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Test auf drei StationenWarum braucht das CTK ein Patiententransportportal, Herr Ortmann?

Zeitintensives Telefonieren, um Fahrdienste für die Patientenbeförderung zu organisieren, soll am Carl-Thiem-Klinikum bald Vergangenheit sein. Die künftige Uniklinik testet ein digitales Buchungssystem. kma hat bei Dr. Steffen Ortmann nachgefragt.

Patiententransportportal CTK
CTK
Die Zentrale Notaufnahme am CTK ist eine der Stationen, die das neue Patiententransportportal bereits testen.

Medizinische Beförderungen von Patienten sind nicht selten ein aufwändiges Unterfangen. Um einen geeigneten Fahrdienst zu finden, sind meist viele zeitintensive Telefonate notwendig – weil oft spezielle Mobilitätsanforderungen zu erfüllen sind und der Transport zu einem konkreten Termin sichergestellt sein muss. Das Carl-Thiem-Klinikum (CTK) in Cottbus will das ändern und lässt dafür seit dem 8. April drei Stationen die „Digitale Patientenbeförderung“ testen – eine Art „Lausitzer Marktplatz für Transporte“, sagt Dr. Steffen Ortmann.

Der Diplom-Informatiker leitet die Forschungstochter Thiem-Research des CTK, das Pilotierungspartner des Projektes der Integrierten Regionalleitstelle Lausitz (IRLS) der Stadt Cottbus ist. Seit dem 8. April können die Zentrale Notaufnahme (ZNA), die Strahlentherapie (Station S1) sowie die Dialyse (Station M2/2) anstehende Transporte digital buchen – egal, ob ein Patient nach der Dialyse nach Hause gebracht werden muss, auf einer Station eine Abverlegung ansteht oder ein Patient der ZNA doch kein stationärer Fall für das Krankenhaus ist.

Pflegekräfte telefonieren Fahrdienste ab

Statt wie bislang die gut zwei Dutzend infrage kommenden Fahrdienste in Cottbus nach freien Kapazitäten abzutelefonieren, stellen die Stationsteams ihre Anfrage jetzt über das neue Patiententransportportal. Die Fahrdienste können sich dort registrieren und Aufträge bestätigen, wenn sie freie Ressourcen haben und die Bedingungen erfüllen können.

Eine Woche nach dem Start seien 22 erfolgreich beendete Fahrten und zwei angemeldete Fahrten aufgezeichnet worden, meldet das CTK, und alle seien „überraschend super-happy“, sagt Ortmann: „Alles hat nahtlos funktioniert.“ Zwölf Fahrdienstunternehmen aus Cottbus seien bereits angemeldet, das ist etwa die Hälfte aller Anbieter, von Taxibetrieben über das DRK bis hin zu privaten Dienstleistern.

Pilotprojekt ist bis September finanziert

Ortmann verspricht sich von dem Angebot mehr Effizienz, weniger Fehler durch mündliche Übermittlung und vor allem Entlastung für das Personal. „Bislang liegen auf den Stationen Visitenkarten von Fahrdiensten, und jede Station telefoniert die dann für sich ab, um die Transporte zu organisieren“, sagt Ortmann, „das ist ein echter Stressfaktor für die Pflege und eigentlich nicht Teil ihrer Arbeit.“ Läuft der Test weiter so gut, sollen relativ zügig nach und nach alle Stationen des CTK und das MVZ angeschlossen werden und darüber hinaus auch andere Krankenhäuser in der Region sowie weitere externe Partner.

Mittelfristig schwebt Ortmann ein zentrales Buchungssystem für die gesamte Lausitz vor, dem sich alle Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen, Pflegedienste, Arztpraxen und weitere medizinische Einrichtungen anschließen können. Das Pilotprojekt ist bis September über das Förderprogramm Modellprojekte „Smart Cities“ finanziert, denn Cottbus gehört zu den ausgewählten Städten, die das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen und die Kreditanstalt für Wiederaufbau seit Juli 2019 für die Gestaltung des digitalen Wandels fördern.

Automatisierte Verbindung zum Rettungsdienst

Ende April soll dann auch die eigentliche Kernidee des Portals in den Testbetrieb gehen, so Ortmann. Als das Projekt begann, stand die automatisierte Verbindung zwischen Notaufnahme und Rettungsdienst im Fokus. Dabei geht es um die qualifizierten Krankentransporte, die ausschließlich über die Leitstelle (IRLS) abgewickelt werden. Auch diese Beförderungen sollen statt telefonisch künftig digital erfolgen und automatisch im System der IRLS hinterlegt werden, samt der Voraussetzungen wie etwa Rollstuhl, Liegend-Transport oder Sauerstoff-Gabe. „Das System nimmt die Anfrage an, und der Algorithmus disponiert sie ein“, erklärt Ortmann.

Durch die Digitalisierung bekommen wir einen detaillierten Überblick über die Bedarfe.

Durch die Digitalisierung des gesamten Prozessablaufs ergebe sich eine enorme Erleichterung im Arbeitsalltag, sagt IRLS-Servicebereichsleiter Ingolf Zellmann. Bisher sei die Buchung von medizinischen Beförderungen eine sehr zeitintensive Aufgabe. Dass medizinische Einrichtungen und Fahrdienste über das Portal nun leichter zueinander finden, ist Zellmann nur recht. So belasten ihre Anfragen künftig weniger den Rettungsdienst und blockieren seltener die begrenzten Ressourcen, die für Notfälle und hoch spezialisierte Transporte reserviert bleiben sollen.

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CTK-Mann Steffen Ortmann denkt derweil noch etwas weiter: „Durch die Digitalisierung bekommen wir einen detaillierten Überblick über die Bedarfe“, sagt er. Wann sind Transporte gefragt? Wie lange dauern sie? Und zu welchen Zeiten haben zum Beispiel Notaufnahmen Probleme, Fahrten zu organisieren – etwa am Wochenende, wenn die privaten Dienste nicht im Einsatz sind. „Es wird eine genaue Statistik entstehen“, so Ortmann, die dann auch für die künftige Planung und Organisation des Rettungsdienstes genutzt werden könne – und perfekt zu der Universitätsmedizin passt, die in Cottbus entsteht. „Einer unserer Schwerpunkte wird die Gesundheitssystemforschung sein“, erklärt Ortmann, „und da werden wir uns auch genau solche Versorgungsfragen stellen.“

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