äEr verweist auf aktuelle Modellrechnungen seines Instituts. Derzeit nehmen nach Angaben des ZI rund 1.600 Klinikstandorte in Deutschland an der Notfallversorgung teil. Um die geplanten Portalpraxen im Zeitraum zwischen 07.00 und 23.00h besetzen zu können, wäre ein Zwei-Schicht-Betrieb von je 8 Stunden notwendig. Dies würde bedeuten, dass jeder der 55.400 Hausärzte zusätzlich zu den bestehenden Bereitschaftsdiensten im Schnitt 21 Dienste im Jahr, also jede zweite Woche eine Schicht in einer Portalpraxis absolvieren müsste. "Eine solche Zusatzbelastung ist angesichts des ohnehin bestehenden Mangels an hausärztlichem Nachwuchs weder jetzt noch künftig durchsetzbar", sagte von Stillfried.
Viel zu wenig Kinderärzte
Bei einem durchschnittlichen Stundenhonorar von 100 Euro würde hierfür rechnerisch ein zusätzlicher Honorarbedarf von knapp einer Milliarde Euro entstehen. Berücksichtige man auch die Sach- und Personalkosten für den Betrieb einer Portalpraxis, könnten die zusätzlichen Gesamtkosten rund 1,7 Milliarden Euro betragen. In der kinderärztlichen Versorgung sei ein solches Angebot ungeachtet der Kosten gar nicht zu leisten, da es schlicht zu wenig Kinderärzte gebe. Jeder der 7.400 niedergelassenen Kinderärzte müsste dafür drei Mal wöchentlich eine zusätzliche Schicht übernehmen. Um die Zahl der Schichten auf eine pro Monat zu reduzieren, wären etwa 16.000 zusätzliche Kinderärzte erforderlich. Damit wäre das Versorgungssystem überfordert, denn selbst an den Krankenhäusern seien momentan nur etwa 6.000 Kinderärzte tätig.
ZI fordert weniger Krankenhäuser
Das Institut fordert stattdessen eine deutliche Reduktion der Krankenhäuser. Wie Gesundheitssystemforscher Reinhard Busse von der Technischen Universität Berlin gezeigt habe, käme Deutschland mit 300 bis 500 Krankenhäusern aus, wenn die Standorte mit Notfallversorgung ähnlich konzentriert würden wie in Dänemark. Damit wollen die Dänen die Qualität der Behandlung erhöhen. Würden dementsprechend bundesweit rund 300 fachspezifische Portalpraxen eingerichtet, entfiele auf die Hausärzte im Schnitt eine zusätzliche Schicht pro Quartal. Zudem wäre ein fachgebietsspezifischer Bereitschaftsdienst für weitere Fachgebiete grundsätzlich leistbar.


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