Auf der Firmen-Homepage schreibt Agfa, das Interesse von Compugroup werde sorgfältig geprüft. Dem "Handelsblatt" zufolge bestätigte auch der Koblenzer Medizinsoftware-Entwickler entsprechende Gespräche mit dem Grafik- und Druckspezialisten. Allerdings seien die Gespräche in einem frühen Stadium und die Antwort der Belgier stehe noch aus, schreibt die Zeitung. Daher sei noch offen, ob es zu einem Übernahmeangebot kommen werde. Beide Unternehmen sind börsennotiert. Agfa-Gevaert war zuletzt rund 610 Millionen Euro wert. Die Compugroup-Aktie reagierte nach Bekanntwerden der Gespräche mit einem Minus.
Die Compugroup ist einer der führenden Anbieter für Arztsoftware und vertreibt unter dem Namen Clinica auch ein Krankenhausinformationssystem (KIS). Agfa Healthcare ist mit seinem Produkt Orbis der KIS-Marktführer. Das Unternehmen gilt seit Jahren als Verkaufskandidat, und Compugroup ist schon länger auf Einkaufstour und hat unverhohlenes Interesse an einem größeren KIS-Bereich. Um den Hersteller I-Soft beispielsweise hatte sich Compugroup-Chef Frank Gotthardt einen Bieterstreit mit dem australischen Konzern IBA geliefert, am Ende aber den Kürzeren gezogen. Kleines Trostpflaster: Kurz darauf schluckte Compugroup den KIS-Anbieter Fliegel-Data.
Agfa drücken hohe Pensionsverpflichtungen
Das aktuelle Objekt der Begierde, Agfa, hatte sich, wie das "Handelsblatt" weiter schreibt, einen Namen in der analogen Fotografie gemacht, verkaufte diesen Teil aber bereits 2004 und spezialisierte sich unter anderem auf das Drucken und medizinische Bilder. Heute gliedert sich die Gruppe in die drei Bereiche Health Care, Graphics und Specialty Products.
Laut "Handelsblatt" setzte Agfa im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Euro um, der Überschuss lag demnach bei 71 Millionen Euro. Mittelfristig wollten die Belgier einen Umsatz von drei Milliarden Euro pro Jahr erreichen. Die auf Software für Ärzte und Apotheken spezialisierte Compugroup hatte 2015 einen Umsatz von knapp 550 Millionen Euro erzielt und knapp 40 Millionen Euro verdient.
"Strategisch sinnvoll"
Der Deal sei strategisch sehr sinnvoll, zitiert das "Handelsblatt" einen Aktienhändler. Allerdings habe Agfa Pensionsverpflichtungen von 1,2 Milliarden Euro, was Compugroup überfordern könnte. Ein Compugroup-Sprecher wollte sich der Zeitung zufolge nicht zu der Frage äußern, bis wann sich das Unternehmen entscheiden wolle, ob es verbindlich für Agfa Gevaert biete oder nicht.


Derzeit sind noch keine Kommentare vorhanden. Schreiben Sie den ersten Kommentar!
Jetzt einloggen