
Franz Wagners Forderung an die Politik: In Zeiten, in welchen man vorhandene Stellen nicht besetzen kann, mag es paradox klingen, dennoch fordern wir deutlich mehr Stellen in der Pflege. Mit dem Beschluss des Entwurfs des Pflegepersonal-Stärkungs-Gesetzes scheint die Politik der Forderung nachzukommen. Offen bleibt allerdings, ob die angesetzten 13 000 neuen Stellen in der Pflege auch tatsächlich besetzt werden können.
Alles muss auf den Prüfstand
Bei einer alternden Bevölkerung und der daraus resultierenden steigenden Anzahl an Pflegefällen schrumpft ebenso der Pool an potenziellen Pflegekräften. Daher muss der Fokus auch auf die Aufgabenverteilung und die Prozessoptimierung in der Pflege gelegt werden.
Wagner wünscht sich „eine deutliche Veränderung der Aufgaben und mehr Eigenständigkeit. Pflege ist nicht primär da, um Ärzte zu entlasten. Ich sehe keine Professionalisierung der Pflege durch die Übernahme ärztlicher Tätigkeiten.“
Entlastungspotenzial in der Pflegedokumentation
Weiterhin sieht Wagner ein riesiges Entlastungspotenzial bei der Pflegedokumentation: „Papierdokumentationen in ganz unterschiedlichen Systemen ist auch zwischen Berufsgruppen nicht immer koordiniert, geschweige denn zwischen den Sektoren und ist eine große Belastung“. Interoperable Systeme müssen integriert werden, Lösungen, die sektorenübergreifend funktionieren. Und es muss die richtige Hardware geschaffen werden.
Er konstatiert: „In den Pflegeheimen ist es noch viel schlechter als in den Krankenhäusern, aber auch da ist es nicht rosig. Wir müssen in die Standards investieren, damit die unterschiedlichen Softwaresysteme miteinander kommunizieren können.“
Die Digitalisierung in der Pflege
Das Potenzial digitaler Lösungen zur Entlastung in der Pflege ist groß. Bisherige Lösungen sind aber oft projektbezogen und ein bisschen isoliert von der Realität. Wagners Erwartung ist, dass man digitale Lösungen nicht einsetzt, um Pflegepersonal einzusparen, sondern um Pflegeressourcen freizusetzen für die direkte Kommunikation mit den Patienten, die menschliche Zuwendung und für persönliche Beratungen.
Digitale Lösungen sollten in erster Instanz der Entlastung des Pflegepersonals dienen. Ein intelligentes Dienstplanungssystem, das die unterschiedlichen Wünsche des Pflegepersonals unter einen Hut bringt, wäre ein guter Anfang.
Zwar ist eine Zunahme digitaler Anwendungen für Wagner erkennbar, doch sind diese noch oft in einem Stadium, das sie noch nicht richtig in den Pflegealltag passen lässt. Daher fordert Wagner eine Beteiligung der Pflegekräfte bei der Entwicklung solcher Lösungen sowie ausführliche Schulungen der Pflegekräfte im Umgang mit neuen Systemen.
Das Interview führte polavis





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