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HilferufInflation schwächt Krankenhäuser zusätzlich

Angesichts der aktuell hohen Kostensteigerungen fordern die Krankenhausgesellschaften Hilfe vom Land für die Kliniken. Durch die fehlenden Ausgleichszahlungen sei die Existenz der Krankenhäuser bedroht.

Eine rote Sirene vor weißem Hintergrund.
Bildgigant/stock.adobe.com
Symbolfoto

Die finanzielle Lage der Kliniken in Deutschland verschärft sich zusehends. Anhaltende Erlösausfälle und zunehmender Kostendruck belasten die Häuser. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG), die Berliner Krankenhausgesellschaft (BKG), die Niedersächsische Krankenhausgesellschaft (NKG) und die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG) machen auf die sich weiter verschlechternde wirtschaftliche Lage vieler Krankenhäuser aufmerksam.

Eingeschränkter Regelbetrieb und massive Preissteigerungen

Die DKG warnt insbesondere vor Einschränkungen bei der Patientenversorgung. Die finanziellen Rahmenbedingungen der Krankenhäuser müssten schnell der Realität angepasst werden. „Ohne ein sofortiges Handeln der Bundesregierung laufen wir Gefahr, dass die Krankenhäuser diesem Kostendruck nur durch Personalabbau, Outsourcing sowie Reduktion von Versorgungsangeboten bis hin zu Standortschließungen begegnen können“, erklärte Dr. Gerald Gaß, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krankenhausgesellschaft (DKG).

Rund 60 Prozent der Krankenhäuser in Deutschland rechnen für das vergangene Jahr mit wirtschaftlichen Verlusten und nur noch jedes zehnte Krankenhaus schätzt seine wirtschaftliche Situation überhaupt noch als gut ein.

Maßgebliche Gründe für die wirtschaftlichen und finanziellen Probleme der Kliniken sind die Einschränkungen des Regelbetriebs und ständig steigenden Personalanforderungen trotz des allgemeinen Fachkräftemangels. Die gesunkenen Fallzahlen führen unmittelbar zu Erlösverlusten, die der zum Jahresende auslaufende Ganzjahresausgleich nur teilweise ausgleicht. Hinzukommen aktuell massive Preissteigerungen bei Energie, Medizinprodukten, Medikamenten, IT Produkten und Dienstleistungen sowie Lebensmitteln. Von Zulieferern werden derzeit Zuschläge zwischen 5 und 20 Prozent erhoben.

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes haben sich z.B. in Berlin Waren und Dienstleistungen im April 2022 um 7,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat verteuert. Für das gesamte Jahr 2022 wird eine Inflationsrate von über 6 Prozent erwartet.

Hohe Inflationsrate wurde nicht einkalkuliert

Die immensen Kostensteigerungen könnten von den Krankenhäusern im Gegensatz zu anderen Unternehmen nicht in Form von Preisanpassungen weitergegeben werden. Dadurch entstehen massive Verluste. Das starre Finanzierungssystem der Krankenhäuser ermöglicht Preissteigerungen nur in sehr begrenztem Umfang und zudem auch nicht kurzfristig. Für das Jahr 2022 ist aktuell nur ein Preisanstieg von 2,32 Prozent berücksichtigt worden, der Orientierungswert für Sachkosten liegt bei 1,64 Prozent. Die extremen Auswirkungen der Inflation sind in keiner Weise einkalkuliert.

Weitere Probleme entstünden durch ungedeckte Vorfinanzierungen der Krankenhäuser bei der hausindividuellen Pflegefinanzierung. Hamburg bilde das Schlusslicht mit den im Bundesländervergleich wenigsten abgeschlossenen Pflegebudgets 2020 und 2021. Dieser durch zahlreiche strittige Tatbestände und Verhandlungsverzögerungen verursachte Rückstand gehe zu Lasten der Liquidität der Krankenhäuser. Daher fordert die HKG einen Pflegeentgeltwert als Abschlagszahlung in Höhe von 250 Euro, der nach Abschluss des Pflegebudgets genau abgerechnet und ausgeglichen werde und bis dahin die Liquidität der Krankenhäuser entlaste.

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