
Die Unterfinanzierung zwang die Warnow-Klinik in Bützow in die Knie. Das 71-Betten Haus ist insolvent, Ende Juli wurde ein Antrag auf Insolvenzeröffnung beim zuständigen Amtsgericht gestellt. Zur vorläufigen Insolvenzverwalterin ist die Rostocker Rechtsanwältin Ulrike Hoge-Peters von der Kanzlei Hoge Gutsche Walter (HGW) bestellt worden.
Weitere richtungsweisende Beschlüsse fasste der Gläubigerausschuss am 10. August. „Um die notwendige Restrukturierung effektiv anzugehen und die Warnow-Klinik strategisch neu auszurichten, wird uns ein auf vergleichbare Situationen spezialisiertes interdisziplinäres Team unterstützen“, so Hoge-Peters.
Ulrike Heesemann wird medizinische CRO
Im Rahmen der Sanierung wird Dr. Ulrike Heesemann von der Krankenhausmanagementgesellschaft HC&S die Rolle des medizinischen CROs übernehmen. Als Interimsmanagerin wird sie insbesondere die Restrukturierungs- und Optimierungsbereiche verantworten, die einen besonderen Bezug zur medizinischen Leistungserbringung aufweisen. Darüber hinaus übernimmt sie die medizinische Strategieberatung und wird die Verzahnung mit der kaufmännischen Sanierung sicherstellen.
Die Neurologin und Psychiaterin war 19 Jahre in privaten Klinikkonzernen tätig, darunter acht Jahre als Chefärztin, medizinische Regionalgeschäftsführerin sowie Mitglied des Medical Boards bei Helios.
Unterstützt wird Heesemann in ihrer Tätigkeit von Dr. Nicolas Krämer, dem Vorstandsvorsitzenden von HC&S, sowie weiteren Sanierungsexperten. HC&S hat die Klinik und ihren Geschäftsführer Dr. Wolfgang Grimme bereits in den letzten Monaten begleitet.
Klinikverkauf als Option
Eine mögliche strategische Option stellt der Verkauf der Klinik, die sich zu 40 Prozent immer noch im Besitz der Stadt Bützow befindet, an einen neuen Träger dar. Neben der Beauftragung von HC&S genehmigte der Gläubigerausschuss auch die Zusammenarbeit mit der Hamburger Transaktionsberatung Wayes. Falk Schnurbusch und sein Team sollen eine professionelle Organisation des Investorenprozesses gewährleisten. Es liegen bereits mehrere erste Interessentenanfragen vor.
Ulrike Hoge-Peters betont: „Die Warnow-Klinik ist versorgungsrelevant und verfügt über hochengagierte Mitarbeiter. Zusammen mit ihnen und dem Sanierungsteam wird es uns gelingen, ein tragfähiges Zukunftskonzept für die Klinik zu erarbeiten. Die Patientenversorgung geht ohne jegliche Einschränkung weiter und eine Schließung der Klinik steht nicht zur Disposition.“
KGMV fordert Handeln der Politik
Die Krankenhausgesellschaft Mecklenburg-Vorpommerns (KGMV) fordert angesichts der Insolvnez in Bützow eine konzertierte Aktion der Politik für den Erhalt der Versorgungsstrukturen im Land. Ein unkontrolliertes Krankenhausterben in Mecklenburg-Vorpommern müsse „durch einen parteiübergreifend getragenen Landesrettungsschirm“ verhindert werden, mahnte KGMV-Geschäftsführer Uwe Borchmann am 11. August in Schwerin. Der von der Landesregierung zugesicherte Erhalt aller 37 Klinikstandorte dürfe nicht zum leeren Versprechen mutieren, jeder Krankenhausstandort werde gebraucht.
Seit Bekanntwerden der Insolvenz streiten Opposition und Koalition darüber, ob das Land der Klinik früher und mehr hätte helfen müssen und wie der geplante Neustart mit vermutlich neuer Trägerschaft unterstützt werden kann. Die CDU im Schweriner Landtag sieht die Landesregierung mit in der Pflicht, den Fortbestand der Warnow-Klinik in Bützow (Landkreis Rostock) zu sichern. Die SPD äußerte die Bereitschaft dazu, verwies zugleich aber auf die unternehmerische Verantwortung von Klinikbetreibern. „Die Willensbekundung, alle Krankenhausstandorte erhalten zu wollen, entlässt die jeweiligen Geschäftsführenden jedoch nicht aus der Verantwortung, ihren Betrieb wirtschaftlich solide zu führen“, erklärte die SPD-Abgeordnete Christine Klingohr.
Die Finanzhilfe solle in Form eines Härtefallfonds gestaltet werden, sowohl Zuschüsse als auch Darlehen umfassen und kurzfristig greifen, sobald Bedarf besteht. „Der Rettungsschirm könnte bereits im Herbst mit dem kommenden Doppelhaushalt verwirklicht werden», schlug der CDU-Abgeordnete Harry Glawe vor.
Sondersitzung in Rostock
Voraussichtlich am 15. August wird sich der Sozialausschuss des Landtags in einer Sondersitzung mit der Situation der Warnow-Klinik befassen. Dann werde auch Gesundheitsministerin Stefanie Drese (SPD) ausführlich Auskunft zu den aktuellen Bestrebungen der Landesregierung zur Klinik-Rettung geben, kündigte eine Sprecherin des Ministeriums an.





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