
Mit 122 Einrichtungen und 17 915 Betten Ende 2021 zählt Median zu den größten Klinikbetreibern in Deutschland. Das Private-Equity-finanzierte Unternehmen hat Schwerpunkte in den Bereichen Reha (70 Prozent Umsatzanteil), gefolgt von Akut (16 Prozent), Pflege (fünf Prozent) und ambulante Versorgung (zwei Prozent). Der Konzern wurde im Juli 2009 von den international tätigen Investoren Advent International und Marcol erworben und Ende 2014 an den Finanzinvestor Waterland verkauft. Waterland brachte die Gruppe danach in die Remedco B.V. & Co. KG ein und integrierte 2016 die RHM Kliniken. Inzwischen firmiert die Gruppe wieder als Median. Strategie des Unternehmens ist es, intern und extern im Umsatz zu wachsen und über Standardisierung und Skaleneffekte die Ertragskraft zu steigern.
2021 Umsatzplan verfehlt
Die Anfang 2023 veröffentlichten Konzernzahlen 2021 zeigten einen nach wie vor deutlichen Einfluss der Corona-Pandemie auf das Geschäft. Der Umsatz erhöhte sich zwar um 4,1 Prozent auf 997 Millionen Euro. Dieses Plus basierte allerdings auf Corona-Ausgleichen für Umsatzausfälle von 30,9 (Vorjahr 40,7) Millionen Euro und für Hygienemaßnahmen von 37,1 (Vorjahr 15,1) Millionen Euro sowie Preissteigerungen von durchschnittlich 2,7 Prozent. Die Auslastung sank dagegen von 78,8 auf 78,3 Prozent.
Da das Unternehmen mit einer Belegung von 91,1 Prozent geplant hatte, wurde der Umsatzplan von 1045 Millionen Euro verfehlt. Das hatte Folgen auf die Ertragskennziffern: Median verzeichnete im Jahr 2021 Rückgänge beim EBITDAR um 1,2 Prozent auf 200,2 Millionen und beim EBITDA um 7,2 Prozent auf 66,2 Millionen Euro. Geplant war ein bereinigtes EBITDA von 103,8 Millionen Euro. Das EBITA sank um 6 Prozent auf 46,5 Millionen Euro, während der EBT-Verlust von 2,1 auf 10,1 Millionen Euro stieg, was auf den Anstieg der Abschreibungen auf Firmenwerte um 9,8 Millionen auf 43,9 Millionen Euro zurückzuführen war.
Was EAT, EBT & Co. bedeuten
EAT steht für „Earnings After Taxes" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens nach Abzug von Steuern.
EBT steht für "Earnings Before Taxes" und beschreibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Steuern.
EBIT steht für "Earnings Before Interest and Taxes" und zeigt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor Abzug von Zinsen und Steuern.
EBITA steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortization" und gibt den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Abschreibung auf Sachanlagen und immaterielle Vermögenswerte an.
EBITDAR steht für "Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation, Amortization and Rent" und bezeichnet den Gewinn oder Verlust eines Unternehmens vor der Berücksichtigung von Miete oder Leasingkosten.
Cashflow bezeichnet den Geldfluss, der durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens generiert wird und ist eine wichtige Kennzahl der finanziellen Leistungsfähigkeit.
Casemix ist eine Methode zur Bestimmung von Fallpauschalen, welche die Behandlungskosten eines Patienten im Krankenhaus abdecken. Der Casemix wird durch die Kombination von Diagnose- und Behandlungsparametern, wie Alter, Geschlecht, Verweildauer und Schweregrad der Erkrankung, berechnet.
