Werden in Zukunft Roboter, von KI unterstützt, eigenständig operieren?
Der Roboter wird den Arzt auch in Zukunft nicht ersetzen. Die Frage ist allerdings, was genau sich ändern wird. Hier lohnt der Vergleich mit der Luftfahrt: Früher war das Fliegen noch pure Handarbeit, es gab noch keinen Autopiloten. Heute dagegen sind Piloten eher die Manager eines sehr komplexen technischen Systems, die vor allem in problematischen Situationen selbst eingreifen. Ich erwarte die gleiche Entwicklung von der Rolle des Arztes im OP der Zukunft: Statt des talentierten Chirurgen, der sich von Erfahrung und Intuition leiten lässt, wird sich die Rolle ändern hin zu einem, der ein sehr komplexes System managt und hierzu Entscheidungen trifft. Er wird beispielsweise dem Roboter in Zukunft dabei zuschauen, wie er etwa eine Naht näht, aber er wird ihn stoppen, wenn das falsch läuft.
Welche Veränderungen kommen damit auf die Rolle des Personals im OP zu?
Es ist nichts Neues, dass wir einen Mangel an Ärzten und Pflegekräften haben. Von innovativen Chefärzten gibt es Ansätze, die Abläufe der Chirurgie so zu verändern, dass man den Beruf auch nur halbtags betreiben kann, die Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Das erfordert klare Schnittstellen, an denen das nächste OP-Team übernehmen kann – Experten sprechen von einer Modularisierung der Operationen. Und das geht gut einher mit der Robotik. Ähnlich der Luftfahrt, bedingen sich Automatisierung und Standardisierung auch im OP gegenseitig. Wenn sich die Unterstützung durch den intelligenten Roboter an klar definierten Phasen einer OP orientiert, dann kann sich auch das OP-Team daran orientieren und beispielsweise Schritt eins bis fünf machen, und das nächste Team die restlichen Schritte sechs bis zehn.
Wann glauben Sie, wird die Robotik im OP selbstverständlich sein?
Ich glaube, das wird noch eine ganze Weile dauern. Und das wird damit einhergehen, dass es nicht die Robotik sein wird, wie man sie heute kennt. Heute hat man ein großes Universalgerät, was viel Raum braucht und teuer ist – daher verbietet es sich, damit allein aus wirtschaftlichen Gründen etwa einfache OPs zu machen. Ich erwarte hier, dass es zukünftig spezialisierte Roboter geben wird, gerade auch für kleinere OPs. Gleichzeitig wird auch eine gewisse Zentrenbildung dazu beitragen, dass sich der Roboter stark verbreiten wird.
Zur Person
Prof. Dr. Christoph Hachmöller ist Ingenieur und Arzt und arbeitet als Professor für Marketing und Entrepreneurship in der Medizintechnik der Ostbayerischen Technischen Hochschule Amberg-Weiden. Zuvor war er unter anderem Marketingleiter bei der Robotikschmiede Avateramedical in Jena.





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