
Kinder und Jugendliche mit schweren oder seltenen Krankheiten sollen künftig öfter ambulant im Krankenhaus behandelt werden können. Auch Versorgungslücken in Regionen mit zu wenig Kinderarztpraxen sollen so ausgeglichen werden. Entsprechende Reformvorschläge einer Regierungskommission stellte Gesundheitsminister Prof. Karl Lauterbach (SPD) am 29. September in Berlin vor.
„Wir brauchen kluge Konzepte und eine gute Zusammenarbeit von niedergelassenen Fachärztinnen und -ärzten und Krankenhäusern – kein Festhalten an starren Sektorengrenzen. Die Vorschläge der Regierungskommission sind hierfür eine gute Grundlage“, so Lauterbach.
Dazu sollen den Vorschlägen zufolge eigene Institutsambulanzen für Kinder und Jugendliche eingerichtet werden. Bereits heute gibt es in den gut 300 Kinderkliniken rund 900 sogenannte persönliche Ermächtigungen. Durch diese können die Medizinerinnen und Mediziner junge Patienten ambulant ohne Aufnahme ins Krankenhaus behandeln, wie der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin, Prof. Jörg Dötsch, mitteilte. Doch bei Urlaub oder Krankheit sei dann niemand da. „Das ist ein Riesenproblem“, sagte Dötsch, der auch Mitglied des ExpertInnenrats ist. Lediglich in Universitätskliniken könnten Eltern ihre Kinder schon jetzt regulär ambulant behandeln lassen.
Institutsambulanzen für schwer Erkrankte
Insbesondere in abgelegenen ländlichen Regionen mangele es auch generell an verfügbaren Praxiskapazitäten, so Dötsch. Dies sei angesichts vieler Krankheitsfälle im vergangenen Winter besonders auffällig gewesen. Die vorgeschlagenen Institutsambulanzen sollten dies ausgleichen. Außerdem hätten viele Kinderärzte ein sehr breites Spektrum – doch viele junge Patientinnen und Patienten litten unter seltenen, speziellen Krankheiten, die in einer Klinik oft besser erkannt oder behandelt werden könnten.
Vor allem Kinder und Jugendliche, die schwer erkranken, benötigten schnelle Hilfe, sagte Lauterbach. „Und manchmal erfordert nicht nur die Schwere des Krankheitsbildes, sondern auch die Entfernung zur niedergelassenen Praxis die Behandlung in einem Krankenhaus.“ Deswegen wolle er die Einrichtung von Institutsambulanzen den Koalitionspartnern der Ampel-Regierung auf jeden Fall vorschlagen. In der Psychiatrie gibt es solche Ambulanzen bereits.
Lauterbach fordert verbesserte Versorgung
„Die Kinder sind die größten Verlierer der Pandemie gewesen“, sagte Lauterbach zudem. Er erinnerte an Schulschließungen wegen Corona und dem Auftreten von Long Covid bei Kindern. Nun sollten die Versorgungsstrukturen für Kinder und Jugendliche verbessert und abgesichert werden.
Außerdem schlugen die Regierungsberater eine bessere Finanzierung der Kinder- und Jugendmedizin vor. So sollten Kliniken einen Aufschlag bekommen, wenn sie bestimmte Leistungen der Kinder- und Jugendmedizin vorhalten. Das künftige Vorhaltebudget für die Leistungsgruppen von Pädiatrie und Kinderchirurgie solle laut Regierungskommission um einen Aufschlag von bis zu 20 Prozent der bisherigen DRG-Erlösvolumina der Fachabteilungen der operativen und konservativen Kinder- und Jugendmedizin dauerhaft erhöht werden.
Die Regierungskommission, die die Vorschläge gemacht hatte, hatte bereits zentrale Punkte der geplanten Krankenhausreform und eine Reform der Rettungsdienste empfohlen.





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