
Es wird wohl ein sogenanntes Mutter-Tochter-Modell. Das baden-württembergische Kabinett habe sich verständigt, einen gesellschaftsrechtlichen Verbund der Universitätskliniken Heidelberg und Mannheim anzustreben, und Heidelberg solle strategisch den Hut aufhaben, erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Regierungskreisen. Demnach soll das UKHD Mehrheitsgesellschafter der Mannheimer Uniklinik werden.
Beide Krankenhäuser sollen den Informationen zufolge auf medizinischer, wirtschaftlicher und wissenschaftlicher Ebene eng zusammenarbeiten, ohne ihr eigenständiges Profil zu verlieren. Das Land könne auf die Forschungs- und Ausbildungskapazitäten des Uniklinikums Mannheim nicht verzichten. Mit dieser Absichtserklärung sollten nun schnellstmöglich Verhandlungen zwischen dem Land und der Stadt Mannheim sowie mit den universitären Partnern aufgenommen werden, hieß es aus dem Kabinett.
Berater haben den Verbund nachdrücklich empfohlen
Das Uniklinikum Heidelberg hat fast 2600 Betten sowie gut 86 000 stationäre und mehr als eine Million ambulante Patienten im Jahr. Mit 10 700 Beschäftigten zählt es zu den wichtigsten Arbeitgebern der Region. Im Mannheimer Haus arbeiten rund 4300 Mitarbeiter. Sie behandeln nahezu 45 000 Patienten stationär und über 170 000 ambulant.
Mit dem vorgeschlagenen Verbund können wir die Voraussetzungen schaffen, gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg ein europäisches Leuchtturmprojekt der Medizin zu schaffen.
Renommierte Beratungsunternehmen haben der Stadt Mannheim zufolge die Wirtschaftlichkeit und medizin-strategische Sinnhaftigkeit des Verbunds nachdrücklich betont. „Nun kommt es darauf an, konkrete Verhandlungen zur Umsetzung möglichst rasch aufzunehmen und abzuschließen“, so Mannheims Oberbürgermeister Peter Kurz (SPD). „Mit dem vorgeschlagenen Verbund können wir die Voraussetzungen schaffen, gemeinsam mit dem Universitätsklinikum Heidelberg ein europäisches Leuchtturmprojekt der Medizin zu schaffen.“
Auch große Teile der Politik begrüßten den geplanten Zusammenschluss. Grünen-Landtags-Fraktionschef Andreas Schwarz meinte: „Wir möchten einen Ort schaffen, an dem Unternehmen der Gesundheitswirtschaft, innovative Forschungslabore und die medizinische Versorgung der Patientinnen und Patienten ihre Stärken bündeln können.“ Wichtige Medizinstudienplätze in Mannheim und Heidelberg würden erhalten und Kräfte der Spitzenwissenschaft im Kampf gegen Krebs, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen Krankheiten gebündelt.
In der gewählten Struktur bleibt die Stadt Mannheim im Boot. Die Gespräche zur gemeinsamen Finanzierung können also sofort aufgenommen werden.
CDU-Landtags-Fraktionschef Manuel Hagel sagte: „Mit der Verbundlösung ist der Weg endlich frei für eine Fusion der medizinischen Fakultäten Mannheim und Heidelberg.“ Man habe lange hart dafür gekämpft, diese beiden starken Partner sinnvoll zusammenzubringen. „Heute feiern wir eine wunderbare Verlobung!“ Er erhofft sich eine „riesige Strahlkraft“ für das Land. „Der erfolgreiche Verbund der beiden Klinika und unser einzigartiges Leuchtturmprojekt Health-and-Life-Science-Alliance bringen Lebenswissenschaften, medizinische Versorgung und Exzellenz zusammen.“
Der wissenschaftspolitische CDU-Sprecher Albrecht Schütte sagte: „In der gewählten Struktur bleibt die Stadt Mannheim im Boot. Die Gespräche zur gemeinsamen Finanzierung können also sofort aufgenommen werden.“
FDP sieht noch viele Unwägbarkeiten
Für die SPD-Landtagsfraktion reagierten die Abgeordneten Stefan Fulst-Blei und Boris Weirauch zurückhaltend positiv: „Der Dauer-Eiertanz aus Stuttgart findet offenbar sein vorläufiges Ende, wenngleich es jetzt auf die konkreten Inhalte ankommt.“ Eine Beteiligung des Landes müsse auf Augenhöhe und mit nennenswertem finanziellem Einsatz verbunden sein, um das Klinikum wirtschaftlich zu stabilisieren und die dringend erforderlichen Neubauten zu realisieren. Auch müsse die Stadt Mannheim als Minderheitsgesellschafterin Vetorechte bei Standort- oder Personalentscheidungen haben.
Die Landtags-FDP sieht noch viele Unwägbarkeiten auf dem Weg zum Verbund. Zum Jubeln sei es noch zu früh, meinte der forschungspolitische Sprecher Dennis Birnstock. Offen sei etwa die Frage, wie Synergien des Verbunds ohne Einschnitte in die Lehre, beim Personal oder die Professuren gelingen.





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