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Nach ManipulationsvorwürfenPatientenschützer verlangen schärfere Kontrolle der Apotheken

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz fordert eine deutlich stärkere Kontrolle der Apotheken in Deutschland. Nach den Manipulationsvorwürfen gegen einen Apotheker in Nordrhein-Westfalen dürfe es ein "weiter so" nicht geben.

"Schärfere Kontrollen schaffen Vertrauen bei den Patienten", sagte Stiftungsvorstand Eugen Brysch. Der Bundestag müsse das Arzneimittelgesetz verschärfen. "Es kann nicht sein, dass Onkologie-Spezialapotheken im Schnitt nur alle zwei bis vier Jahre nach Ankündigung von Amtsapothekern überprüft werden", kritisierte Brysch. Immerhin versorgten die bundesweit rund 200 Spezialapotheken hunderttausende schwerst kranke Krebspatienten. "Diese Menschen verbinden mit der individuellen Krebstherapie große Hoffnungen, wenn die erste Chemotherapie erfolglos war", sagte Brysch.

Wie in der vergangenen Woche bekannt wurde, soll ein Bottroper Apotheker bei der Dosierung der Wirkstoffe für die Krebsimmuntherapie in mindestens 40.000 Fällen gespart und Krankenkassen so um 2,5 Millionen Euro betrogen haben. Die Staatsanwaltschaft Essen ermittelt gegen den 46-Jährigen. Bisher geht es in den Ermittlungen um Verstöße gegen das Arzneimittelgesetz. Möglicherweise handelt es sich aber auch um Körperverletzung. Dazu müsste nachgewiesen werden, dass ein Patient Schaden genommen hat. NRW-Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Grüne) riet verunsicherten Patienten, sich an ihre behandelnden Ärzte zu wenden.

Ein Amtsapotheker kontrolliert 150 Apotheken

Aus Sicht von Patientenschützer Brysch ist eine engmaschige Überprüfung der individualisierten Medikamente notwendig, bevor sie die Apotheke verlassen. "Die Stichprobenkontrollen müssen viermal jährlich, unangekündigt bei den Spezialapotheken stattfinden. Das erhöht den Überwachungsdruck." Bisher würden Apotheken schlechter kontrolliert als Großküchen oder die Verpflegung in Kindertagesstätten.

Mit dem derzeitigen Personal und der Ausrüstung werde eine wirksame Überprüfung aller Apotheken allerdings nicht zu schaffen sein, gab Brysch zu bedenken. Im Moment sei ein Amtsapotheker für die pharmazeutische Sicherheit von 600.000 Menschen zuständig. Er kontrolliere rund 150 Apotheken, zusätzlich die Arzneimittelversorgung in Pflegeheimen, im Rettungsdienst sowie die Vergabe von Opiaten in seinem Bezirk.

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