
Mit einem Marktanteil von rund 30 Prozent ist die München Klinik der führende Krankenhausbetreiber in München. Unter dem Dach des städtischen Krankenhauskonzerns befinden sich fünf Krankenhäuser in der bayerischen Hauptstadt: die Kliniken in Bogenhausen, Neuperlach, Harlaching, Schwabing und Thalkirchner Straße.
Insgesamt werden 3011 vollstationäre und 232 tagesklinische Plätze vorgehalten. Die München Klinik durchläuft seit 2015 ein Sanierungsprogramm, um die Kosten zu reduzieren: Das umfasst den Abbau von 800 Betten, den Abbau von 1500 Vollkräften, die Senkung des Sachaufwands (Einsparpotenzial acht Prozent) und erhebliche Investitionen (632 Millionen Euro).
Damit soll ein EBITDA erreicht werden, mit dem das operative Geschäft und die hierfür notwendigen Investitionen finanziert werden können. Bis dahin ist das Unternehmen laut Geschäftsbericht 2021 „auf die Mittelzuführungen der Gesellschafterin in Form von Eigenkapitalzuführungen in die freie Kapitalrücklage angewiesen“. Eine entsprechende Finanzierungsvereinbarung mit der Stadt München wurde im Herbst 2021 auf 2030 verlängert.
Was EAT, EBT & Co. bedeuten
EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.
EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.
EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.
EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.
EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.
Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.
Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.
Periodenfremde Erträge sind Erträge, die nicht dem Berichtszeitraum zuzuordnen sind.
Umsatzplus hauptsächlich durch Corona-Ausgleiche
Die Mitte 2023 veröffentlichten Konzernzahlen 2021 zeigten einen nach wie vor deutlichen Einfluss der Corona-Pandemie auf das Geschäft. Der Umsatz erhöhte sich zwar um 3,2 Prozent auf 734 Millionen Euro. Dieses Plus basierte allerdings auf Corona-Ausgleichen für Umsatzausfälle und Hygienemaßnahmen in Höhe von 43,7 Millionen Euro (2020 waren es 66,9 Millionen Euro) sowie periodenfremden Erträgen von 21,8 Millionen Euro.
Der Case Mix sank dagegen um 1,9 Prozent. Die periodenfremden Erträge waren der Grund für die Planüberschreitung und die Verbesserung der Ertragskennziffern gegenüber dem Vorjahr: Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung der Sonderposten) verbesserte sich um 45,5 Prozent auf minus 1,8 Millionen Euro, das EBIT um 25,1 Prozent auf minus 8,6 Millionen Euro und das EBT um 28,1 Prozent auf minus 9,8 Millionen Euro.
70 Millionen Euro aus dem Topf der Stadt München
Zur Aufrechterhaltung der Liquidität, insbesondere im Hinblick auf die Investitionsmaßnahmen des Sanierungskonzeptes, zahlte die Stadt München 2021 knapp 70 Millionen Euro ins Eigenkapital. Dadurch konnte sich die Bilanzqualität verbessern – trotz der Verluste und des negativen Cashflows aus operativer Geschäftstätigkeit von 49,4 Millionen Euro (im Vorjahr waren es plus 2,7 Millionen Euro.
Das gegenüber 2020 von 817 auf 1055 Millionen Euro gestiegene Gesamtvermögen war zu 19 Prozent (Vorjahr 18 Prozent) eigenfinanziert – inklusive Sonderposten 46 Prozent (Vorjahr 48 Prozent) – und die liquiden Mittel stiegen von 106 auf 120 Millionen Euro.
Hohe Verluste auch für 2022 erwartet
Für das Jahr 2022 geht das Unternehmen davon aus, dass die Ertragszahlen aufgrund anhaltend hoher Instandsetzungskosten und einer nicht ausreichenden Steigerung des Basisfallwertes das Niveau des Jahres 2021 nicht erreichen werden. Dies führt dazu, dass das die München Klinik das Ergebnis von 2021 wohl nicht wiederholen kann. Aktuell ist dies irrelevant, da die Stadt München vertraglich festgelegte Finanzierungszusagen gewährt hat.
RKH: 2022 wieder im Defizit
Die Anfang 2005 gegründete RKH Regionale Kliniken Holding und Services GmbH ist ein Verbund von Krankenhäusern und Gesundheitseinrichtungen im Südwesten Deutschlands. Die Holding hat seit 2008 weitere Einrichtungen aus dem Gesundheitswesen übernommen. Sie will den Konzern zu einem ganzheitlichen Anbieter von Krankenhausleistungen mit einem abgestimmten medizinischen Leistungsportfolio für alle Standorte weiterentwickeln: „RKH als virtueller Maximalversorger“, wie es im Geschäftsbericht steht. Zudem soll die Zukunft aller Standorte durch geeignete Spezialisierungen gesichert werden. Das Eigentum an den Verbundkrankenhäusern liegt zu 51 Prozent bei der RKH und zu 49 Prozent bei den Kommunen, die ihre Kliniken eingebracht haben. Dies sind die Landkreise Ludwigsburg und Karlsruhe, Stadt Bietigheim-Bissingen und Enzkreis, die auch Gesellschafter der RKH sind. Es ist dabei vertraglich geregelt, dass die Kommunen das wirtschaftliche Risiko ihrer Häuser weiterhin tragen und sie auch zukünftig finanziell unterstützen – beispielsweise durch die Übernahme von Kapitaldiensten – und das Eigenkapital sichern.
