Deutschland verfügt (noch) über eines der leistungsfähigsten Gesundheitssysteme weltweit. Allerdings darf der Status quo nicht über die immensen Herausforderungen hinwegtäuschen, denen wir gegenüberstehen. 

Problematisch ist, dass die viel erörterte demografische Entwicklung mehrdimensional ist: Zum einen sieht sich das Gesundheitssystem mit zunehmend älteren und behandlungsbedürftigen Menschen konfrontiert. Zum anderen überaltert eben auch die Gruppe der Leistungserbringer. Hinzu kommt eine verringerte Arbeitszeit je Mitarbeiter, eine unzureichende Digitalisierung, aber auch die abnehmende Bereitschaft des ärztlichen Nachwuchses zur Niederlassung in eigener Praxis. Eine flächendeckende medizinische Versorgung lässt sich daher zunehmend schwieriger gewährleisten. Die Herausforderungen für Krankenhäuser sind unübersehbar, weshalb viele Einrichtungen akut von der Schließung bedroht sind.
Die Ampel-Koalition hat es sich zum Ziel gesetzt, die Krankenhausversorgung zu reformieren. Die vorgelegten Ideen haben erwartungsgemäß zu einer kontroversen Diskussion geführt und es bleibt abzuwarten, wie die Reform dann tatsächlich umgesetzt wird. Fest steht aber auch, dass den aktuellen und künftigen Herausforderungen nicht durch ein dogmatisches Festhalten an den heutigen Strukturen begegnet wird.

Zu fragen ist etwa, welche Krankenhausdichte notwendig ist, um eine qualitative, aber eben auch wirtschaftliche Versorgung sicherzustellen. Auch die Digitalisierung, die noch immer in den Kinderschuhen steckt, muss dabei eine wesentliche Rolle einnehmen und darf nicht bloßer Selbstzweck sein. Eine große Herausforderung wird auch das komplexe und mit Fehlanreizen verbundene Vergütungssystem darstellen. Für die Neuordnung des stationären Bereichs ist jedoch auch eine Stärkung der ambulanten Strukturen notwendig. Die Forderung der Sektorenvernetzung ist so alt wie die Erkenntnis, dass überkommene Strukturen geändert werden müssen. Auch hier besteht nach wie vor Handlungsbedarf. Insofern bleibt die weitere Diskussion spannend, die in den kommenden Wochen an Intensität gewinnen wird.