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KommentarDigitalisierung ist keine Frage des Alters

Telemedizin heißt ganzheitliche Medizin

Wir sprechen immer wieder davon, dass zielführende Therapien einen ganzheitlichen Ansatz benötigen. Und auch dort kann Telemedizin eine wichtige Rolle spielen. Nämlich dann, wenn Ärztinnen und Ärzten eine Art Dashboard zur Verfügung steht, anhand dessen sie den gesundheitlichen Zustand ihrer Patienten beurteilen, fundierte Entscheidungen treffen und gegebenenfalls an medizinische Fachkräfte delegieren können. Jeder CEO hat ein solches Tool zur Verfügung. Auf Unternehmensebene heißt das Business Intelligence. Es muss doch möglich sein, diese Business Intelligence auf eine Health Intelligence zu übertragen – und zwar so, dass sie Medizinern einen Mehrwert bietet und sie nicht zusätzlich belastet.

Eine solch intelligente Medizin würde nämlich bedeuten, den „Luxus“ zu haben, Menschen länger in ihren eigenen vier Wänden zu lassen, wann immer und wo immer das möglich ist – sei es bei einer Infektion, die zwar überwacht aber keine intensivmedizinische Betreuung erfordert, oder bei älteren Menschen, die zwar Unterstützung aber noch nicht unbedingt eine 24-Stunden-Betreuung benötigen. Auch hier, Sie ahnen es, ist Telemedizin ein wichtiger Teil der Lösung. Und welchen Vorteil eine solche Entlastung des Gesundheitssystems haben kann, wurde uns im Rahmen der Corona-Pandemie ja nun eindrucksvoll vor Augen geführt. 

Sogar Gesetzgeber und Kostenträger fangen an, sich von den zahlreichen Vorteilen telemedizinischer Lösungen überzeugen zu lassen. Das zumindest lässt sich sowohl aus der aktuellen Gesetzgebung als auch aus den Änderungen der Erstattungspolitik schließen, die gerade beginnt.

Nicht länger warten!

Kurz: Patienten wollen sie, bei Ärzten, Pflegern und Klinikmitarbeitern kommen die Vorteile langsam an. Nun ist es am Gesetzgeber, den Leistungserbringern und Kassen sowie der Industrie, aufs Tempo zu drücken, um bestehende telemedizinische Lösungen noch besser zu machen, die Erstattung zu regeln, den Wettbewerb zu fördern und mit den Anwendern zu sprechen, wo wir Dinge noch besser machen können.

Wir müssen über sektorübergreifende Lösungen sprechen, die Silos abbauen und Hürden überwinden. Wir müssen für eine noch größere Akzeptanz sorgen. Ich sehe eine große Chance für die Telemedizin, wenn wir unser Bedenkenträgertum über Bord werfen und stattdessen konstruktiv werden – das, finde ich, kann man gar nicht oft genug betonen. Wir dürfen nämlich nicht vergessen: Die ersten telemedizinischen Pionierlösungen sind hierzulande noch in den 90ern entstanden. Irgendwie sind wir es diesen Vordenkern doch auch schuldig, die Führungsposition bei der Digitalisierung des europäischen Gesundheitssystems zu verteidigen, oder?

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