Geringes Eigenkapital bei hohen Verbindlichkeiten
Im März 2023 wurden die Konzernzahlen 2021 veröffentlicht: Der Umsatz wuchs um 2,6 Prozent auf 631 Millionen Euro, zurückzuführen vor allem auf deutliche Steigerungen im Bereich der ambulanten Leistungen. Der Case Mix sank hingegen leicht. Das Umsatz-Plus reichte zwar nicht aus, um die gestiegenen Aufwendungen zu decken: EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung der Sonderposten), EBIT und EBT reduzierten sich deutlich um 27,7, 62,8 und 67,2 Prozent auf 11,4, 1,9 und 1,3 Millionen Euro. Allerdings wurde der Plan deutlich übertroffen: 2020 erwartete das Unternehmen einen Fehlbetrag 2021 von 18 Millionen Euro. Mit diesem Defizit wird nun für das Jahr 2022 gerechnet, mit entsprechenden Folgen für die Bilanz: Auf Konzernebene betrug das Eigenkapital 2021 nur 35 Millionen Euro, bei Bankverbindlichkeiten von 286 Millionen Euro.
Klinikum Dortmund: 2021 unter Plan
Das Klinikum Dortmund entstand 2001 durch Ausgliederung des ehemaligen Eigenbetriebes der Städtischen Kliniken Dortmund. Es ist mit insgesamt 1422 Planbetten ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Alleineigentümerin ist die Stadt Dortmund. Sie sichert die Liquidität des Unternehmens durch einen Überbrückungskredit und Ausfallbürgschaften – nach einer extern in Anlehnung an das Institut für Wirtschaftsprüfer erstellten positiven Fortführungsprognose. Ziel ist ein Ergebnis, mit dem die in den nächsten Jahren notwendigen Investitionen von mehr als 177 Millionen Euro finanziert werden können, um sich zu einem Magnetkrankenhaus im Raum Dortmund zu entwickeln.
Anfang 2023 wurden die Konzernzahlen 2021 veröffentlicht. Sie zeigten ein Umsatzplus von 2,4 Prozent auf 429 Millionen Euro. Ursächlich hierfür waren eine Steigerung des Basisfallwertes um zwei Prozent und ein Anstieg des Case Mix um 1,5 Prozent. Damit konnten die von 25,2 auf 17,8 Millionen Euro reduzierten Corona-Ausgleichszahlungen überkompensiert werden. Der Ertrag gab allerdings auf allen Ebenen deutlich nach: So sank das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) um 39 Prozent auf 10,1 Millionen Euro, das EBIT um 60,6 Prozent auf 4,5 Millionen Euro, das EBT um 77,9 Prozent auf 1,9 Millionen Euro und der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit von plus 36 auf minus 6,1 Millionen Euro.
Nachdem 2021 unter Plan verlief und nur aufgrund eines positiven EAT-Beitrages des MVZ von 2 Millionen Euro über der Nulllinie gehalten werden konnte, ist für 2022 ein EAT auf der Nulllinie geplant. Ob dies gelungen ist, bleibt vor allem angesichts des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und deutlich steigender Kosten in allen Bereichen fraglich.
Carl-Thiem-Klinikum: Deutlicher EAT-Sprung 2021
Die CTK Carl-Thiem-Klinikum Cottbus gGmbH ist ein Krankenhaus der Schwerpunktversorgung, das mit 1213 Betten im Krankenhausplan des Landes Brandenburg enthalten ist. Die Strategie des CTK zielt auf eine höhere Rentabilität durch Veränderungen in der Ablauforganisation; das Um¬satzrendite-Ziel beträgt 5 Prozent. Zudem will sich das Unternehmen zu einem Gesundheitszentrum mit Schwerpunkten im stationären und ambulanten Bereich wandeln, unter anderem durch die Entwicklung alternativer Versorgungs- und ambulanter Leistungsangebote sowie Kooperationen und Vernetzungen mit anderen Gesundheitsversorgern der Region. „Wir im Thiem“ soll zum Markenbegriff in der Lausitz werden. Außerdem laufen die Vorbereitungen zur Transformation in ein Universitätsklinikum auf Hochtouren.
Im März 2023 wurden die Konzernzahlen 2021 veröffentlicht. Sie zeigten eine Steigerung des Umsatzes um 6,7 Prozent auf 266 Millionen Euro gegenüber dem Vorjahr. Zurückzuführen war dieses Plus auf einen Anstieg des Basisfallwertes, des Case Mixes und Corona-Ausgleichszahlungen – die Anzahl der stationären Fälle fiel um fünf Prozent. Da dieser Anstieg höher ausfiel als die Steigerung der Aufwendungen, verbesserten sich die Ertragskennzahlen auf allen Ebenen: Das EBITDA (vor dem Ertrag aus der Auflösung des Sonderpostens) stieg um 177,3 Prozent auf 6,6 Millionen Euro, das EBIT von minus 2,8 auf minus 0,1 Millionen Euro, das EBT von minus 3 auf minus 0,4 Millionen Euro. Mit dieser Verbesserung hat das Unternehmen seinen seit 2015 andauernden Ertragsverfall gestoppt. Nachdem 2020 erstmals die Nulllinie im EAT unterschritten wurde, ist für 2022 trotz des widrigen Marktumfeldes eine schwarze Null geplant.
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