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EntscheidungWeiterer Gesundheitskiosk soll in Hamburg-Lurup kommen

Hamburg erhält 2023 einen weiteren Gesundheitskiosk. Damit setzen die AOK Rheinland/Hamburg und die Mobil Krankenkasse weiterhin auf die niedrigschwelligen Versorgungsangebote, nachdem die Ersatzkassen ihren Rückzug aus dem Vorzeigeprojekt in Billstedt/Horn ankündigten.

Gesundheitskiosk Hamburg-Billstedt/Horn
Gesundheit für Billstedt/Horn
Der Gesundheitskiosk in Hamburg-Billstedt/Horn.

Nach der Eröffnung des bundesweit ersten Gesundheitskioskes im Jahr 2017 in Hamburg-Billstedt/Horn wird im Früjahr 2023 die Erfolgsgeschichte in der Hansestadt fortgeschrieben. Die AOK Rheinland/Hamburg und die Mobil Krankenkassen haben für das erste Quartal 2023 die Eröffnung eines weiteren Standortes im Stadtteil Lurup im Hamburger Westen angekündigt. Damit halten die beiden Kassen auch nach dem Ausstieg der Ersatzkassen aus dem Pilotprojekt an der Förderung der Gesundheitskioske fest. Sie betonen, dass weiterhin großer Bedarf an Versorgungsmodellen, die Orientierung im Gesundheitswesen bieten, bestehe.

„Die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen zeigen deutlich, wie wichtig unterstützende Angebote für Menschen sind, die sich alleine nicht oder nur schlecht in unserem Gesundheits- und Sozialsystem zurechtfinden. Gesundheitskioske ermöglichen Menschen einen barrierefreien Zugang zur medizinischen Versorgung, auf den sie dringend angewiesen sind. Deshalb halten wir nicht nur an der Finanzierung der Einrichtung in Billstedt/Horn fest, sondern schaffen eine weitere Anlaufstelle im Hamburger Westen“, sagt Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/Hamburg. Die bisherige Erfahrung zeige, dass es durch die niedrigschwellige Beratung gelingt, den Zugang besonders vulnerabler Gruppen zu Gesundheitsleistungen merklich zu verbessern und Barrieren abzubauen. 

„Eine der großen Herausforderungen unseres Gesundheitswesens und seiner Strukturen ist der Zugang zur medizinischen Versorgung für benachteiligte Menschen. Hier sehen wir unsere besondere Verantwortung und sind davon überzeugt, dass die Gesundheitskioske eine wichtige Ergänzung des Systems sind. Für das bevorstehende Bundes-Gesetzgebungsverfahren werden die Erfahrungen aus Hamburg wichtige Impulse setzen“, sagt Wolfram Otto-von Barby, Vorstand der Mobil Krankenkasse.

Herausforderungen ähneln sich

Die Entscheidung für den nun geplanten Standort Lurup geht auf eine Machbarkeitsanalyse zurück, die das Netzwerk Gesundheit für Billstedt/Horn UG im Auftrag des Bezirks Hamburg-Altona durchgeführt hat. Demnach ähneln die Herausforderungen in der Gesundheitsversorgung in Lurup denen in Billstedt. Diese Studie bildet die in der Praxis erfolgreich erprobte Grundlage für den Aufbau von Gesundheitskiosken. Spezifische Anforderungen in sozial benachteiligten großstädtischen Regionen können so identifiziert und im Leistungsangebot der Gesundheitskioske berücksichtigt werden. „Wir freuen uns über die Ausweitung des Versorgungsmodells in den Hamburger Westen. Diese ermöglicht es, das aufgebaute Know-how in Hamburg-Billstedt und Horn zu sichern und in einen zweiten Hamburger Bezirk zu übertragen“, sagt Alexander Fischer, Geschäftsführer der Gesundheit für Billstedt/Horn UG.

Ein Ergebnis der Machbarkeitsanalyse ist auch die große positive Resonanz in Expertenkreisen. So wurde ein Gesundheitskiosk in Lurup von 32 Haus- und Fachärzten sowie 14 sozialen Einrichtungen und Bürgernetzwerken (z.B. Seniorennetzwerk, Kinder- und Familienzentren, Selbsthilfegruppen) aus dem Stadtteil ausdrücklich gewünscht. „Wir Ärzte haben ja gesehen, dass unsere Patientinnen und Patienten gesünder werden, wenn sie im Gesundheitskiosk umfassend versorgt werden können. Es ist gut, dass jetzt auch Menschen in Lurup von dem bewährten Konzept des Arzt-Pflege-Tandems profitieren“, sagt Dr. Gerd Fass, Vorsitzender des Ärztenetzes Billstedt-Horn e.V. 

Die Finanzierung des Hamburger Gesundheitskiosks in Billstedt/Horn war nach dem für 2023 angekündigten Rückzug der Techniker Krankenkasse, der DAK-Gesundheit und der Barmer zwischenzeitlich ungewiss, doch nun ist eine solide finanzielle Basis gesichert. Allerdings zeigen sich die Beteiligten enttäuscht über die Entscheidung der Stadt Hamburg, die durch den Rückzug entstandene Finanzierungslücke für das Leuchtturmprojekt nicht bis zu dem für Herbst 2023 erwarteten Gesetz zur bundesweiten Einführung von Gesundheitskiosken zu überbrücken. „Um zumindest mittelfristig allen Bewohnerinnen und Bewohnern Zugang zu den Leistungen der Gesundheitskioske zu ermöglichen, ist es wichtig, dass das Bundesministerium für Gesundheit das geplante Gesetz möglichst schnell auf den Weg bringt“, so Matthias Mohrmann. Anfang September kündigte Bundesgesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach an, bundesweit 1000 Gesundheitskioske zu eröffnen.

Neben Hamburg gibt es auch schon weitere Gesundheitskioske. Anfang November eröffnete der erste von insgesamt vier in Thüringen, in Essen gibt es ebenfalls zwei Gesundheitskioske.

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