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Druck der AltenpflegelobbyEigene Leute blockieren Gröhes Reform der Pflegeberufe

Sie sollte die Pflegeberufe zukunftsfähig machen, doch jetzt droht die Ausbildungsreform von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) zu scheitern. Teile seiner Partei schießen quer und würden vermutlich von der Altenpflegelobby unterstützt, berichtet "tagesschau.de". Für KKVD-Geschäftsführerin Bernadette Rümmelin ist die Blockade unverständlich.

Geht es nach Gröhe und seiner Kabinettskollegin Manuela Schwesig, mit der er die geplante Reform im Januar präsentierte, soll die Ausbildung für Pflegeberufe zusammengelegt werden. Jetzt allerdings stehe das Gröhe-Schwesig-Projekt vor dem Scheitern, heißt es in dem Bericht. "Anführer der Rebellion gegen die Reform" ist CDU-Pflegeexperte Erwin Rüddel: "Wenn wir keinen Kompromiss finden, wird die Reform nicht realisiert werden können", zitiert ihn "tagesschau.de".

Um den Kompromiss wird seit Monaten vergeblich gerungen. Gröhe selbst hat die generalistische Pflegeausbildung lange offensiv vertreten, mittlerweile gibt sich der Minister allerdings wortkarg. Den Begriff Generalistik nimmt er heute nur noch selten in den Mund. Ein vor kurzem geplantes Treffen mit den Reformrebellen seiner Fraktion habe Gröhe entnervt abgesagt, heißt es in dem "tagesschau.de"-Beitrag. Im Ministerium erhärtet sich offensichtlich der Eindruck, dass die Gegner die geplante gemeinsame Ausbildung für Kinderkranken-, Kranken- und Altenpflege als Kern der Reform aushöhlen wollen.

Beruf soll attraktiver werden

Bei der Vorstellung des Gesetzes hatte Gröhe erklärt, Kranken- und Altenpfleger müssten sich heute auch im jeweils anderen Bereich auskennen. Deshalb sei die gemeinsame Ausbildung notwendig. Zudem soll durch die einheitliche Ausbildung ein Wechsel zwischen den Bereichen leichter werden, was den Beruf insgesamt attraktiver machen könnte. Vom einstigen Reformoptimismus ist in der Koalition jedoch mittlerweile nur wenig geblieben. Gröhes Kritiker warnen, die geplante einheitliche Ausbildung würde zu anspruchsvoll zum Beispiel für Hauptschüler, die bislang einen Großteil der Altenpfleger stellten.

KKVD: Niedrigschwelliger Einstieg für Hauptschüler

Bernadette Rümmelin, Geschäftsführerin des Katholischen Krankenhausverbands Deutschlands (KKVD), lässt diese Argumentation auf Nachfrage von kma nicht gelten. Hauptschüler hätten auch bei der Reform weiter Zugang zur Altenpflege. "Wir haben eine Assistenzausbildung als niedrigschwelligen Einstieg für Hauptschüler vorgeschlagen", sagte Rümmelin der kma. Nach einer zweijährigen Ausbildung hätten die Azubis dann einen für die reguläre Pflegeausbildung qualifizierenden Abschluss. Die KKVD-Geschäftsführerin bleibt weiter optimistisch: "Ich gebe die Hoffnung nicht auf. Immerhin hat der Gesundheitsminister auf dem Deutschen Krankenhaustag bekräftigt, dass das Gesetz kommt."

Die Blockade in der Union verärgert nicht nur Gröhe und Familienministerin Manuela Schwesig, sondern auch die SPD-Fraktion. "Zu argumentieren, die Altenpflege-Schüler und die Altenpfleger wären zu dumm für die Ausbildung - das ist in gewisser Weise beleidigend", sagt Gesundheitspolitiker Karl Lauterbach. Der eigentliche Grund für das Nein zur Reform sei nicht die Sorge um die Hauptschüler, sondern ein immenser Druck der Altenpflege-Lobby, heiße es laut "tagesschau.de" aus der SPD. Die Betreiber der Einrichtungen würden demnach befürchten, dass sie durch die einheitliche Ausbildung Altenpfleger genauso gut bezahlen müssten wie Krankenpfleger. Lauterbach zufolge seien im Wesentlichen die Arbeitgeber gegen die Reform.

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