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Projekt in SachsenTelemedizin hält Einzug in der Pflege

Sachsen geht bei der Betreuung von Pflegebedürftigen unter dem Einsatz moderner Technik neue Wege. Pflegekräfte sollen im Heim als Arzthelfer fungieren, sodass Ärzte die Visite elektronisch von ihren Praxen aus durchführen können.

Ein aufgeklappter Laptop steht auf einem Tisch. Der Bildschirm zeigt den Torso eines Arztes.
Proxima Studio/stock.adobe.com
Symbolfoto

Neue Technik für ältere Menschen: Pflegeheime in Sachsen können fortan auf Telemedizin bauen. Zunächst werden in mehreren Einrichtungen des Erzgebirges Bewohner zusätzlich zu ärztlichen Visiten per Videotechnik von ihrem Hausarzt betreut, teilten die beteiligten Krankenkassen und die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Sachsen am Donnerstag mit. In die Video-Konsultation können je nach Bedarf Fachärzte wie Neurologen, Dermatologen oder Urologen einbezogen werden. Vor Ort dürfen qualifizierte Pflegekräfte bestimmte Leistungen wie Blutentnahme, Impfungen, Wundversorgung oder den Wechsel eines Blasen-Katheders selbst vornehmen. Die Kassen sprechen von einem bundesweit einmaligen Projekt.

Vorteile für Heimbewohner und Personal

Der Leiter des Wohnparks Katharinenhof in Wolkenstein, Heiko Schönherr-Hempel, sieht gerade in der Zeit der Corona-Pandemie einen großen Vorteil in der elektronischen Visite: «Heimbewohner sollen so wenig wie möglich mit Außenkontakten in Berührung kommen. Trotzdem ist der Arzt anwesend - eben virtuell -, und wir können die ärztliche Versorgung sicherzustellen.» Die Übertragung ärztlicher Leistungen an stationäre Pflegeeinrichtungen verbessere die haus- und fachärztliche Versorgung Betroffener und ermögliche zugleich eine kontinuierliche Versorgung der Menschen auf dem Lande, sagte Andreas Haustein, Geschäftsführer der Sozialbetriebe Mittleres Erzgebirge.

Simone Hartmann, Chefin der Techniker Krankenkasse in Sachsen und Leiterin der Arbeitsgruppe Telemedizin und Gesundheitsmanagement, sieht aber auch einen Effekt für das Personal: «Wir stärken mit der Delegation ärztlicher Leistungen die Pflegefachkräfte in Kompetenz und Wertschätzung, was sich auf ihre berufliche Zufriedenheit auswirkt.» Pflegerinnen und Pfleger würden so ganz neue Sicherheit im Umgang mit Patienten gewinnen: «Gerade jetzt in der Corona-Krise erweisen sich solche neuen, unkonventionellen Lösungen als wertvoller Entwicklungsimpuls im Gesundheitswesen.»

Elektronische Visite per Videodatenbrille im Test

In zwei Pflegeeinrichtungen der Sozialbetriebe Mittleres Erzgebirge - in Marienberg und in Zschopau - wird zudem die elektronische Visite per Videodatenbrille getestet. Mittels der von den Pflegekräften getragenen Brille können Ärzte den Patienten wie mit eigenen Augen sehen und untersuchen. Nach den Worten von Gunnar Dittrich, Hauptabteilungsleiter der KV Sachsen, können Pfleger so «unbeeinträchtigt am und mit dem Patienten agieren». Zusätzliche technische Funktionen der Datenbrille erlaubten eine zeitversetzte, unmissverständliche Kommunikation zwischen Arzt und Pflegefachkraft.

«Den pflegebedürftigen Patienten kommt zugute, dass sie wegen Routineuntersuchungen oder einfachen Behandlungen nicht erst die Arztpraxis aufsuchen müssen. Gerade für sie ist der Praxisbesuch meist mit Aufregung und körperlicher Belastung verbunden», hieß es. Haus- und Fachärzte wiederum würden entlastet und könnten die gewonnene Zeit in ihren Praxen nutzen.

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