Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG
Georg Thieme Verlag KGGeorg Thieme Verlag KG

IntensivbettenDIVI veröffentlicht Triage-Empfehlungen

Nicht nur in Italien und Spanien, sondern auch im Elsass reichen die Intensivbetten nicht mehr aus. Weil dies auch Deutschland drohen könnte, haben Fachgesellschaften Triage-Empfehlungen veröffentlicht.

Ärztin auf Intensivstation
Pixabay
Symbolfoto

„Sollten wir in die schwierige Situation kommen, zwischen Patienten entscheiden zu müssen, dann wollen wir gewappnet sein“, sagt Professor Uwe Janssens, Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin und Internistische Intensivmedizin am St.-Antonius-Hospital in Eschweiler. „Wir wollen am Ende dieses schwierigen, schmerzlichen Prozesses sagen können: Es war eine fundierte, gerechte Entscheidung.“ Sieben medizinische Fachgesellschaften haben gemeinsam klinisch-ethische Empfehlungen erarbeitet, die auf der Website der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) veröffentlicht sind und kommentiert werden können.

Alter ist kein Kriterium

Sollte sich die Lage derart zuspitzen, dass eine Triagierung von Patienten unumgänglich wird, solle ein Team aus drei Experten mit unterschiedlichen Blickwinkeln darüber befinden, heißt es in den Empfehlungen. Die Entscheidung müsse medizinisch begründet und gerecht sein. „So ist es nicht zulässig, nach dem kalendarischen Alter oder nach sozialen Kriterien zu entscheiden“, sagt Janssens. Von Bedeutung seien vielmehr der Schweregrad der aktuellen Erkrankung sowie relevante Begleiterkrankungen. Die Auswahl solle unter allen Patienten erfolgen, die eine Intensivbehandlung benötigen, unabhängig davon, ob sie gerade in der Notaufnahme, auf der Allgemein- oder der Intensivstation versorgt werden. Es sei dabei auch unerheblich, woran die Patienten erkrankt seien – Schlaganfallpatienten und Unfallopfer müssten ebenso wie Covid-19-Patienten in die Entscheidung einbezogen werden. Auch der Patientenwille müsse berücksichtigt werden – beispielsweise wenn in einer Patientenverfügung intensivmedizinische Maßnahmen abgelehnt werden.

„Die Handlungsempfehlungen sind aus meiner Sicht ein hervorragendes Resultat, absolut praxistauglich“, erklärt Janssens. Es sei erschütternd gewesen zu sehen, unter welchem Druck Kollegen in anderen Ländern Entscheidungen dieses Ausmaßes haben fällen müssen, ohne irgendeine Orientierung zu haben „Die Kollegen in Italien und Spanien sind jetzt schon schwer traumatisiert. Das geht an niemandem spurlos vorbei. Daher wird ein solcher Kriterienkatalog auf jeden Fall eine Stütze sein.“

Sortierung
  • Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!

    Jetzt einloggen