
kma: Digitales Entlassmanagement ist gesetzlich für alle Kliniken ein Muss. Was hat Sie bei Sana bewogen, für alle Häuser ein System einzuführen? Warum haben Sie sich für Recare entschieden?
Kemp: Das digitale Entlassmanagement ist bei uns ein Baustein unseres Patientenportals MeineSana. Unsere Vision ist es dabei, die gesamte Patientenreise auf einer Plattform abzubilden, also von der ersten Kontaktaufnahme, über die Terminvereinbarung und die Anamnese bis hin zur Entlassung und gegebenenfalls Nachsorge. Für alle Bestandteile haben wir Partner gefunden. Fürs Entlassmanagement hat uns Recare überzeugt – neben vielen anderen Aspekten waren wir von der Leistungsfähigkeit und der weiten Verbreitung angetan. Das ist gerade für eine Gruppe mit über 40 Häusern ein wichtiger Faktor.
Und wir sind überzeugt, dass auch die Verbindung von Recare und Sana die Attraktivität der Plattform weiter steigern wird, denn Plattformen leben nun einmal auch von Größe.
Die Sana Kliniken AG gehört zu einem der ersten Klinikkonzerne in Deutschland, der diesen Schritt gegangen ist und alle Häuser auf ein Entlassmanagement-System umgestellt hat. Was macht Sie so sicher, dass Entlassmanagement auch nach dem Förderzeitraum durch das KHZG weiterhin eine Bedeutung für Ihren Konzern haben wird? Oder haben Sie bewusst auf Recare gesetzt, weil die Wahrscheinlichkeit gering ist, dass es ihn in ein paar Jahren nicht mehr gibt?
Investitionssicherheit ist natürlich ein wichtiger Faktor, aber nicht der einzige. Ein digitales Entlassmanagement passt – ganz unabhängig von der KHZG-Förderung – hervorragend in unsere strategische Ausrichtung, die gesamte Patientenreise zu digitalisieren. Dabei ist Digitalisierung kein Selbstzweck. Wir schauen uns die Prozesse an und verstehen digitale Anwendungen als Unterstützung von Prozessen, die den Patienten die Versorgung erleichtern und unseren Mitarbeitenden die Arbeit, da das Nachtelefonieren und Faxen deutlich reduziert wird – im besten Fall komplett entfällt.
Sie verfolgen bei Sana die Idee des digitalen Krankenhauses. Entlassmanagement steht dabei ja am Ende der Patient Journey. Wie wollen Sie die ersten beiden Bausteine des KHZG vorantreiben, das Aufnahme- und Behandlungsmanagement. Ich habe von einer eigenen Plattform-Lösung gehört. Wie sieht diese genau aus und wann wird der Roll-out dafür sein?
Nach dem Entlassmanagement ist für uns noch lange nicht Schluss. Perspektivisch ist auch an die Versorgung mit Heil- und Hilfsmitteln gedacht. Und darüber hinaus geht es um die Nachsorge, die auch ambulant erfolgen kann. Sana verfügt mittlerweile über 650 Kassenarztsitze. Wir sind somit einer der großen Anbieter ambulanter Versorgung. Auch diese ambulanten Angebote wollen wir auf MeineSana darstellen. Und wir wollen unser Portal auch gerne für Dritte öffnen. Also: Wir wollen dem Patienten über unsere eigenen Versorgungsleistungen hinaus ein Partner sein.
Zur Person
Stefanie Kemp erweitert seit September 2022 als Chief Transformation Officer (CTO) den Vorstand der Sana Kliniken AG. Sie ist insbesondere für alle digitalen Bereiche und Projekte, die Informationstechnologie sowie Prozessoptimierung verantwortlich. Die erfahrene Managerin stieß vom US-amerikanischen Softwareunternehmen Oracle zu den Sana Kliniken. Aber auch davor sammelte sie berufliche Erfahrung als Chief IT oder Digital Officer – beispielsweise bei mehreren Finanzdienstleistern, weltweit agierenden Familienunternehmen und beim Energiekonzern RWE. Das Gesundheitswesen ist der ursprünglich gelernten Kinderkrankenschwester nicht fremd und es ist für sie eine Herzensangelegenheit, einen Teil dazu beizutragen, dieses zu verbessern.





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