
Sven Freytag, Interim-Geschäftsführer des Klinikums Stadt Soest, hat im Auftrag der Stadt seit Januar 2020 jeden Bereich des Krankenhauses durchleuchtet und dabei größere finanzielle und strukturelle Lücken entdeckt als bislang angenommen. Bereits Mitte Januar offenbarte sich eine ernsthafte Liquiditätskrise mit drohender Zahlungsunfähigkeit, die eine sofortige Finanzspritze von 2,3 Millionen Euro und weiteren 2,45 Millionen Euro durch die Stadt Soest im April erforderlich machte. Das vorliegende Gutachten bestätigt nun die Analyse in allen Punkten und zeigt fundierte Maßnahmen zu einer Sanierung und Neuausrichtung auf.
Im ersten Schritt geht es um die weitere Stabilisierung der Liquidität in Höhe von bis zu 9 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren durch die Stadt und um dringend benötigte Verlängerungen von Kreditlinien durch die Banken in Höhe von 6 Millionen Euro. Diese werden als flankierende Liquidität in dem dreijährigen Restrukturierungsprozess benötigt. Sie sind an ein ausverhandeltes und von der Politik genehmigtes Sanierungskonzept geknüpft. Die Stadt als Gesellschafter, die Banken und das Klinikum selbst werden einen substanziellen Beitrag leisten müssen, um das Krankenhaus wieder in die schwarzen Zahlen zu bringen. Bevor der Rat der Stadt Soest darüber entscheidet, muss das Konzept jedoch durch mehrere Gremien.
Managementfehler und Rahmenbedingungen sind die Ursache
Der Krankenhausmanager und gelernte Krankenpfleger, Sven Freytag, mit langjähriger Erfahrung in der Restrukturierung von Krankenhäusern, ist gezielt für die Aufgabe geholt worden, sämtliche Geschäftsvorgänge mit einem neutralen Blick von außen unter die Lupe zu nehmen und neu zu bewerten. Im Laufe der Jahre verloren gegangene Transparenz soll so wiederhergestellt werden. Die nun ans Tageslicht gekommene Wahrheit schockiert alle Beteiligten.
Freytag ist bei seiner Analyse und den eingeleiteten ersten Maßnahmen ein Punkt besonders wichtig zu betonen: „Managementfehler, Intransparenz und Veränderungen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen im Gesundheitswesen haben das Klinikum in diese Lage gebracht – nicht die Mitarbeiter!“, so der Geschäftsführer. Ziel müsse es nun sein, die Aufgaben auf Basis des Sanierungsgutachtens der KPMG möglichst schnell anzupacken und dabei alle Beteiligten und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter soweit wie möglich eng einzubeziehen.
Erhalt des Klinikums ist Gemeinschaftsaufgabe
Bürgermeister Dr. Eckhard Ruthemeyer, der die Stadt Soest als Gesellschafter des Klinikums vertritt, teilt die Einschätzung des Geschäftsführers. Für die dringend erforderlichen Maßnahmen sei die aktuell von der Politik vorgeschlagene Option, die Krankenhausimmobilie durch die Stadt zu erwerben, nicht ausreichend, da sie keine Lösung für das strukturelle Defizit des Klinikums biete. Alle Anregungen würden im Zusammenhang mit dem Restrukturierungskonzept jedoch sachlich geprüft und dann abschließend bewertet.
Nach Einschätzung von Ruthemeyer sei zuerst das zügige Einleiten einer Grundsanierung durch Fachleute nötig. Hierbei müssten Verzögerungen unbedingt vermieden werden und betriebswirtschaftliche Entscheidungen getroffen werden. Diskussionen über Details und nachgelagerte Schritte müssten demnach verschoben werden. Nicht zuletzt plädiert er führt die nahtlose Aufklärung aller Vorgänge, die zu der aktuellen Situation geführt hätten.





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