Aufgrund dessen reduzierte sich auch der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit deutlich: um 13,1 Prozent auf 78 Millionen Euro. Er reichte jedoch aus, um die auf 41 Millionen Euro mehr als halbierten Investitionen zu finanzieren. Aufgrund der in der Vergangenheit verkauften Immobilien in Verbindung mit den hohen Firmenwertabschreibungen und den 2021 erfolgten Umfinanzierungs-Maßnahmen war die Bilanz nach wie vor als wenig solide zu bezeichnen: Nur 16 Prozent des Gesamtvermögens von 701 Millionen Euro bestehen aus Immobilien, während Firmenwerte und Forderungen gegenüber Gesellschaftern 19 bzw. 26 Prozent des Kapitals binden. Das Unternehmen verfügt über eine geringe Eigenkapitalquote von 24 Prozent und ist zu 45 Prozent von den Gesellschaftern finanziert.
Nachdem 2021 aufgrund von Corona schlechter als geplant verlief, soll in der Prognose für 2022 der Umsatz mit 1079 Millionen Euro erstmals die Milliardengrenze überschreiten. (Bereinigtes) EBITDA und EAT sollen deutlich auf 101 Millionen Euro (2021 waren es 82) und 9 (2021 waren es zwei) Millionen Euro steigen. Ob dies gelingt, bleibt abzuwarten. Die Planung beruht auf einer Auslastung von 87,6 Prozent und es ist zu beachten, dass Corona im Jahr 2022 noch nicht vollständig überstanden war.
Nebel: Corona belastet Ertrag, erwarteter Anstieg 2022
Die Unternehmensgruppe Nebel mit Sitz in Vlotho in Nordrhein-Westfalen ist ein von Dr. Katharina Nebel familiengeführtes Unternehmen. Es vereint unter seinem Dach drei Reha-Einrichtungen mit einem Umsatzanteil von 89 Prozent und eine stationäre Pflegeeinrichtung mit einem Anteil von neun Prozent. Zwei Prozent der Erlöse werden durch eine Restaurantgesellschaft mit vier Betriebsstätten erzielt. Das Unternehmen plant, die medizinische Kompetenz aufzubauen und zu erweitern, um Standort und Auslastung zu sichern. Durch den Ausbau von vorgelagerten Versorgungsformen will es insbesondere im Bereich betreutes Wohnen und ambulante Dienstleistungen horizontal und vertikal diversifizieren. Durch Investitionen in die Immobilien soll der notwendige Standard gesichert werden.
Wie die gesamte Branche litt das Unternehmen auch 2021 erheblich unter der Corona-Pandemie: Der Umsatz reduzierte sich um 8,3 Prozent auf 41,3 Millionen Euro, da das coronabedingte Auslastungsminus nur zum Teil durch Corona-Ausgleichzahlungen ausgeglichen wurde. Zudem wurde die Vogtland-Residenz im Bereich Pflege geschlossen. Das Unternehmen rechnete damit, die Corona-Ausgleichszahlungen zurückzahlen zu müssen und stellte deshalb fünf Millionen Euro in der Bilanz ertragswirksam zurück. Infolgedessen brach der Ertrag deutlich ein: EBITDA, EBIT und EBT verringerten sich jeweils um mehr als die Hälfte auf 5,6, 3,8 und 3,6 Millionen Euro. Dabei ist anzumerken, dass die Rentabilität nach wie vor sehr hoch ist. Auf Basis EBIT blieben immer noch 9,2 Prozent vom Umsatz für die Fremd- und Eigenkapitalgeber übrig, und auf Basis EBT 8,6 Prozent für den Eigentümer.
Da der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit „nur“ um 15,6 Prozent auf sehr hohe 9 Millionen Euro nachgab, hat sich die Bilanzqualität in Verbindung mit den Erträgen weiter verbessert: Das um sieben auf 112 Millionen Euro erhöhte Vermögen bestand Ende 2021 zu 78 Prozent aus Liquidität und war zu 89 Prozent eigenfinanziert. 2020 waren es 76 Prozent Liquidität. Das Management des Unternehmens erwartet für 2022 deutlich höhere Erträge, was angesichts hoher Einmalbelastungen im Jahr 2021 mehr als nachvollziehbar ist. Dementsprechend wird sich die Bilanzqualität im Jahr 2022 weiter verbessern.
