Welche Baustellen haben im Gemeinschaftsklinikum in den nächsten 24 Monaten Vorrang?
Stein: Ziel ist es, die Fusion noch einmal ganz stark in den Fokus zu rücken. Wir werden in den kommenden Monaten verschiedene Projekte anstoßen – als Beispiel ist die Einführung eines einheitlichen Krankenhausinformationssystems zu nennen. Baustellen ist ebenfalls ein gutes Stichwort – an unserem größten Standort und dem Sitz der gGmbH, dem Kemperhof, planen wir derzeit ein neues Bettenhaus.
Welche konkreten Ziele wollen Sie erreichen?
Hemicker: Wir möchten eine standortübergreifende Kultur der Zusammenarbeit fördern. Dabei sind uns einerseits Werte wie Kompetenz, Vertrauen und Wertschätzung sehr wichtig. Andererseits möchten wir die Wirtschaftlichkeit des Unternehmens nachhaltig verbessern.
Wo lassen sich Synergien der Kliniken herstellen? Was lässt sich zusammenfassen? Welche Leistungsbereiche wollen Sie ausbauen (mit welchem Ziel)?
Hemicker: Aus Sicht der Medizin ist beispielsweise die Onkologie eines der zentralen Themen. Als einer von vier onkologischen Schwerpunkten im Land Rheinland-Pfalz wollen wir vor allen Dingen für Tumorpatienten weitere Synergien herstellen. Ein weiteres wichtiges Thema ist die Kardiologie und die Vielfältigkeit der Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Es ist uns enorm wichtig, die kardiologische Versorgung in der gesamten Region zu verbessern – dafür werden wir auch weiterhin den Weg der Kooperation mit anderen Gesundheitsdienstleistern anstreben.
Als Maximalversorger ist es uns zudem wichtig, den Menschen erstens ganzheitlich und zweitens in allen Lebensphasen zu begleiten. An unserem Standort in der Eifel haben wir bereits eine Geriatrie etabliert haben. Auch am Standort Koblenz werden wir eine Geriatrie mit insgesamt 40 Betten auf ausbauen. Wir sichern damit für die Patienten die gesamte Versorgung über alle Lebensphasen hinweg. Als Perinatalzentrum Level 1 betreuen wir Frühgeborene und schließen den Kreis mit geriatrischen aber auch palliativmedizinischen Leistungen. Unsere drei Senioreneinrichtungen sind eine sinnvolle Ergänzung.
Sie sind ein christlicher Klinikverbund, wenden aber nicht das kirchliche Arbeitsrecht an. Dieser Spagat lief nicht ganz konfliktfrei ab. Wie haben Sie ihn gelöst, und was ist das Ergebnis?
Hemicker: Beim Zusammenschluss des Gemeinschaftsklinikums Koblenz-Mayen und dem Stiftungsklinikum Mittelrhein sind erstmals kommunale Häuser und Häuser in Trägerschaften von evangelischen und katholischen Stiftungen auf Augenhöhe miteinander verbunden worden. Wir mussten uns für die Zukunft auf eine Form des Arbeitsrechts einigen und haben uns für den TVöD und das staatliche Arbeitsrecht mit der betrieblichen Mitbestimmung entschieden. Seit 1. Januar 2016 sind wir wieder Mitglied im Kommunalen Arbeitgeberverband Rheinland-Pfalz. Die Bestandsbeschäftigten des ehemaligen Gemeinschaftsklinikums Koblenz-Mayen und alle neu eingestellten Mitarbeiter profitieren vom tarifvertraglichen Schutz und der Entwicklung des TVöD. Die Mitarbeiter des ehemaligen Stiftungsklinikums Mittelrhein bleiben im BAT-KF – behalten also ihren Besitzstand und haben ein Wahlrecht, in den TVöD übergeleitet zu werden. In der Praxis gibt es damit keinerlei Konflikte.
Welche Vorstellungen haben die Träger des Gemeinschaftsklinikums für die nächsten Jahre an Sie herangetragen?
Hemicker: Unser Aufsichtsrat und die Gesellschafterversammlung haben sich klar und deutlich für den Erhalt unserer fünf Standorte Kemperhof, Ev. Stift St. Martin, St. Elisabeth Mayen, Heilig Geist Boppard und Paulinenstift Nastätten ausgesprochen.
Herr Stein, Sie waren IT-Chef eines Konzerns und wechseln jetzt auf den Posten des kaufmännischen Geschäftsführers des Gemeinschaftsklinikums. Was hat Sie zu diesem Schritt bewogen?
Stein: Das enorme Potenzial, was in der Struktur des GK-Mittelrhein mit seinen fünf Krankenhäusern, zwei Medizinischen Versorgungszentren und drei Senioreneinrichtungen liegt, ist es, was mich reizt und mich dazu bewogen hat, in mein ursprüngliches Tätigkeitsfeld zurückzukehren.
Welchen Stellenwert geben Sie der IT in Zukunft im Gemeinschaftsklinikum? Ist es ein Ziel, die IT im Unternehmen zu vereinheitlichen?
Stein: Die IT ist ein strategischer und wirtschaftlicher Erfolgsfaktor innerhalb eines Krankenhauses, weil sie nahezu alle Bereiche eines Krankenhauses tangiert. Denken Sie nur an die elektronische Patientenakte. Eines unserer derzeit größten Projekte ist die standortübergreifende Einführung des Krankenhausinformationssystems (KIS) Agfa Orbis. Wir sprechen dabei von einer größeren sechsstelligen Investitionssumme. Unser Ziel ist es, einen hohen Digitalisierungsgrad zu erreichen und möglichst papierlos zu arbeiten.


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