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Neue AusstellungDas Kranke(n)haus – in der Pinakothek der Moderne

Krankenhausbauten machen eher kränker, nicht gesünder. Mit dieser Aussage setzt sich die neue Ausstellung der TU München auseinander. Warum nicht der Krankheit, sondern den Kranken, Raum gegeben werden soll und wie diese neue Perspektive umgesetzt werden kann.

Ein Baum. Die Sonne scheint durch das Laub.
Smileus/stock.adobe.com
Symbolfoto

Unendlich lange Flure, sterile Zimmer mit grellen Neonleuchten, fensterlose Wartezimmer im Untergeschoss – die Bauweise vieler Krankenhäuser ist eher furchteinflößend als wohltuend. Ihre Architektur macht die Patienten kränker, nicht gesünder. Das Architekturmuseum der Technischen Universität München – in der Pinakothek der Moderne – zeigt jetzt, wie es anders geht: Dem aus Nordamerika stammenden Konzept „Healing Architecture“ ist dort eine neue Ausstellung gewidmet. Diese setzt sich an erster Stelle mit den wissenschaftlichen Grundlagen, mit der Wirksamkeit sowie der Realisierbarkeit der sogenannten „heilenden Architektur“ kritisch auseinander.

Grundlegende Aspekte der menschlichen Würde, der Bedürfnisse und Empfindungen Kranker und Pflegender sind dabei in den Hintergrund getreten.

Obwohl es bereits einige erfolgreiche Beispiele „heilender Architektur“ gebe, fehle es noch immer an einer öffentlichen Wahrnehmung und am politischen Willen, diesen Ansatz in der Breite anzuwenden, hieß es am 11. Juli zum Start der Sonderschau. Im 20. Jahrhundert sei der Krankenhausbau immer stärker von den Faktoren Effizienz, Ökonomie und Rationalisierung geprägt worden: „Grundlegende Aspekte der menschlichen Würde, der Bedürfnisse und Empfindungen Kranker und Pflegender sind dabei in den Hintergrund getreten; die psychosozialen Konsequenzen dieser Entwicklung wiegen schwer.“

Nicht der Krankheit sondern den Kranken Raum geben

In der Schau seien Beispiele von Kliniken zu sehen, in der die Ideen einer heilenden Architektur verwirklicht sind. Diese Häuser seien weniger stark reglementiert und technisiert. „Der kranke Mensch und seine speziellen Ansprüche rücken dabei wieder verstärkt in das Zentrum von Entwurf und Planung“, so die Kurator*innen Tanja C. Vollmer, Andres Lepik und Lisa Luksch.

In einem weiteren Ausstellungsteil werden Faktoren der Krankenhaus-Architektur aufgezeigt, die beeinflussen, ob Menschen in der Klinik schädigenden Stress erleben. Ziel ist es, durch den Einsatz dieser Faktoren Stress abzubauen oder zu vermeiden. 13 Beispiel-Projekte werden hier analysiert, darunter auch das Kreiskrankenhaus Agatharied im oberbayerischen Landkreis Miesbach.

Der kranke Mensch und seine speziellen Ansprüche rücken dabei wieder verstärkt in das Zentrum von Entwurf und Planung.

Das Haus gelte heute als Leuchtturmprojekt im Kontext heilender Architektur in Deutschland, heißt es in den Texten zur Ausstellung. Die Klinik wirke durch die starke Aufgliederung des Baukörpers und des großflächigen Einsatzes von Holz und Glas auf den ersten Blick wie ein Hotel im alpenländischen Raum. Bewusst sollen Patientinnen und Patienten an die vertraute oberbayerische Architektur erinnert werden. Die Ausstellung im Architekturmuseum in der Pinakothek der Moderne läuft bis zum 21. Januar 2024.

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