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DekonsolidierungErste Fresenius-Zahlen ohne FMC angekündigt

Die bilanzielle Entflechtung des Dialyseanbieters Fresenius Medical Care (FMC) vom Mutterkonzern steht vor der Tür. Bereits zur Veröffentlichung der Zahlen des dritten Quartals am 2. November wird FMC erstmals im Fresenius-Bericht als eigenständiger Posten ausgewiesen.

Fresenius Konzernzentrale
Fresenius
Fresenius Konzernzentrale Bad Homburg

Der Krankenhausbetreiber und Medizinkonzern Fresenius legt am 2. November seine Zahlen für das dritte Quartal vor. Erstmals eigenständig ausgewiesen wird im Finanzbericht die Sparte für Fresenius Medical Care (FCM). Musste FMC zuvor voll konsolidiert werden, kann Fresenius den Dialyseanbieter künftig entsprechend seiner Beteiligung von rund einem Drittel im Finanzergebnis ausweisen.

Dies dürfte sich positiv niederschlagen, denn der Blutwäschespezialist hat mit kräftig sinkenden Gewinnen zu kämpfen. Bereits im Juli stimmten die FMC-Aktionäre dem dafür nötigen Rechtsformwechsel in eine Aktiengesellschaft zu, die bis zum Jahresende unter Dach und Fach sein soll.

Nachdem Fresenius rein rechnerisch auch ohne FMC einen Gewinnrückgang im ersten Halbjahr verbuchte, rechnen Fachleute nun mit einer positiven Entwicklung. Laut einer vom Unternehmen selbst in Auftrag gegebenen Umfrage gehen die Analysten im Mittel von einem Anstieg des Betriebsergebnisses um knapp drei Prozent auf 493,9 Millionen Euro aus. Ähnlich stark dürfte unter Ausklammerung von FMC der Umsatz geklettert sein.

Sen's Kurs zeigt Wirkung

Mit dem Ende des dritten Quartals durfte Konzernchef Michael Sen sein einjähriges Jubiläum an der Firmenspitze feiern. Der Manager hatte zahlreiche Veränderungen im Konzern angestoßen – die nun Wirkung zeigen. Denn auch bei der Tochter Vamed, die ebenfalls nur noch als Beteiligung gesehen wird, machte Sen tabula rasa, nachdem sich der Klinikdienstleister als überraschend hartnäckiger Verlustbringer entpuppte. Nach dem Austausch der Führungsspitze wird auch im Portfolio des österreichischen Unternehmens reiner Tisch gemacht.

Ohnehin, das Portfolio: Im Februar kündigte Sen an, „eine Handvoll“ Unternehmensteile veräußern zu wollen. Inzwischen gibt es eine erste „Spekulationsmasse“. So stehen offenbar die erst 2020 übernommenen Kinderwunschkliniken der Eugin-Gruppe ebenso zum Verkauf wie das auf Gesundheits-Apps spezialisierte Software-Unternehmen Curalie. Zudem dürfte Fresenius sich auch von Kliniken etwa in Lateinamerika trennen.

Die Verkäufe sind eine wichtige Stellschraube, denn Sens erklärtes Ziel ist es, Fresenius rentabler zu machen und zugleich die hohe Verschuldung des Konzerns zu drücken. Dafür konzentriert sich Fresenius künftig auf zwei Säulen: die Klinikgesellschaft Helios und die unter anderem auf klinische Ernährung, Biosimilars und Medizintechnik spezialisierte Tochter Kabi. Nach Einschätzung von Victoria Lambert von der Privatbank Berenberg dürften die Kennziffern für eine gewisse Entspannung sorgen, denn die Kernsparten Kabi und Helios entwickelten sich weiterhin planmäßig, während sich die Ergebnisse bei Vamed der Gewinnschwelle näherten.

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Stabile Jahresergebnisse erwartet

Für das laufende Jahr hat das Management bislang angekündigt, unter Ausklammerung von Fresenius Medical Care den Umsatz aus eigener Kraft im mittleren einstelligen Prozentsatz zu steigern. Das um Sonder- und Wechselkurseffekte bereinigte Betriebsergebnis (bereinigtes Ebit) dürfte allerdings höchstens in etwa stabil bleiben, im schlimmsten Fall wird ein Rückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich erwartet – auch dies gilt ohne FMC.

DZ-Experte Sven Kürten sieht unterdessen den Konzern auf gutem Weg. Die „neue“ Fresenius – also mit dekonsolidierter FMC – sei operativ wachstumsstark und habe ein hohes Potenzial zur Schuldentilgung. Die aktuelle Diskussion um einen einmaligen Dividendenverzicht zugunsten üppiger staatlicher Energiehilfen für die Kliniktochter Helios sieht er als unkritisch für Fresenius. Der Konzern könnte die hohe Nettoverschuldung weiter senken, argumentierte er kürzlich in einer Studie, was im aktuellen Zinsumfeld sehr attraktiv wäre.

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