
Einwegartikel, umweltbelastende Substanzen und Geräte mit hohem Stromverbrauch – die Intensivmedizin hat eine äußerst problematische Umweltbilanz. Und zunehmend wird ihr Ressourcenverbrauch auch hinterfragt. Es gilt, besonders klimaschädliche Routinen zu identifizieren und nach medizinisch gleichwertigen, aber klimaschonenderen Alternativen zu suchen.
Sinnhaftigkeit von Therapien am Lebensende
Genau darum kümmert sich bei der Deutschen Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) jetzt die neu gegründete „AG Nachhaltigkeit“. Sie soll die Möglichkeiten der Ressourcenschonung speziell im Intensivbereich ausloten und fördern – und dabei auch dringende Fragen thematisieren, wie etwa die nach einem sparsameren Einsatz oder klimafreundlichen Ersatz von Anästhesiegasen oder die weit in den ethischen Bereich weisende Frage nach der Sinnhaftigkeit von Therapien am Lebensende.
Viele vermissen Ansätze der Klinikleitungen
Derzeit verschaffe sich die AG durch eine Online-Befragung von Intensiv- und Notfallmedizinern einen ersten Überblick darüber, wo deutsche Kliniken in puncto Nachhaltigkeit stehen, heißt es bei der DGIIN. Den ersten Ergebnissen zufolge halten 90 Prozent der Umfrageteilnehmer Nachhaltigkeit in ihrem Arbeitsbereich für sehr wichtig beziehungsweise wichtig. Rund zwei Drittel sehen jedoch keine Ansätze oder Modelle der Klinikleitungen, die Nachhaltigkeit zu stärken.
Das größte Potenzial für Nachhaltigkeit im eigenen Arbeitsbereich erkennen 53 Prozent der Befragten im Bereich des Müllmanagements, in der Reduktion von Einwegmaterialien (36 Prozent), im Energiemanagement (36 Prozent) sowie im Narkosegas-Management (sieben Prozent).
„Die DGIIN befasst sich derzeit intensiv mit der Frage, wie die Intensiv- und Notfallmedizin zukünftig nachhaltiger werden kann“, betont DGIIN-Präsident Prof. Dr. Christian Karagiannidis. Beispielsweise erarbeite die Fachgesellschaft eine Leitlinie zum Thema „Nachhaltigkeit in der Intensiv- und Notfallmedizin“.
DGIIN-Jahrestagung
Die detaillierten Ergebnisse der von der AG Nachhaltigkeit initiierten Umfrage werden auf der DGIIN-Jahrestagung vorgestellt und diskutiert. Sie findet vom 14. bis 16. Juni 2023 in Berlin statt und rückt das Thema Nachhaltigkeit in den Fokus.
Wie komplex es sei, zeige ein Positionspapier der Bundesärztekammer, so Tagungskoordinatorin Victoria König. Darin wurden zehn Handlungsfelder identifiziert – vom Energie- und Wasserverbrauch über Abfall, Transport, Gebäudebau und -management bis hin zu Ernährung, Verwaltung und Einkauf. Auch der Dialog mit externen Akteuren wie Medizinprodukteherstellern, Pharmaindustrie, Gesundheits- und Forschungspolitik müsse gesucht werden.





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