Dr. Becker Klinikgruppe mit starkem Wachstum trotz Corona
Weiterhin sehr gut entwickelte sich 2021 die Dr. Becker Klinikgruppe. Das familiengeführte Unternehmen betreibt sechs Reha-Kliniken mit den Kernkompetenzen Psychosomatik, Orthopädie und Neurologie sowie drei Altenwohn- und Pflegeheime. Der Umsatz, der im Vorjahr von Corona-Ausgleichszahlungen in Höhe von 5,8 Millionen Euro profitierte, konnte um 7,4 Prozent auf 118 Millionen Euro gesteigert werden. Ursächlich hierfür waren gestiegene Pflegesätze, eine höhere Auslastung und die Übernahme zweier Betriebsstätten in der Pflege. Da der Anstieg der Erlöse das Plus bei den Aufwendungen überkompensierte, stiegen die Ertragskennziffern auf allen Ebenen überproportional an: Das EBITDA erhöhte sich um 10,8 Prozent auf 20,1 Millionen Euro, das EBIT um 13,3 Prozent auf 13,2 Millionen Euro und das EBT um 14,7 Prozent auf 12,8 Millionen Euro.
Obwohl sich die Gesellschafter eine Ausschüttung von 13,5 Millionen Euro gönnten (im Vergleich zu 10,7 Millionen Euro im Jahr 2020) und sich der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit angesichts Veränderungen im Bereich des Net Working Capital um 38,7 Prozent auf 15,7 Millionen Euro reduzierte, war die Bilanz 2021 weiterhin sehr solide: Das Vermögen von 90 Millionen Euro bestand zu 19 Prozent aus liquiden Mitteln, und war zu 58 Prozent eigen- und 18 Prozent bankenfinanziert. Nachdem 2021 mit 12,9 Millionen Euro das Plan-EAT von zwischen 10,5 und 11,5 Millionen Euro deutlich übertroffen wurde, ist davon auszugehen, dass 2022 der Umsatz- und EAT-Plan von zwischen 120 und 130 bzw. 9,5 und 10,5 Millionen Euro mindestens erreicht wird.
Kliniken Schmieder: Umsatzanstieg von 13 Prozent
Mit sechs neurologischen Rehabilitationskliniken in Baden-Württemberg sind die Kliniken Schmieder nach eigenen Aussagen der größte Anbieter für neurologische Rehabilitation in der Bundesrepublik. Das Unternehmen zeigte seit Jahren eine starke Entwicklung von Umsatz und Ertrag und setzte das 2021 fort: Im zweiten Halbjahr konnte ein deutlicher Anstieg der Belegung verzeichnet werden, was zu einer insgesamten Zunahme der belegten Betten um 7,8 Prozent auf 1240 führte. Zusammen mit erfolgreichen Verhandlungen der Krankenhausbudgets für das Jahr 2020 und Corona-Ausgleichszahlungen von 3,25 Millionen Euro führte dies zu einem Umsatzanstieg von 13 Prozent auf insgesamt 177 Millionen Euro.
Da der Anstieg der Erlöse das Plus bei den Aufwendungen überkompensierte, stiegen die Ertragskennziffern auch aufgrund hoher Einmalbelastungen 2020 auf allen Ebenen überproportional: Das EBITDA stieg um 55,9 Prozent auf 23,2 Millionen Euro, das EBIT um 160 Prozent auf 11,9 Millionen Euro, das EBT von 0,4 auf 7,2 Millionen Euro und der Cashflow aus operativer Geschäftstätigkeit um 15,7 Prozent auf 10,1 Millionen Euro.
Aus heutiger Sicht ist sehr wahrscheinlich, dass das Unternehmen seine Pläne umsetzen wird: 2022 sollen Umsatz und Ergebnis leicht steigen und bis 2023 will das Unternehmen wieder einen Gewinn von rund 10 Millionen Euro erzielen, was dem Niveau vor der Corona-Pandemie entspricht.



Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen