mitarbeitende hätten sich anonym an die Medienanstalt gewendet, die sagen, „die wesentliche Ursache sei der Verlust von Managementkompetenz“.
In den vergangenen zwei Jahren hätten rund 20 Führungskräfte das Unternehmen verlassen, heißt es von den Mitarbeitenden. Darunter unter anderem eine ärztliche Direktorin, kaufmännische Direktoren, Bereichsleiter, ein Pflegedirektor, eine Heimleiterin. Der Grund für ihr Ausscheiden sei, wie die Mitarbeitenden gegenüber dem SWR mitteilten, „in fast allen Fällen Frust über den Geschäftsführer“.
kma hat beim Aufsichtsrat wegen der Vorwürfe nachgefragt. Nicole Steingaß (SPD), Staatssekretärin im rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium, ist Aufsichtsratsvorsitzende des Krankenhauses in Andernach. Die Pressestelle des Staatsministeriums bestätigte, dass anonym Vorwürfe an den Aufsichtsrat des Landeskrankenhauses gerichtet wurden. Der Aufsichtsrat lässt diese derzeit überprüfen. „Wir bitten um Verständnis, dass zu der laufenden Prüfung derzeit keine weiteren Aussagen getroffen werden können“, teilte das Ministerium mit.
Dr. Alexander Wilhelm ist seit dem 15. Mai 2021 Chef des Landeskrankenhauses Andernach. Zuvor war er von 2018 bis 2021 Staatssekretär des Gesundheitsministeriums Rheinland-Pfalz. Aufgrund seiner Vorgeschichte als Staatssekretär sei Wilhelm ins „Schwarzbuch“ des Bunds der Steuerzahler gekommen, wie der SWR im September veröffentlichte: Er habe wohl vom Gesundheitsministerium Sonderurlaub bekommen, um seine Tätigkeit als Geschäftsführer des Krankenhauses Andernach aufzunehmen. Nach Ansicht des Landesrechnungshofs ist das rechtswidrig.
Die Pressestelle des Landeskrankenhauses Andernach war an dem Tag der Veröffentlichung der SWR-Recherche nicht besetzt. So konnten an dem Tag keine weiteren Nachfragen von kma beantwortet werden.
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