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AltersbeschränkungDiskussion um Zulassung und Wirksamkeit von Astrazeneca-Impfstoff

Der Corona-Impfstoff von Astrazeneca hat eine europaweite Zulassung erhalten. In Deutschland empfiehlt das Robert Koch-Institut (RKI) das Präparat aber nur mit einer Altersbeschränkung. Jens Spahn plant nun eine Überarbeitung der Impfverordnung.

Impfstoff
Swapan/stock.adobe.com
Symbolfoto

Der Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca darf nun auch in der Europäischen Union genutzt werden. Die EU-Kommission erteilte am vergangenen Freitag eine Zulassung und folgte damit einer Empfehlung der EU-Arzneimittelbehörde EMA. Diese gilt für Personen ab 18 Jahren ohne Altersbeschränkung. In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) allerdings die Vergabe nur an Erwachsene unter 65. 

Mit Blick auf die empfohlene Altersbeschränkung hat Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) nun eine Überarbeitung der Impfverordnung angekündigt. Man werde generell an einer Priorisierung festhalten, aber die "Alterskomponente" für den Astrazeneca-Impfstoff aufgreifen, sagte Spahn am Samstag bei einem digitalen "Townhall" zu den Corona-Impfungen. Zuvor hatten sich die Gesundheitsminister von Bund und Ländern beraten.

Am Freitag hatte die am Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte Ständige Impfkommission den Astrazeneca-Impfstoff nur für Personen im Alter von 18 bis 64 Jahren empfohlen. Zur Beurteilung der Impfeffektivität ab 65 Jahren lägen bisher keine ausreichenden Daten vor, hieß es. "Wir haben nicht die Qualität des Impfstoffs bewertet, sondern die Qualität der Daten", betonte der Vorsitzende der Stiko, Thomas Mertens. Der Virologe fügte hinzu, dass die Stiko ihre Empfehlungen nach dem Einreichen weiterer Daten zur Effizienz bei älteren Menschen aktualisieren werde. Gleichzeitig betonte er, die Sicherheit des Impfstoffs stehe außer Zweifel.

Astrazeneca-Impfstoff besonders preiswert und handlich

Es ist der dritte zugelassene Impfstoff gegen Covid-19 in der EU. In Großbritannien wird das Präparat, das Astrazeneca gemeinsam mit der Universität Oxford entwickelt hat, bereits seit Anfang Januar großflächig eingesetzt. In der EU waren bisher nur die Impfstoffe der Hersteller Pfizer/Biontech sowie Moderna zugelassen. Der Impfstoff von Astrazeneca gilt als besonders preiswert und handlich für Massen-Impfungen, weil er nicht so stark gekühlt werden muss.

Anders als die Ständige Impfkommission in Deutschland entschieden sich die EMA-Experten gegen eine Altersbeschränkung. Auch wenn nur es nur vergleichsweise wenige Testpersonen über 55 Jahre gegeben habe, sei dies zu vertreten. Die EMA begründet diese Entscheidung mit den guten Test-Resultaten bei den übrigen Altersgruppen sowie Erfahrungswerten mit anderen Impfstoffen.

Erteilt wurde eine bedingte Marktzulassung. Dies heißt, dass der Hersteller weiter Daten an die EMA liefern muss, während der Impfstoff bereits verwendet wird. Die Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna haben denselben Status.

Impfstart und Lieferprobleme zur Diskussion beim Impfgipfel 

Ungelöst sind die Lieferprobleme bei Astrazeneca. Der Konzern hatte der EU vor einer Woche überraschend mitgeteilt, im ersten Quartal weit weniger zu liefern als vorgesehen: statt 80 Millionen Dosen nur 31 Millionen. Die EU versucht die Firma seither zu bewegen, die Kürzung zumindest zum Teil zurückzunehmen. Die EU hat insgesamt 400 Millionen Impfdosen geordert.

"Ich erwarte, dass das Unternehmen die 400 Millionen Dosen wie vereinbart liefert", schrieb von der Leyen auf Twitter. "Wir werden alle weiter tun, was wir können, um Impfstoffe für die Europäer, für unsere Nachbarn und Partner weltweit zu sichern."

Spahn sagte, im Großen und Ganzen sei der Impfstart ohne Zweifel schwierig gewesen. Es sei viel Frust entstanden, was Hotlines angehe und die Frage der Lieferungen. "Ich verstehe auch die Ungeduld gut, sehr gut." Man habe aber ein Jahr nach Beginn der Pandemie drei zugelassene wirksame Impfstoffe. "Das hätte vor 12 und auch vor 6 Monaten wahrscheinlich niemand wirklich so vorherzusagen gewagt." Der Weg sei begonnen, sagte Spahn mit Blick auf die Impfungen. Er müsse aber besser werden und werde auch Zug um Zug besser.

Am heutigen Montag will Kanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten der Länder zu einem Impfgipfel zusammenkommen.

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